Sohn in Armengrab beerdigt: Keine Info an Eltern

Ein Wiener ist tot in seiner Wohnung gefunden und wenig später in einem Armengrab auf dem Zentralfriedhof beerdigt worden. Die Eltern wurden nicht ausgeforscht und informiert, weil das gesetzlich nicht vorgeschrieben ist.

Michael Vosta starb im April 2014 in seiner Wohnung im 21. Wiener Gemeindebezirk, unweit des Hauses seiner Eltern Heinz und Ingrid Vosta. Er war damals 49 Jahre alt. Für die beiden 76-jährigen Eltern sei unfassbar, dass sie damals mehr als zwei Monate lang nicht über den Tod ihres jüngsten Sohnes informiert wurden. In der ORF-Sendung Bürgeranwalt spricht das Wiener Paar über dessen Erlebnisse.

Heinz und Ingrid Vosta am Armengrab ihres Sohnes Michael

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Heinz und Ingrid Vosta am Armengrab ihres Sohnes Michael

Nachbarn verständigen Wiener Wohnen

„Es ist unvorstellbar. In der heutigen Zeit wird mit Computern alles dokumentiert, den gläsernen Menschen gibt es. Und dann hat sich da niemand ein paar Minuten genommen, um das auszuforschen“, sagt Heinz Vosta im Interview. Es wäre doch anzunehmen, dass Angehörige verständigt würden, wenn jemand tot in seiner Wohnung aufgefunden werde, sagt Ingrid Vosta, „dass das funktioniert, aber es hat halt nicht funktioniert“.

Im Zuge ihrer eigenen Recherchen erfuhren die Eltern von Michael Vosta, dass er eines natürlichen Todes gestorben sei und am 4. April 2014 tot aufgefunden worden war. Die Nachbarn hätten die Hausverwaltung von Wiener Wohnen verständigt. Michael Vosta sei vermutlich bereits tagelang tot in seine Wohnung gelegen. Bis heute steht sein Name am Türschild der Floridsdorfer Wohnung.

TV-Hinweis:

„Wien heute“ berichtet am 6. November um 19.00 Uhr, und der Bürgeranwalt am 7. November um 17.30 Uhr in ORF 2 und danach sieben Tage auch on Demand.

Keine gesetzliche Grundlage

Zur Ausforschung von Angehörigen, etwa den Eltern, gäbe es keine gesetzliche Grundlage, argumentieren die Vertreter der zuständigen Magistratsabteilungen der Stadt Wien. Offenbar gibt es keine Informationskette, die sich in einem derartigen Fall in Gang setze und die Angehörigen zu verständigen hätte. Die Bestattung Wien verweist ausschließlich auf den Bestattungskalender.

Im Oktober 2014 sei es Heinz und Ingrid Vosta nach etlichen Hürden gelungen, ihren Sohn von dem Armengrab ins Familiengrab nach Jedlesee zu überstellen. Zuvor seien aber die Exhumierung, Kremierung und Umbettung zu organisieren gewesen. Dies sei nur mit Hilfe des Schwiegersohnes des Ehepaars Vosta, der ein Bestattungsunternehmen betreibt, möglich gewesen, erzählen Heinz und Ingrid Vosta.

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