„Voices for Refugees“ als Buch

Mehr als 100.000 Menschen haben im Oktober beim Konzert „Voices for Refugees“ auf dem Heldenplatz ihre Solidarität mit Flüchtlingen bekundet. Über diese neue Bewegung ist nun ein Buch erschienen. Am Donnerstag wurde es präsentiert.

„Wir hatten heuer ein außergewöhnliches Jahr, wo sich eine zivilgesellschaftliche Bewegung formiert hat, die mit anderen Bewegungen in der Vergangenheit - wie die Friedens-, Frauen- oder Umweltbewegung - nicht vergleichbar ist“, erklärte Herausgeber und Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger im Gespräch mit wien.ORF.at.

Voices for Refugees

Residenz Verlag GmbH

Buchhinweis

Erich Fenninger (Hg.): Voices for Refugees. Für ein menschliches Europa. Residenz Verlag, Salzburg 2015, 160 Seiten, 24,90 Euro. Pro verkauftes Exemplar gehen fünf Euro direkt an die Volkshilfe-Flüchtlingshilfe.

Mehr als „Like“-Gesellschaft

Das neue Buch „Voices for Refugees – Für ein menschliches Europa“ beschreibt, wie diese Bewegung in den vergangenen Monaten entstanden ist. „Menschen sind aus der individualisierten Gesellschaft ausgebrochen und haben mit sozialen Aktionen den Flüchtlingen geholfen. Sie sind nach Traiskirchen gefahren und haben die Menschen beim Erstaufnahmezentrum versorgt, sie waren bei den Bahnhöfen im Einsatz und an den Grenzen. Es ist nicht bei der ‚Like‘-Gesellschaft geblieben.“

Für Fenninger war und ist diese Hilfsbewegung gleichzeitig ein Ausdruck des Protestes gegen Menschenrechtsverletzungen, wie sie laut Amnesty International etwa in Traiskirchen passiert sind - mehr dazu in Amnesty: „Unmenschliche Behandlung“ (noe.ORF.at; 14.8.2015).

Kampf um Menschenrechte

Die Wirkung und Nachhaltigkeit des „Voices for Refugees“-Konzerts am 3. Oktober am Heldenplatz, bei dem unter anderem Die Toten Hosen auftraten, ist für Fenninger schwer zu messen. „Es war das größte Solidaritätskonzert in der Geschichte Österreichs. Viele haben es mit dem Lichtermeer aus dem Jahr 1993 verglichen. Es hat gezeigt, dass es viele Menschen in Österreich gibt, die sich für ein solidarisches und menschenrechtsorientiertes Europa einsetzen und das Feld nicht den Blockierern und Ausgrenzern überlassen wollen. Sie wissen, wenn das Asylrecht fällt, dann fällt auch das Menschenrecht“, so Fenninger.

Fotos vom Konzert am 3. Oktober auf dem Heldenplatz

Konzertbesucher spendeten 100.000 Euro

Fenninger ist der Meinung, dass die Menschen am 3. Oktober nicht nur wegen der namhaften Bands zum Heldenplatz gekommen sind. „Die Stimmung hat es gezeigt, dass jeder am Heldenplatz wichtig war. Nicht nur (Die-Toten-Hosen-Sänger, Anm.) Campino, sondern jeder Besucher, egal ob er vorne oder hinten gestanden ist. Es war ein gemeinsamer Protest, eine gemeinsame solidarische Erklärung.“

Erich Fenninger Volkshilfe Direktor

APA / Herbert P. Oczeret

Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger ist Herausgeber des neuen Buches

Fenninger hält es jedoch strategisch für sinnvoll, Soziales mit Kunst und Kultur zu verbinden. „Obwohl zu wenige Spendensammler am Heldenplatz unterwegs waren - viele kamen wegen der vielen Besucher gar nicht mehr durch die Menge durch -, haben wir bei diesem Konzert mehr als 100.000 Euro Spenden eingenommen“ - mehr dazu in Lichtermeer: „Bild soll um die Welt gehen“ (wien.ORF.at; 4.10.2015).

Zeitdokument, Dankeschön und Aufruf

Im neuen Buch dokumentierte Fenninger die Hilfeleistung und das Engagement der Bewegung. „Das Buch soll auch ein Dankeschön an die vielen ehrenamtlichen Helfer sein und sie in ihrer Haltung ermutigen. Und es ist den Schutzsuchenden gewidmet“, so Fenninger. Besonders wird auch auf neue Hilfsorganisationen wie Flucht nach Vorn und Train of Hope eingegangen - mehr dazu in „Train of Hope“ stellt Betrieb am Bahnhof ein (wien.ORF.at; 8.12.2015).

Fotos und Stellungnahmen von zahlreichen Sportlern und Künstlern wie Marcel Hirscher, Campino, Konstantin Wecker, Seiler und Speer, Robert Misik, Julya Rabinowich, Marlene Streeruwitz und Vea Kaiser, die „Voices for Refugees“ unterstützt haben, sind ergänzend eingearbeitet. Nicht zuletzt soll das Buch auch eine Kritik an dem „Multiorganversagen in Österreich und Europa“ in Sachen Flüchtlingspolitik sein, so Fenninger.

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