NS-Bestand: WU retournierte Bücher

Die Wirtschaftsuniversität (WU) hat knapp 700 Bücher aus den Beständen ihrer Bibliothek an die Erben von Leopold Singer (1869 - 1942) retourniert. Der jüdische Chemiker war 1939 gezwungen worden, Wien zu verlassen.

Nach dem 2010 gestarteten NS-Provenienzforschungsprojekt wurden bisher rund 51.000 Bände aus dem Untersuchungszeitraum 1933 bis 1946 im Bestand der WU-Hauptbibliothek auf Provenienzspuren hin untersucht. Nach Recherchen in nationalen und internationalen Archiven wurden bedenkliche Erwerbungen dokumentiert und im Onlinekatalog sichtbar gemacht.

WU-Bibliothek

APA / Helmut Fohringer

Bisher wurden rund 51.000 Bände aus dem Untersuchungszeitraum 1933 bis 1946 auf Provenienzspuren untersucht

1.121 bedenkliche Erwerbungen

Außerdem wurden Dossiers erstellt, um die Erbensuche und die Vorbereitung von Restitutionen voranzutreiben. Dabei arbeitet die WU mit dem Nationalfonds, der Kultusgemeinde und der Arbeitsgruppe NS-Provenienzforschung der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) zusammen. So konnten etwa in den vergangenen beiden Jahren Werke an den Filmemacher Wolf Suschitzky und die Arbeiterkammer zurückgegeben werden. Insgesamt wurden 1.121 potenziell bedenkliche Erwerbungen ausgemacht, die 74 Personen und 118 Institutionen zugeordnet wurden.

Weitere Bücher werden geprüft

Nicht eindeutig geklärt werden konnte, wie die vor allem dem Gebiet der Petrochemie zuzuordnenden Werke Singers an die WU-Bibliothek kamen. Es bestehe der „begründete Verdacht, dass diese im März 1942 im Dorotheum erstanden, in einer Lieferung von 87 Kisten an die WU-Bibliothek kamen und in den Bestand der Bibliothek aufgenommen wurden“. Ein weiteres Buch fand sich im Bestand der Parlamentsbibliothek. Bis Ende 2015 sollen weitere 15.000 Bände aus dem Untersuchungszeitraum 1946 bis 1950 überprüft werden.

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