Neuer AUA-Chef verwirft Pläne seines Vorgängers

Die AUA vollzieht unter ihrem neuen Chef einen Kurswechsel. Kay Kratky, erst seit gut acht Wochen in Wien, hat die Pläne seines Vorgängers Jaan Albrecht, Flugbegleiter und Piloten für die zwei Wiener Eurowings-Flugzeuge zu stellen, gestoppt.

Stattdessen will Kratky im Sommer 2016 unter der Marke Austrian Airlines mit zwei zusätzlichen Flugzeugen im Flugverkehr nach Deutschland wachsen. Vorstandsbeschlüsse gibt es dazu noch nicht. Auch der formale Segen des Aufsichtsrats steht aus. Allerdings hat Kratky die Sache mit Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr und dem AUA-Aufsichtsratsvorsitzenden Harry Hohmeister abgesprochen. Kratky setze darauf, als Netzwerkairline und nicht als Billigflieger zu wachsen, hieß es zur Begründung aus dem AUA-Management.

Schulungen gestoppt

Ursprünglich war geplant, dass die AUA die zwei Eurowings-Maschinen, die in Wien stationiert werden, bereedert. Die AUA hat dafür schon Personal aufgenommen, am Donnerstag wurden laut APA-Infos die betreffenden Schulungen gestoppt. Die 80 Piloten und 90 Flugbegleiter, die bis Jahresende eingestellt werden, brauche man trotzdem, hieß es aus der Fluggesellschaft.

Spätestens dann, wenn man nächstes Jahr Flüge von der AUA-Mutter Lufthansa übernimmt. Fix ist das aber noch nicht. In Diskussion stehen Verbindungen nach Frankfurt und München und auch nach Hamburg und Düsseldorf.

Keine Änderung bei Eurowings-Plänen

Kratkys Entscheidung, die zwei Eurowings-Jets in Wien nicht zu managen, fiel quasi in letzter Minute. Denn der erste Flug von Eurowings findet schon am 9. November statt. Danach wäre die Kooperation zwischen AUA und Eurowings kaum noch zu stoppen gewesen. An den Eurowings-Plänen der Lufthansa soll sich aber nichts ändern. Europas größter Luftfahrtkonzern will mit Eurowings einen europaweiten Billigflieger aufbauen, Firmensitz von Eurowings Europe ist Wien. Nach dem Nein von Kratky muss Eurowings für die Strecken ab Wien aber nun selbst Piloten und Flugbegleiter einstellen, einen Kollektivvertrag gibt es bei Eurowings nicht.

Boeing 777

AUA

Neo-Chef Kratky will kein AUA-Personal für Eurowings bereitstellen

Eurowings plant, von Wien aus unter anderem nach Mallorca, Barcelona und London-Stansted zu fliegen. Der erste Eurowings-Airbus wird demnächst in Wien stationiert, der zweite A320 folgt im Frühjahr. Mit der AUA gibt es ein Codeshare-Abkommen, die AUA übernimmt auch Bodenabfertigung und Wartung. Bei den Streckenentscheidungen von Eurowings ab Wien hat die AUA das letzte Wort.

Betriebsrat fühlt sich „belogen“

Dass die AUA doch kein Flugpersonal für Eurowings stellt, bringt Betriebsrat und Gewerkschaft auf die Barrikaden. Sie sehen sich von der Lufthansa-Führung „belogen“ und befürchten eine „Unterwanderung der Sozial- und Kollektivvertragsstandards der AUA“, wie Bordbetriebsratschef Karl Minhard und die Gewerkschaft vida am Freitag mitteilten.

Im Gegensatz zur AUA soll es bei der Billigschwester Eurowings keinen Kollektivvertrag (KV) geben. „Wovor wir gewarnt haben, ist nun eingetreten. Die Lufthansa-Führung hat uns und die Belegschaft in puncto Eurowings offenbar hinters Licht geführt“, wird in einer Aussendung kritisiert. Eurowings stelle nun für die AUA keine Chance mehr dar. „Vielmehr wurde uns ein Kuckucksei untergejubelt“, so Minhard und vida-Gewerkschafter Johannes Schwarcz.

Langstrecken auf dem Prüfstand

Nicht nur bei Eurowings verwirft der neue AUA-Chef die Pläne seines Vorgängers, auch die Langstrecke ist auf dem Prüfstand. Kratky habe eine Liste über die Profitabilität der einzelnen Fernflüge verlangt, heißt es aus dem Management. Ob nach Dubai wie kolportiert auch Delhi eingestellt wird, ist aber noch nicht entscheiden. Andere Langstrecken könnten ausgedünnt werden. An der grundsätzlichen Langstreckenexpansion will Kratky aber festhalten.

Als Drehkreuzmanager der AUA-Mutter Lufthansa in Frankfurt hatte sich Kratky 2011 ebenfalls eine solche Liste vorlegen lassen, daraufhin wurden binnen kurzer Zeit fünf Langstreckendestinationen gestrichen. Bei der AUA gehe es darum, die Profitabilität der Langstrecke zu optimieren, hieß es zur Begründung. Im April 2016 kommt mit Schanghai ein neues AUA-Flugziel in China dazu. Da die Flotte nicht aufgestockt wird, ist noch unklar, wie die Strecke bedient werden soll.

Die AUA setzte unter Kratkys Vorgänger Albrecht auf eine Expansion vor allem in Nordamerika. Nach Chicago und Newark nimmt die AUA mit Miami diesen Oktober die nächste US-Destination auf. Mit Mauritius und Colombo auf Sri Lanka gibt es im heurigen Winterflugplan auch zwei neue rein touristische Langstrecken. Ab November fliegt die AUA zudem einmal pro Woche nach Marrakesch in Marokko. Im Gegenzug wurden wegen der schwachen russischen Nachfrage die Flüge nach St. Petersburg und Rostow gestrichen.

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