Albertina: Großschauen und Vorbereitung

Großschauen zu den russischen Avantgarden, Monumentalkünstler Anselm Kiefer und der Entwicklung des Pointilismus bilden 2016 Höhepunkte in der Albertina. Die Programmierung für das Künstlerhaus wird vorbereitet.

Den ersten Jahreshöhepunkt stellt ab 26. Februar (bis 26. Juni) die Schau „Chagall bis Malewitsch“ über die russische Avantgarde aus der Anfangsphase der Revolution. 140 Werke von Künstlern wie Kasimir Malewitsch, Wassily Kandinsky oder Marc Chagall sind zu sehen.

Man wolle sich vollkommen auf die abstrakte Malerei und deren Pluralismus zwischen Primitivismus, Kubo-Futurismus oder Suprematismus konzentrieren, meinte Klaus-Albrecht Schröder, Direktor der Albertina: „Eine Schau, die vielleicht das Reden von der ‚russischen Avantgarde‘ obsolet macht und durch die ‚russischen Avantgarden‘ ersetzt.“

Marc Chagall, Selbstportrait mit sieben Fingern, 1912-1913

Albertina/Stedelijk Museum, Amsterdam

Marc Chagalls „Selbstportrait mit sieben Fingern“ ist ab 26. Februar in der Albertina zu sehen

Premiere für Holzschnitte von Kiefer

Am 18. März (bis 19. Juni) folgt eine spezielle Rückschau auf das Oeuvre von Anselm Kiefer. „Wir sind die ersten, die eine Retrospektive seiner Holzschnitte zeigen dürfen“, freute sich Kuratorin Antonia Hoerschelmann. Die Albertina wird 30 monumentale Hauptwerke des deutschen Künstlers präsentieren, der 1974 mit der Holzschnitttechnik begann und sich sowohl an der Aufarbeitung der deutschen Geschichte und ihrer Mythen als auch den großen Weltthemen abarbeitet.

Die dritte Großausstellung kommt am 16. September (bis 8. Jänner), wenn sich die Albertina unter dem Titel „Vom Ende zum Anfang: Seurat, Signac, Matisse und Picasso“ dem Pointillismus widmet. Zahlreiche Leihgaben ergänzen hauseigene Werke. Mit 120 Arbeiten werden im Wesentlichen ausgewählte Künstler mit großen Werkblöcken präsentiert, die teils Hauptvertreter, teils erste Rezipienten der neuen Kompositionstechnik von Bildern aus Punkten waren.

„Es soll eine Entwicklung gezeigt werden, die im Pointilismus stattgefunden hat“, umriss Kurator Heinz Widauer den Anspruch. Einerseits setze die neue Strömung der Nachahmung in der Kunst ein Ende und bereite damit andererseits der Moderne den Weg.

Erste Ausstellung über Provoke

Von 29. Jänner bis 8. Mai widmet sich die Schau „Fotografie in Japan zwischen Protest und Performance“ der japanischen Avantgardegruppe Provoke, die auf das gleichnamige Fotomagazin zurückgeht und erstmals in einer Ausstellung gewürdigt wird. Ende Mai gibt es die Fortsetzung der hauseigenen „Black & White“-Schau, und ab 11. November folgt ein Blick auf die „Film-Stills“, mit dem man dem Medium zwischen Werbemittel und eigenständiger Kunstform nachspürt.

In den den Druckgrafiken und Zeichnungen vorbehaltenen Tietze-Galleries finden sich 2016 Hans Robert Pippals moderat-moderne Werke aus dem Wien des 20. Jahrhunderts, nachdem die Albertina von der Tochter des 1998 verstorbenen Künstlers eine Schenkung erhalten hat (ab 22. Jänner). Im April (8.) folgt das Schaffen von Erwin Bohatsch in einer Personale, die neueste Werke und wichtige Positionen der vergangenen Jahrzehnte vereint.

Im Juni übernimmt das Oeuvre von Jim Dine das Zepter, wenn 100 Selbstporträts des Pop-Art-Künstlers präsentiert werden, die sich aus einer Schenkung des Künstlers speisen. Im Herbst (ab 21. Oktober) folgt ein Blick auf den Wiener Farbholzschnitt um 1900 unter dem Titel „Kunst für Alle“. Dabei möchte man sich nicht zuletzt dem Aspekt der leichten Verfügbarkeit durch vereinfachte Reproduzierbarkeit widmen.

Start für Künstlerhaus-Programmierung

Ebenfalls vermutlich gegen Ende 2016 startet man mit der Programmierung und Konzeption für die Eröffnungsausstellung in den Räumlichkeiten des Künstlerhauses. Hier sei er aber „allenfalls koordinierend tätig“, unterstrich Schröder, der auf seine Kuratoren verwies.

Einstweilen stehe aber noch die Adaptierung und Modernisierung des Baus im Fokus, dessen Erdgeschoß die Albertina in Zusammenarbeit mit der Haselsteiner Privatstiftung ab 2018 mit österreichischer Kunst ab 1918 bespielen wird - mehr dazu in Sanierung des Künstlerhauses gesichert (wien.ORF.at; 17.11.2015).

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