Flüchtlinge „als Chance“ für Luxushotels

Die Anforderungen an familiengeführte Luxushotels steigen. Vor allem die Suche nach Mitarbeitern wird schwieriger. Die Branche sehe das Thema Flüchtlinge als „große Chance“, sagten Vertreter im Gespräch mit Journalisten.

Der Wettbewerb mit Vier-Sterne-Hotels, aber auch Plattformen wie Airbnb, sowie steigende Ansprüche der Gäste und ein Nachwuchsproblem zählen zu den größten Herausforderungen, erzählten die Geschäftsführer des Hotel Sacher in Wien und Salzburg und die Chefin des Bayerischen Hofs München.

„Großer Aufklärungsbedarf“ durch Flüchtlingskrise

Vor allem die Suche nach Mitarbeitern, die den Anforderungen gerecht werden und bereit sind, die Ansprüche zu erfüllen, wird schwieriger. Eine Chance sehen Alexandra Winkler, Geschäftsführerin des Hotel Sacher, und ihr Ehemann Matthias Winkler sowie Innegrit Volkhardt, Chefin des Hotels Bayerischer Hof, in den Menschen, die in der Flüchtlingskrise nach Österreich und Deutschland kommen.

Eine Möglichkeit wäre der Einsatz von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. In München ist das bereits der Fall, wie Volkhardt erzählte. In ihrem Hotel sei etwa ein „sehr motivierter“ Afghane eingestellt worden. „Wir sehen es als große Chance, diese Menschen in unser Umfeld zu intergieren.“

Durch die Flüchtlingskrise sei „großer Aufklärungsbedarf“ entstanden, erzählte Matthias Winkler. So gab es etwa besorgte E-Mail-Anfragen von Reisebüros, die von „millions of refugees“ sprachen. Insgesamt sehe man aber das Thema Flüchtlinge als „große Chance für unsere Branche“. Derzeit werde von einem Board an Direktoren ein Konzept erarbeitet, wie man diese Menschen als Arbeitskräfte in ihren Unternehmen einsetzen kann.

„Gesetzgebung der Realität Jahre hinterher“

„Ich gehe davon aus, dass es im nächsten Monat eine Antwort darauf geben wird“, sagte Winkler. „Wir wollen den ordentlichen Weg gehen, der entsprechend vorbereitet wird“, meinte er. Dass der Arbeitsmarkt nicht für Flüchtlinge geöffnet ist, sei ein klassisches Beispiel, bei dem die „Gesetzgebung der Realität Jahre hinterher ist“.

Dem Nachwuchsproblem will man auch mit dem verstärkten Einsatz von Quereinsteigern entgegentreten. Nur ein geringer Teil der Menschen, die eine Hotelfachschule besuchen, wollen dann tatsächlich im Tourismus arbeiten. Außerdem sollten Modelle entwickelt werden, die Maturanten ein Gastronomiejahr ermöglichen, so Winkler.

21 Luxushotels in Wien

In Wien gibt es 21 Luxushotels, also Fünf-Sterne- oder Fünf-Sterne-superior-Hotels, davon ist das Hotel Sacher laut eigenen Angaben das einzige familiengeführte Hotel. In den vergangenen Jahren sei das Angebot stärker gewachsen als die Nachfrage, sagte Matthias Winkler. „Die Konkurrenz ist groß, wir leben in einem Markt, wo sich die besten behaupten werden“, meinte auch Alexandra Winkler. Auch in München ist die Situation ähnlich, erklärte Volkhardt: Derzeit gibt es insgesamt in allen Kategorien 59.000 Betten, 2017 sollen es knapp 70.000 sein.

In Wien gibt es derzeit rund 62.000 Betten. Das Wachstum treffe zwar vor allem auf den Vier-Sterne-Bereich zu, allerdings wird das auch Auswirkungen auf die Fünf-Sterne-Hotels haben, die sich im Preisniveau nach unten bewegen werden müssen. In München habe es heuer erstmals ein rückläufiges Preisniveau gegeben.

Lernen "mit den Mitarbeitern anders umzugehen

Auch der Investitionsdruck auf den Gesamtzustand der Häuser steige durch die enge Marktlage, so Alexandra Winkler. Ein großes Marmorbad mit Dusche, Badewanne und Spiegelfernseher sei die Mindestausstattung. Im Salzburger Sacher werden derzeit 30 Zimmer umgebaut, vier gehen dabei zugunsten größerer Räume verloren. Die Größenordnung für einen Komplettumbau eines Zimmers liegt deutlich über 150.000 Euro. „Wir investieren im Jahr in unser Haus mindestens zehn Millionen Euro“, sagte Volkhardt. Um den Absprüchen gerecht zu werden, hat das Haus inzwischen rund 100 Zimmer weniger als vor 20 Jahren, als sie das Hotel übernahm.

Die persönliche Betreuung des Gasts, „der davon ausgeht, alles, was es gibt, kann ich auch bekommen“, wird immer wichtiger, meinte Alexandra Winkler. Der Unterschied von familiengeführten Hotels zu Kettenhotels liege im authentischen Wiener Umfeld. „Wenn der Frühstückskellner gefragt wird, was es am Abend in der Oper spielt, ist die Erwartungshaltung, dass er das beantworten kann“, nannte Matthias Winkler ein Beispiel: „Mitarbeiter mit dieser Dienstleistungsbereitschaft zu finden, ist für uns die größte Herausforderung.“ Man müsse lernen, „mit den Mitarbeitern anders umzugehen, um sie länger halten zu können“.

Expansionspläne gibt es, was das Hotel betrifft, nicht. In Bezug auf die Sachertorte können sich die Geschäftsführer aber vorstellen, international noch zu wachsen. Derzeit läuft eine Testphase mit einem Shop am Frankfurter Flughafen. Auch mit dem Konzept „Sacher Eck“, in dem es keine Küche, sondern nur Torte, Kaffee und Kleinigkeiten gibt, könne man sich vorstellen, über die Grenzen Österreichs hinauszugehen.

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