Wiens erstes Unfallkrankenhaus ist 90 Jahre

Es war das erste Unfallkrankenhaus in Europa: Vor 90 Jahren wurde das „Lorenz Böhler“ in der Brigittenau eröffnet. Der Neubau ging 1972 in Betrieb. Es wird von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) betrieben.

Pro Jahr werden fast 6.700 Patienten stationär und rund 65.600 ambulant im Lorenz Böhler-Unfallkrankenhaus behandelt. Begonnen hat alles vor 90 Jahren. Am 1. Dezember 1925 nahm das Unfallkrankenhaus zunächst mit 52 Betten seinen Betrieb in der Webergasse in Brigittenau - dem heutigen Sitz der AUVA-Landesstelle - auf.

Gipsmieder und schwere Säcke auf dem Kopf

Damals war die Behandlung allerdings noch ein hartes Stück Arbeit für die Patienten. Diese mussten - etwa nach einem Wirbelbruch - mehrere Wochen lang sechs Stunden trainieren, Gipsmieder und schwere Säcke auf dem Kopf inklusive. „Wenn wir das heute machen würden, würden wir direkt in der Justizanstalt Josefstadt landen“, mutmaßte ärztliche Leiter Thomas Hausner.

Der erste ärztliche Leiter war auch der Namensgeber Lorenz Böhler. Er war Schiffsarzt, Militärarzt und Begründer der Unfallchirurgie. Er konnte die AUVA mit seinem Motto überzeugen: nicht Renten zahlen, sondern Heilen. Wien wurde das Mekka der Unfallchirurgie und weltweites Vorzeigemodell.

Mehr als Hälfte der Unfallpatienten in AUVA-Spitälern

So wie das später errichtete Unfallkrankenhaus Meidling wird auch das „Lorenz Böhler“ von der AUVA betrieben. Haushalt, Arbeitswelt und Freizeit sind heute die großen Verletzungsfelder. „In beiden Unfallkrankenhäusern gemeinsam werden rund 55 Prozent aller Unfallpatienten in Wien behandelt“, sagt Hausner gegenüber „Wien heute“.

Für die Schwerstverletzen gibt es in den beiden Unfallkrankenhäusern einen Schockraum. „Der Patient wird hier stabilisiert. Dann fährt er durch den CT (Computertomographie, Anm.) durch. Nach etwa zwei Minuten hat man dann einen Ganzkörperscan. Man erkennt sehr rasch die schwerstverletzten Organe“, sagt Hausner.

„Wenn es dem Patienten sehr schlecht geht“, kann er gleich im Schockraum notoperiert werden. „Er wird aber nicht sofort vollständig durchoperiert, weil es ein zusätzliches Trauma wäre, das den Patienten eventuell zusätzlich belastet. Man stabilisiert ihn soweit, dass er auf die Intensivstation gebracht werden kann und die weiteren Eingriffe gut planen kann“, sagt Hausner.

Zusammenlegung steht im Raum

Beide Anstalten zusammen versorgen jährlich 15.000 stationäre und 133.000 ambulante Patienten. Sie verfügen über 286 Betten. Es gibt Pläne zur Zusammenlegung der beiden Kliniken. Eine Machbarkeitsstudie, die bereits seit eineinhalb Jahren vorliegt, bewertet eine derartige Verschmelzung als wirtschaftlich und medizinisch sinnvoll. Mit einer Entscheidung sei jedenfalls bald zu rechnen, heißt es von der AUVA - mehr dazu in Böhler-Spital will Kapazität erhöhen.

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