Seit 2005 um 100 Bankfilialen weniger

Die Zinsen im Keller, 100 Bankfilialen weniger, Mitarbeiter müssen um ihre Jobs bangen: Am Weltspartag hat es zuletzt nichts zu feiern gegeben. Das Filialgeschäft geht zurück, Onlinebanking boomt. Das wirkt sich auch auf den Wiener Bankenmarkt aus.

Sogar am Weltspartag musste man sich an den meisten Bankschaltern in Wien nicht anstellen, obwohl die Banken traditionell mit kleinen Geschenken locken. Die meisten Menschen wickeln ihre Bankgeschäfte heute am Computer oder am Handy ab. „Das ist bequemer. Das ist alles kein Problem“, sagt eine Dame in der „Wien heute“-Meinungsumfrage. „Die Öffnungszeiten sind ein Witz, es ist auch viel praktischer“, meint ein anderer Befragter. Weniger Nachfrage bedeutet auch weniger Angebot: In Wien wurden in den letzten zehn Jahren 100 Bankfilialen zugesperrt. Waren es Ende 2005 noch 644, haben zurzeit nur noch 544 Filialen geöffnet.

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Die Banken versuchten am Weltspartag mit Herzlichkeit und Geschenken zu punkten. Die Kunden machen ihre Geschäfte aber lieber online.

Allein die Bank Austria schloss österreichweit 60 ihrer Filialen, zum Beispiel in der Kaiserstraße im 7. Bezirk. Dort werden jetzt Kunden in das Kundenzentrum in der Mariahilfer Straße verwiesen. Mit längeren Öffnungszeiten, spezialisierten Expertenteams und größeren Selbstbedienungsbereichen wolle man das Filialgeschäft für den Kunden wieder attraktiver machen, sagt Martin Bachl, Leiter des Bereichs Privatkunden bei der Bank.

„Viele Kunden sagen, ich brauche die Filiale nicht mehr. Ich mache die Bargeldversorgung via Bankomat. Ich habe ein Onlinekonto. Wenn ich eine persönliche Beratung brauche, sei es zur Finanzierung oder Veranlagung, gehe ich in eine Filiale. Darum müssen auch die Kompetenzen in den Filialen vorhanden sein. Sie brauchen sie nicht mehr so flächendeckend, wie es vor zehn oder 15 Jahren der Fall war“, so Bachl gegenüber „Wien heute“.

Jeder dritte Job wackelt

Die sinkenden Zahlen an Bankfilialen haben auch Auswirkungen auf die Arbeitsplätze. Laut dem WIFO-Experten Franz Hahn wackelt in den kommenden Jahren mehr als jeder dritte Job: „Über fünf, sechs oder sieben Jahre wird sich dieser Anpassungsvorgang erstrecken. Es muss nicht unbedingt sein, dass Massenkündigungen vorgenommen werden müssen. Das geht über natürliche Abgänge, durch Umstrukturierung, durch Arbeitsplatzwechsel.“