US-Literaturstars bei „Erich Fried Tagen“

Erstmals in Österreich lesen die US-amerikanischen Autoren Phil Klay und William T. Vollmann im Rahmen der „Erich Fried Tage“. Der Erich Fried Preis geht heuer an die Schweizer Autorin Dorothee Elmiger.

Kriegerische Auseinandersetzungen, globale Flüchtlingsbewegungen, wie Wien sie gerade erlebt, politische Verfolgung und staatliche Überwachung, Naturkatastrophen und Epidemien geben den Thema „Facts and Fiction“ der „Erich Fried Tage“ eine besondere Aktualität. Das Genre der literarischen Reportage liegt zwischen Literatur und Journalismus. Bis Sonntag findet das Programm im Akademietheater und Literaturhaus Wien statt und bringt internationale Literaturgrößen nach Wien.

Die Grenzgänger Phil Klay und William T. Vollmann

Der Schriftsteller Phil Klay, der unter anderem über seine Zeit als US-Soldat im Irak schrieb, liest am Samstag zum ersten Mal in Wien. Es ist gleichzeitig auch seine erste Lesung in ganz Europa. Klays 2014 veröffentlichtes Buchdebüt „Redeployment“ („Wir erschossen auch Hunde“) mit Erzählungen aus dem Irak-Krieg, wurde mit dem amerikanischen National Book Award ausgezeichnet. „Man hat eine besondere Verantwortung, wenn man über den Krieg schreibt“, sagt der amerikanische Autor.

Bild von Phil Klay

Hannah Dunphy

Der US-amerikanische Autor Phil Klay liest am Samstag im Literaturhaus

William T. Vollmanns Bücher drehen sich um Themen der Gewalt und ihrer ethischen Bewertung. Vollmann veröffentlichte bereits 20 Bücher und ist als Journalist unter anderem für The New Yorker und The New York Times Magazine tätig. Sein Anspruch an Genauigkeit und Authentizität führte ihn immer wieder in Krisenregionen wie nach Afghanistan zu den Mudschahedin.

Autor Liao Yiwu liest seine „verbotene Literatur“

Die Erich Fried Tage, die sich in den vergangenen Jahren von einer Veranstaltung mit Tagungscharakter zu einem der interessantesten Literaturfestivals weiterentwickelt haben bietet heuer viele spannende Auftritte und Lesungen. Es ist ein breiter Bogen, den das Festival in Diskussionen, Festvorträgen und Gesprächen spannt, denn neben erfahrenen und preisgekrönten Reportageschreibern werden Filmemacher, Reisezeichner und Graphic-Novel-Künstler ihre Positionen vertreten.

Einen weiteren spannenden Auftritt gibt es von dem nach Deutschland geflüchteten chinesischen Autor Liao Yiwu, dessen Werke in China seit 1987 zur verbotenen Literatur gehören. Yiwu liest am Donnerstagabend seinen neuen Text „Mein Gefängnis. Mein Tempel“ erstmals in Österreich und diskutiert im Anschluss mit dem Journalisten Wolfgang Popp.

Themenschwerpunkt am Freitag ist die filmische Reportage: Nach einer Lesung der österreichischen Dokumentarfilmerin Judith Zdesar folgt ein mit Filmbeispielen angereicherter Vortrag der amerikanischen Videokünstlerin Hope Tucker, im Anschluss diskutieren beide Künstlerinnen mit Thomas Ballhausen.

Dorothee Elmiger gewinnt Erich Fried Preis

Den Höhepunkt bildet am Sonntag schließlich die Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Erich Fried Preises 2015 an die Schweizerin Dorothee Elminger. In der Jurybegründung von Reto Hänny heißt es: „Dorothee Elmiger gelingt es, die brennenden Zeitfragen in eine poetische Prosa umzusetzen, die einen in der literarischen Welt neuen, unerhörten Klang anschlägt. Ihre Bücher sind hochpolitisch, aber sie predigen nicht, sondern eröffnen mit einem Sturm nie zuvor gesehener Bilder Räume und überschreiten Grenzen, ohne ihr Geheimnis zu verraten.“

Bild von Dorothee Elmiger

Johannes Puch

Dorothee Elmiger nimmt am Sonntag den Erich Fried Preis entgegen

Der Debüt-Roman der 1985 geborenen Schweizerin „Einladung an die Waghalsigen“ wurde unter anderem mit dem aspekte-Preis und dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet. Für ihren zweiten Roman „Schlafgänger“ (2014) erhielt sie den Schweizer Literaturpreis 2015.

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