Klimakonzept gegen Käfer in Gruft

In der Gruft der Michaelerkirche befinden sich rund 200 kulturhistorisch wertvolle Särge. Um sie vor dem Verfall zu retten, wurden sie jahrelang restauriert. Zusätzlich wurde ein Klimakonzept entwickelt, um Käfer fernzuhalten.

Die Erneuerung der Särge war laut Bundesdenkmalamt sehr aufwendig. Sie mussten gereinigt, von Schimmel befreit, holztechnisch gefestigt und konserviert werden. Eine Herausforderung war auch, den holzbohrenden Rüsselkäfer, der sich in der Michaelergruft eingenistet hatte, loszuwerden.

Käfer und Larven zersetzten Särge

"Das Problem ist, dass beim holzbohrenden Rüsselkäfer sowohl die Larven als auch die Käfer selbst Schäden am Holz verursachen. Die Larven machen kleine Tunnelsysteme im Holz und die fertig geschlüpften Käfer benagen das Holz mit ihrem Rüssel von der Außenseite der historischen Särge, so Forstpathologe Erhard Halmschlager von der Universität für Bodenkultur Wien gegenüber wien.ORF.at. „Bei starkem Befall kann es dazu kommen, dass die Sargbretter zersetzt werden und durchbrechen. Dann können die Särge auch von Restauratoren nicht mehr hergestellt werden.“

Rüsselkäfer

Boku Wien / Erhard Halmschlager

Die holzbohrenden Rüsselkäfer sind circa 2,5 bis fünf Millimeter groß

Lüftungsschächte waren zugemauert

„Es hat sich gezeigt, dass die Gruft früher ein gutes Be- und Entlüftungssystem hatte. Diese Schächte wurden aber im Zuge der Kriegshandlungen des Zweiten Weltkrieges zugemauert. Das dürfte die Ursache gewesen sein, dass es zu einem sehr hohen Anstieg der Luftfeuchtigkeit gekommen ist“, so Halmschlager.

Vorgeschichte

Zwischen 1630 und 1784 wurden rund 4.000 Menschen in den Grüften von St. Michael begraben. Heute gibt es dort etwa 200 Särge. Viele sind mit barocken Malereien und Symbolen verziert. Im Jahr 2005 waren circa 50 Särge vom Verfall bedroht - unter anderem wegen der Käfer. 24 Särge waren bereits so schwer beschädigt, dass eine Restaurierung nicht mehr möglich war.

Aufgrund dieser Raumbedingungen konnte sich der holzbohrende Rüsselkäfer in der Michalergruft entwickeln. Außerdem drang Kondenswasser ein. Auch das elektrische Licht und die Besucher der Gruft wirkten sich auf das Raumklima aus.

Um gegenzusteuern wurden die historischen Lüftungsöffnungen wieder aktiviert und mit einstellbaren Klappen versehen. Anschließend wurden Entfeuchter und eine provisorische Kühlanlage eingebaut - und mit finanziellen Mitteln des Bundesdenkmalamtes - eine professionelle Umluftkühlanlage eingebaut. „Aufgrund der jetzigen Feuchtebedingungen kann es zu keiner weiteren Entwicklung des holzbohrenden Rüsselkäfers kommen“, so Halmschlager.

Italiener Pietro Metastasio war Hofdichter und wurde 1782 in der Michaelergruft bestattet

Fürthner / PID

Die Särge in der Michaelergruft gelten als Zeugnisse barocker Grabkultur

Führungen machen Weihnachtspause

Mit dem neuen Klimakonzept liegt die Temperatur in der Michaelergruft nun konstant zwischen acht und 14 Grad, die Luftfeuchtigkeit beträgt rund 65 Prozent. In Kombination mit der Restaurierung sind die kulturhistorisch wertvollen Särge nun für die Zukunft geschützt.

Die Gruft ist in den Hauptteilen mit Führungen öffentlich zugänglich. Seit November finden diese von Donnerstag bis Samstag jeweils um 11.00 Uhr und 13.00 Uhr statt. Eine Voranmeldung wird empfohlen, da die Teilnehmerzahl pro Führung auf 20 Personen beschränkt ist. Von 23. Dezember bis 6. Jänner finden aufgrund der Weihnachtspause keine Führungen statt.

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