Häupl zieht positive Bilanz über Rot-Grün

Die Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl sind zu Gast im „Wien heute“-Studio. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) wollte sich nicht auf Koalitionsspekulationen einlassen, zog aber eine überwiegend positive Bilanz über Rot-Grün.

Trotz aller Schwankungsbreiten sagen die Umfragen bei der Wien-Wahl am 11. Oktober ein enges Rennen zwischen der SPÖ und der FPÖ voraus. Häupl scheint das nicht zu stören. „Ich halte die Umfragen so wie sie da sind, für nützlich“, sagte er. Auf Koalitionsspekulationen wollte er sich nicht einlassen. Sollte sich weder Rot-Grün noch Rot-Schwarz ausgehen, müsste sich Häupl neue Partner suchen. „Über diese Brücke gehen wir, wenn wir davor stehen. Jetzt haben wir einmal Respekt vor dem Wähler, er wählt in einer Woche, dann schauen wir uns die Entscheidung an, dann schauen wir weiter.“

Häupl gegen Minderheitsregierung

Eine Zusammenarbeit mit der FPÖ schließt Häupl aus, wäre daher auch eine Minderheitsregierung eine Möglichkeit, fragte Chefredakteur Paul Tesarek. „Eine Minderheitsregierung hat den riesigen Nachteil, dass Minderheit vor dem Wort Regierung steht. Ich habe lieber eine Mehrheitsregierung, da steht Mehrheit davor. Für eine Stabilität in einer Wirtschaftskrise sorgt so etwas nicht.“

Häupl

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Häupl im „Wien heute“-Studio

Flüchtlinge: Meiste „rennen um ihr Leben“

In der Flüchtlingsthematik sprach sich Häupl für Hotspots an den EU-Außengrenzen aus, wo die Menschen registriert werden. „Dann wissen wir endlich Bescheid, was ist wirklich und die Propaganda hört sich auf.“ Der FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache irre, wenn er sagt, der Großteil der Menschen, die zu uns kommen, seien Wirtschaftsflüchtlinge. Der überwiegende Teil kann sich entweder entscheiden, ob sie von den Mörderbanden der IS erschossen werden oder ihre Kinder in den umliegenden Großlagern verhungern. Das ist die wirkliche Wirklichkeit. Natürlich machen sich die auf den Weg, das ist gar keine Frage. Der überwiegende Teil sind Menschen, die um ihr Leben rennen."

Michael Häupl (SPÖ) in „Wien heute“

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zog eine vorwiegend positive Bilanz über Rot-Grün und präsentierte sein Rezept gegen Arbeitslosigkeit.

Auch der Arbeitsmarkt werde mit den Flüchtlingen fertig, sagte Häupl. „Wir haben 12.000 Asylwerber derzeit in Wien, aber auch 250.000 tägliche Einpendler aus den Bundesländern. Daher halte ich das für eine relativ verwegene Aussage, dass dies den Arbeitsmarkt belastet.“ Das Problem für den Arbeitsmarkt sei die Wirtschaftskrise. Er setze daher auf Investitionen. „Betriebsansiedelungen sind wichtig. Investitionen sind wichtig. Dadurch entsteht Wirtschaftswachstum. Durch Wirtschaftswachstum können wir den Arbeitsmarkt wieder in Ordnung bringen", sagte Häupl. "Wir wollen uns aus der Krise herausinvestieren. Wir haben einen Plan, wie man von der Arbeitslosigkeit wegkommt. Andere reden nur und haben keinen.“

Häupl

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Michael Häupl zeigte sich über Bundespräsidenten-Frage amüsiert

Häupl sprach sich dafür aus, dass neben den Kosten für Flüchtlinge aus nachhaltige Investitionen aus dem Finanzausgleich zwischen Ländern und Bund „herausgerechnet" werden. Mit den Investitionen meine er Geld für Schulen, Krankenhäuser oder Kindergärten. Häupl wollte keine negative Bilanz über die Zusammenarbeit mit den Grünen ziehen. „Ich wüsste nicht, warum. Wir haben über weite Strecken gut gearbeitet. Es ist halt das eingetreten, was ich bei Koalitionsbeginn gesagt habe. Lieber streite ich mich über Verkehrsfragen als über Bildungsfragen. Vom Streit über Verkehrsfragen haben wir ja reichlich Gebrauch gemacht.“

„Muss nicht meine letzte Wahl gewesen sein“

Es wirke so, als ob das Duell mit Strache neue Lebensgeister in Häupl wecke. Könne er sich gar vorstellen, in das ganz große Duell zu gehen und möglicherweise gegen Erwin Pröll als Bundespräsident zu kandidieren, wollte Tesarek wissen. „Das finde ich großartig. Eine Woche vor der Wien-Wahl mich das zu fragen. Aber damit das klar ist: Ich trete nicht als Bundespräsident an", sagte Häupl. Er wollte sich auch nicht festlegen, ob er die kommenden fünf Jahre im Amt bleiben wird oder vorher in Pension gehen könnte. „In meinem Alter ist es keine Koketterie: Wenn man merkt, dass man bei den Leuten ankommt und wenn man gesund bleibt, warum nicht bleiben? Es muss auch nicht meine letzte Wahl gewesen sein."

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