Stadler: „Jungunternehmer für Simmering“
Abschnittsweise wird die Simmeringer Hauptstraße bereits „Little Istanbul“ genannt. Rund 100 türkische Läden dicht beieinander lassen das Gefühl hochkommen, mitten in einem Wiener Bezirk in einer anderen Welt zu leben. „Das verursacht natürlich Unbehagen“, meinte Stadler am Donnerstag in einem APA-Interview. Er werde Möglichkeiten suchen, „um den Hebel anzusetzen, um das Ganze lockerer zu gestalten": „Wären die auf den Bezirk verteilt, würden sie nicht so auffallen.“ Mit den ansässigen Türken selbst habe er jedoch kein Problem, betonte Stadler, die seien fleißig und würden ihre Steuern zahlen.
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Wiener Jungunternehmer als neue Mieter
Im Interview mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek präzisierte Stadler einen Tag später seine Ankündigung. Man könne etwa mit Hausbesitzern sprechen, ob man nicht Wiener Jungunternehmer als Mieter aufnehmen könne. Es ginge lediglich darum zu verhindern, dass türkische Geschäfte sich „nicht so konzentriert ansiedeln“. An der bestehenden Situation lasse sich freilich nicht mehr viel verändern, räumte Stadler im „Wien heute“-Interview ein.
Studiogespräch: Paul Stadler, FPÖ Bezirksvorsteher Simmering
Neben der Situation in der Simmeringer Hauptstraße ging es in dem Gespräch auch um Gemeindebauten.
Stadlers Vorgängerin, Eva-Maria Hatzl (SPÖ), erklärte ihre Niederlage dadurch, dass es zu viele Ausländer in Gemeindebauten gebe und deswegen habe man die FPÖ gewählt. „Ich glaube, es ist immer eine gute Ausrede, wenn man alles auf die Ausländer schiebt“, antwortete Stadler. Es seien viele viele Kleinigkeiten gewesen, die den Wahlsieg der FPÖ bewirkt haben. Die FPÖ sei auf die Menschen zugegangen, habe mit den Menschen gesprochen, habe sehr viele Thematiken vorgegeben. Das habe die Bevölkerung aufgenommen, so Stadler. An der von Hatzl angesprochenen Situation in den Gemeindebauten könne er nichts ändern, so Stadler, das habe nichts mit Bezirkspolitik zu tun.
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U3-Verlängerung nach Kaiserebersdorf?
Doch auf Stadlers Agenda für Simmering stehen noch weitere Dinge, wie er der APA gegenüber erklärte: ein besseres öffentliches Verkehrsnetz, eine U3-Verlängerung nach Kaiserebersdorf und die Rettung der Simmeringer Gemüsegärtner: „Der größte Teil der gärtnerischen Flächen gehört der Gemeinde Wien. Wenn einem Gärtner der Vertrag ausläuft, nehmen sie ihm die Fläche weg und bauen einen Wohnblock hin.“ Zu diesem Thema plant er eine Bürgerbefragung.
Doch bevor er Projekte angehen könne, müsse er erst einmal das Bezirksbudget auf Einsparungen überprüfen: "Wo nichts im Sack ist, kann ich nichts ausgeben.“ Die Bezirksbewohner seien jedenfalls schon voller Tatendrang, er habe hunderte Mails erhalten. Ein Ingenieur habe etwa auf 75 Seiten dargelegt, wie die U-Bahnlinie 3 mittels Terrassenlegung nach Kaiserebersdorf verlängert werden könnte und eine Finanzierung ausgearbeitet.
Mehr Information über Flüchtlingsquartiere
Was die Flüchtlingsquartieren in seinem Bezirk betrifft, so wünscht Stadler, dass er und die Bevölkerung darüber informiert werden - was in der Vergangenheit nicht geschehen sei. Gegen Flüchtlinge habe er per se nichts - wenn es sich um Kriegs- und nicht um Wirtschaftsflüchtlinge handle. Gedanken macht er sich vielmehr um die Finanzierbarkeit der Hilfsbereitschaft: „Wir haben keine Arbeit für die.“ Seiner Meinung nach ist die Europäische Union gefragt, um das Problem zu lösen.
Ursula Stenzel als Beraterin
19 Jahre lang war der 58-jährige Stadler in Simmering Bezirksvorsteher-Stellvertreter. „Momentan realisiere ich es überhaupt noch nicht“, sagte er über seinen Aufstieg zum Bezirkschef, der erste der FPÖ in Wien. Er schätzt, dass die Amtsübergabe Ende November vonstattengehen wird. Bis dahin ackert er die Stadtverfassung durch und lässt sich u.a. von Parteikollegin und Noch-City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel beraten, was es im Job zu beachten gilt: „Damit man nicht blindlings hineinstolpert.“
APA/Robert Jäger
Die SPÖ die bisher in Simmering an der Macht war, ist Stadlers Angaben zufolge sparsam mit der Informationsweitergabe gewesen: „Die Sozialdemokraten haben mich nirgendwo weiter hineinschauen lassen, als sie mich gesetzlich hinschauen haben lassen müssen.“
Mehrheiten im Bezirk ohne SPÖ schwierig
Stadler hofft auf eine „faire Übergabe“ und eine gute Zusammenarbeit mit der SPÖ: „Im Landtag können sie sich zerfleischen und sich gegenseitig anbrüllen. Warum sollen wir uns anbrüllen - wegen was? Wegen Schulen, Straßen, Verkehr? Wir betreiben nicht diese große Politik. Wir betreiben hier Politik für den Bürger.“
Ganz so einfach wird die Polit-Arbeit in Simmering aber nicht. Die FPÖ hat 26 Sitze, die SPÖ 25, die ÖVP und die Grünen haben jeweils 3, die NEOS 2. „Gemeinsam für Wien“ besitzt 1 Mandat. Zur Beschlussfassung sind 31 Stimmen notwendig. Für eine komfortable Mehrheit braucht Stadler die SPÖ, andernfalls muss er gleich mehrere Parteien überzeugen. Sollte die SPÖ viel blockieren, will er sich an die Medien wenden: „Ich weiß nicht, ob ihnen das so gut tut.“