„Hype“ um Malbücher für Erwachsene

Immer mehr Erwachsene kaufen sich Malbücher. Auf diesen laut Buchhändlern „extremen Hype“ bereiten sich auch die Aussteller der Buch Wien vor. Psychologen der Uni Wien haben bereits eine mögliche Erklärung für den Trend.

Verträumte Waldlandschaften, Pflanzen in Tierformen und Unterwasserszenerien malt Johanna Basford in schwarzen Umrissen auf weißem Untergrund. Sie löste mit ihren Malbüchern für Erwachsene einen neuen Trend aus. 1,4 Millionen Exemplare wurden binnen kürzester Zeit von ihrem Erstlingswerk „Mein verzauberter Garten“ 2013 in den USA und Großbritannien verkauft. Dieses Jahr sind die zwei Fortsetzungsbücher „Mein Zauberwald“ und „Mein phantastischer Ozean“ erschienen.

Regal voll Ausmalbüchern

Innerhalb des letzten Jahres ist dieser Trend, dass Erwachsene Ausmalbücher kaufen, auch in den deutschsprachigen Raum übergeschwappt. So steigt auch in Wien die Nachfrage: „Es ist ein extremer Hype momentan. Wir haben schon sehr ausgebaut. Es gibt ständig viele Neuerscheinungen. Anfänglich waren es nur ein paar Bücher, jetzt haben wir ein ganzes Regal nur für Ausmalbücher für Erwachsene“, sagte Stefanie Koppsteiner, Verkäuferin bei Morawa in der Wollzeile.

Farbe für Ryan Gosling

Auch bei der Buch Wien 15 werden „alle Verlage, die sich im Segment Hobby und Freizeit bewegen, Produkte in dieser Schiene ausstellen", so Inge Kralupper, Geschäftsführerin vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. „Besonders nachgefragt werden auch in Wien nach wie vor ‚Mein verzauberter Garten‘, aber auch Titel wie ‚Inspiration Weltreise. Farbe rein. Stress raus.‘, ‚Inspiration Happy Zen‘ und ‚Zencolor‘.“

Aber auch „Zentangle“- und „Zendoodle“-Malbücher werden nachgefragt. Hierbei handelt es sich um mandalaähnliche Formen zum Ausmalen. Schon seit geraumer Zeit gibt es auch Malbücher, wo etwa Schauspieler Ryan Gosling koloriert werden kann. Und auch das Buch von Kerri Smith „Mach dieses Buch fertig“, bei dem die verschiedenen Seiten beschrieben, angezündet oder beklebt werden sollen, findet sich in den meisten Buchhandlungen.

Malbuch als „Kontrapunkt zum Digitalen“

Wie der Trend zu erklären ist? Kralupper geht davon aus, dass es „möglicherweise ein analoger Kontrapunkt zum Digitalen“ ist. „Man hantiert den ganzen Tag mit digitalen Geräten herum und sucht sich dann am Abend etwa eine Alternativbeschäftigung, die nichts mit all dem zu tun hat.“

Die spontane Vermutung des Psychologen Helmut Leder der Universität Wien ist, dass „es ein sehr leichter Zugang zum Kreativen ist, der - wenn man wirkliche künstlerische Tätigkeiten betrachtet - gar keine Schwellen hat. Aber der Teilaspekt des Ausmalens könnte schon eine gewisse Schaffensfreude bereiten. Es ist aber ein Thema, dem sich die Forschung erst widmen muss.“ Sein Kollege Daniel Graham aus den USA, stellt noch spontan die These auf, dass „es damit zu tun haben kann, dass man sozusagen in seine Jugend zurückkehrt, weil man das als Kind schon gemacht hat“.

Zielgruppe nicht nur am Esoterikmarkt

Waren vor einiger Zeit noch Mandalas bei vordergründig „esoterisch angehauchten Menschen“ gefragt, kommt die Nachfrage nach Malbüchern jetzt von „allen Erwachsenen, quer durch die Bank“, so Koppsteiner. Wie viele Malbücher für Erwachsene in Wien über den Ladentisch wandern, kann Koppsteiner nicht sagen, „es wird aber täglich mindestens einmal danach gefragt“. Auch Kindermalbücher, die schon seit jeher ein Renner sind, erfahren wieder einen Aufwärtstrend, so Kralupper.

Lisa Rieger, wien.ORF.at

Links:

• Wieder mehr Buchhandlungen in Wien (wien.ORF.at)
• Vea Kaiser und Dirk Stermann bei Buch Wien (wien.ORF.at)
• Buchmesse Wien
• Johanna Basford
• Morawa