Frauen seit 50 Jahren bei der Polizei

Vor 50 Jahren wurde in Wien unter Polizeipräsident Josef Holaubek der erste Polizeikurs für Frauen ausgeschrieben. Die umgangssprachlich als „Holaubek-Mädels“ bekannten Frauen waren Pionierinnen im Exekutivdienst.

„Heute sind Frauen bei der Polizei keine Seltenheit. Der Anteil der Frauen in der Exekutive nimmt seit Jahren ständig zu“, betonte die Landespolizeivizepräsidentin Michaela Kardeis bei einem Treffen ehemaliger Polizistinnen, die vor 50 Jahren als erste Frauen ihre Ausbildung in Wien begannen.

Mehr Polizistinnen in Ausbildung

Bereits im Jahr 2006 wurde ihr zufolge bundesweit die Zehnprozentgrenze überschritten, und alleine in Wien stellten die Beamtinnen mit 1.322 von insgesamt 7.600 Exekutivbeamten heute einen Anteil von 17 Prozent. Aktuelle Zahlen der Polizeischule Wien zeigen ebenfalls einen steigenden Trend: Von 850 Schülern sind 204 (24 Prozent) angehende Polizistinnen.

"Holaubek-Mädels"

ORF

Polizistinnen mussten vor 50 Jahren noch Röcke tragen

Frauen wegen Personalmangels eingestellt

Seit der Öffnung der Wiener Polizeischule für Frauen im Jahr 1965 hat sich für die angehenden Polizistinnen viel geändert. „Damals hatten wir reine Mädchenklassen, und in der Kaserne, in der wir untergebracht waren, hat eine Sittenwächterin Tag und Nacht darauf geachtet, dass alles in Ordnung ist“, erzählte eine Beamtin der ersten Stunde. Auch der Ton in der Polizeischule sei damals noch militärischer gewesen, und am Beginn ihrer Karriere mussten die Polizistinnen gemäß der strengen Kleiderordnung Röcke tragen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

„Holaubek-Mädels“ inzwischen in Pension

Es klingt fast unglaublich, aber erst vor 50 Jahren wurden in Wien zum ersten Mal 36 Frauen zur Polizeischule zugelassen. Dieses runde Jubiläum feierten die Pionierinnen von damals jetzt mit einer Art Klassentreffen in der Wiener Polizeidirektion. Patrick Budgen hat mit den pensionierten Beamtinnen zurückgeschaut.

Die neue Berufsmöglichkeit führten die anwesenden Frauen auf den damaligen Personalmangel bei der Polizei zurück. „Es gab kaum männliche Bewerber, und daher hat Holaubek den Entschluss gefasst, auch Damen zuzulassen.“ Offiziell waren die Politessen bis zum Jahr 1971 für die Überwachung des ruhenden Verkehrs (also für die Kontrolle von Halte- und Parkverboten) eingesetzt, erst ab 1991 wurden Polizistinnen in das gesamte Aufgabengebiet der Polizei integriert.

"Holaubek-Mädels"

ORF

Polizistinnen durften nur eine Trillerpfeife, aber keine Waffe tragen

„Leistung wurde respektiert“

Auch das Tragen einer Waffe war vorerst den männlichen Kollegen vorbehalten, die „provisorischen Polizeiwachmänner“ waren lediglich mit einer Trillerpfeife ausgestattet.

Polizeipräsident Josef Holaubek

ORF

Der damalige Polizeipräsident Josef Holaubek

„Ich kann mich erinnern, dass ich einmal zu einem Einsatz im Stadtpark gerufen wurde. Ich hatte zwar nur meine Pfeife, aber man hat sich auch damit durchsetzen können“, sagte eine ehemalige Beamtin, die auf eine 37-jährige Karriere bei der Polizei und sogar im Kriminaldienst zurückblicken kann.

Ab und zu habe sie mit Vorurteilen männlicher Kollegen zu kämpfen gehabt, sich während Einsätzen Respekt zu verschaffen sei aber kein Problem gewesen. „Wenn man seine Leistung erbracht hat, wurde man auch akzeptiert“, betonte die Ehemalige. Rückblickend würde sie sich jedenfalls wieder für den Polizeiberuf entscheiden. „Heute ist vieles einfacher, und auch der Aufstieg in der Karriere ist für die Frauen möglich.“

Links: