SPÖ-Finale: „Wien nicht Zerstörern überlassen“

Die SPÖ hat am Freitagabend in einem Zelt vor der Parteizentrale das Wahlkampffinale gefeiert. Bürgermeister Michael Häupl warb noch einmal für sich: Man dürfe „Wien nicht Zerstörern überlassen“, sagte er in Richtung FPÖ.

Laut SPÖ waren es 1.400 Menschen, die in das Festzelt vor der Löwelstraße kamen, um noch einmal dem Spitzenkandidaten zuzujubeln. Die gesamte Riege der Stadträte war anwesend, Mitglieder der Bundesregierung, der Gewerkschaften und Prominente wie der Physiker Werner Gruber. Viele verfolgten die Veranstaltung draußen auf einer Leinwand mit, weil drinnen kein Platz mehr war. Auch der Bürgermeister von Ljubljana, Zoran Jankovic, war angereist. „Der allerbeste Bürgermeister Europas ist Michael Häupl“, sagte er über seinen Amtskollegen. Bei seinem Amtsantritt habe er nur ein Ziel gehabt: „Dass meine Stadt so wie Wien verwaltet wird.“

Zur FPÖ: „Sind mehr und sympathischer als die“

Dass sich das nach der Wahl ändern wird, ist nach den öffentlich zugänglichen Umfragen unwahrscheinlich. Der Wahlkampfmanager Georg Niedermühlbichler beschwor trotzdem noch einmal das „Duell“ mit der FPÖ. „Wir sind mehr als die, die bei der FPÖ am Stephansplatz waren, und wir sind viel sympathischer als die.“ Es gehe um jede Stimme, sagte er und forderte die Helfer auf, bis zum Schluss Werbung für Häupl zu machen. „So ein Einsatz wird sich am Sonntag bezahlt machen“, sagte Niedermühlbichler.

SPÖ-Abschluss

ORF.at/Roland Winkler

Auch der Kanzler war dabei

Faymann: Wien als „menschliches Gesicht Europas“

Bundeskanzler Werner Faymann lobte Wien als Stadt mit hoher Lebensqualität für alle. „Michael Häupl ist jemand, auf den man sich verlassen kann. Diese Stadt braucht einen Bürgermeister Michael Häupl. Diese Stadt ist deshalb so stark geworden, weil er Haltung gezeigt hat“, sprach Faymann auch das Flüchtlingsthema an. „Wir sind als das menschliche Gesicht Europas bekanntgeworden.“

Danach betrat Häupl die Bühne mit einem Kreisky-Zitat. „Sie wissen gar nicht, wie viel Lob man in meinem Alter vertragen kann“, sagte der Spitzenkandidat. „So viel Spaß hat mir ein Wahlkampf noch nie gemacht." Die Genossen wollten dann auch Einigkeit in der Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der FPÖ demonstrieren. „Nehmt’s bitte ein für alle Mal zur Kenntnis: Es hängt nicht am Michi Häupl alleine. Die Wiener Sozialdemokraten wollen mit einer Truppe, wie sie die Wiener Freiheitlichen darstellen, keine Regierungszusammenarbeit“, betonte er und erntete dafür viel Applaus. Das sei auch begründet. „Da geht es um Inhalte, Charakter und Anstand, nicht um Ausgrenzung, das ist etwas, dass der Herr Strache nicht versteht“, sagte Häupl.

SPÖ-Abschluss

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Häupl hatte viele Hände zu schütteln

„Ich schicke diese Kinder nicht zurück“

Zuvor hatte Häupl in seiner 45-minütigen Rede die Unterschiede zwischen ihm und Strache in verschiedenen Sachthemen herausgearbeitet, etwa in der Wohn- und der Verkehrspolitik und beim Umgang mit Flüchtlingen. „So eine Charakterlosigkeit muss man haben, um zu sagen, Krieg ist kein Asylgrund“, spielte er auf einen Strache-Sager an. Häupl berichtete von Erlebnissen mit Flüchtlingskindern, zum Beispiel von einer Zeichnung eines achtjährigen Mädchens, das er in einer Wiener Unterkunft getroffen hatte. „Sie hat ihre Eltern verloren und es geschafft, hierher zu kommen. Ich schicke diese Kinder nicht zurück.“

Am Sonntag stehe Charakter, Anstand und Humanität oder Hass und Ausgrenzung zur Wahl, so Häupl. In der Wohnpolitik sei es die Aufgabe der SPÖ, für finanzierbaren Wohnraum zu sorgen. Häupl appellierte dabei auch an die Bewohner der Gemeindebauten – besonders umkämpftes Terrain mit der FPÖ. Wenn jemand wegen eines Nachbarschaftskonflikts oder Ärgers über eine kaputte Glühbirne die FPÖ wähle, müsse man ihm sagen: „Ich verstehe das alles. Aber wenn Strache wirklich drankommt, dann verkauft er Ihnen die Gemeindewohnung unterm Hintern weg, so schnell können Sie gar nicht schauen.“

Häupl

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Nach der Rede wurde noch geschunkelt

In der Bildungspolitik sprach sich Häupl für die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen aus. Beim Verkehr bekannte er sich zum Ausbau der „Öffis“. Allerdings wolle er die Autofahrer nicht „pflanzen.“ In der Wirtschaftspolitik kündigte er neuerlich mehr Investitionen der öffentlichen Hand an, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Häupl bedankte sich bei seiner Partei für das Engagement im Wahlkampf und appellierte, noch bis zum Schluss zu laufen. „Wien ist so eine wunderbare Stadt, die man nicht Zerstörern überlassen soll. Ich bitte euch alle: Nehmt möglichst viele eurer Freunde, Verwandten von der Sportplatzkantine, vom Wirtshaus mit. Schenkt eurer Stadt zehn Minuten. Geht alle hin und stimmt für die Zukunft dieser Stadt und nicht für die Vergangenheit.“

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