Notärzte warnen vor Unterversorgung

In Wien gebe es zu wenig Notärzte. Personalvertreter der Wiener Berufsrettung sehen die Notfallversorgung in Gefahr. Das berichtet das Magazin „profil“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe.

Grund für die „bestehende erhebliche Verknappung der Notärztinnen und Notärzte“ sei eine „restriktive Personalpolitik“, zitiert „profil“ aus einem Mail der Ärztevertreter im Dienststellenausschuss der Berufsrettung von 19. November. Diese Verknappung komme "unserer politischen Führung durchaus nicht ungelegen“, heißt es darin weiter, um „die notärztliche Versorgung in Wien neu zu organisieren“.

In Zukunft könnten „Turnusärztinnen und Turnusärzte im Notarztdienst“ eingesetzt werden. Ein „funktionierendes System“ werde „zügig zerstört, ohne dass momentan klar ist, wie das neue System funktionieren wird“.

Notarzt

ORF.at/Dominique Hammer

Notarztwagen im Einsatz

„Versorgung selbstverständlich gesichert“

Laut dem Bericht verfügt die Wiener Berufsrettung derzeit über 50 Notärzte, obwohl der Stellenplan 74 vorsieht. Ronald Packert, Sprecher der Berufsrettung (MA 70), hält gegenüber „profil“ fest, „dass die notärztliche Versorgung selbstverständlich gesichert“ sei, auch dank der Kooperation mit Rotem Kreuz, Johannitern, Maltesern und Samariterbund. Seit Sommer wird von diesen Hilfsorganisationen ein eigenes Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) in Wien betrieben. Demnächst sollen zwei weitere NEFs dazu kommen.

Das Thema ist nicht neu. Bereits im März des Vorjahres hatte Erwin Feichtelbauer, Personalvertreter der Wiener Berufsrettung von der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG), in einem Beitrag für das FSG-Magazin „teamwork“ geschrieben: „Lange schon leidet die Wiener Berufsrettung unter akutem Notärztemangel. Die Situation bessert sich nicht, im Gegenteil: Bevorstehende Pensionierungen werden das Problem weiter verschärfen.“ - mehr dazu in Zu wenige Notärzte in Wien.

Ärger bei SPÖ, keine Akzeptanz bei ÖVP

Verärgert reagierte SPÖ-Gemeinderat Kurt Wagner „über den wiederholten Versuch die hochprofessionelle Arbeit der Wiener Berufsrettung in Frage zu stellen“: „Die Wienerinnen und Wiener können sich auf die Berufsrettung Wien verlassen: Die notfallmedizinische Versorgung der Stadt ist selbstverständlich gewährleistet.“ Es seien genügend Notärzte im Dienst, im Schnitt träfe die Berufsrettung innerhalb von acht bis zwölf Minuten am Einsatzort ein, was ein europäischer Spitzenwert sei.

ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec sprach hingegen von einer nicht akzeptablen Versorgungslage der Stadt mit Notärzten: „Wie kann es sein, dass der Stellenplan, der 74 Ärzte und nicht die aktuell verfügbaren 50 Ärzte vorsieht, nicht eingehalten wird?“, fragte Korosec in einer Aussendung. Sie appelliere an die verantwortliche Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), für die nötige Aufklärung zu sorgen und ein funktionierendes System an Notärzten sicherzustellen.

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