Gesunde Snacks in Kinos gescheitert

Popcorn, Nachos und Sportgummi: Das sind die klassischen Kinosnacks. Der Versuch, gesünderes Essen zu verkaufen, scheiterte bisher, heißt es etwa bei Cineplexx. Denn Kino gilt als Belohnung - auch was das Essen angeht.

Rund 30 Kinos gibt es derzeit in Wien. Acht davon gehören zu Cineplexx – zum Beispiel das Village Cinema, das Apollo und das Donau Plex. Die Buffets sehen überall ähnlich aus: ein großer Haufen Popcorn unter dem Tresen, dahinter eine große Auswahl an Süßigkeiten - Eis, Schokolade, Gummibärchen.

Apollo Kino

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Klassisches Kinobuffet in Cineplexx-Kinos

„Kino als Belohnung gilt auch für das Essen“

Cineplexx startete bereits einen Versuch, das Angebot zu verändern. „Das Interesse an gesunden Produkten ist da, sie werden aber nicht gekauft. Das zeigen uns Ergebnisse aus ganz Europa. Wir haben das auch im Village Cinema in der Landstraße getestet. Wir haben ein eigenes Buffet aufgebaut mit gesunden Produkten, von Apfelchips über Nüsse bis Fruchtgummi, aber es wurde nicht angenommen“, sagt Christian Hoffmann, der Einkaufsleiter von Cineplexx.

„Das liegt daran, dass Kino eine Auszeit ist, dass man sich freinimmt aus dem Alltag. Da belohnt man sich nicht nur mit dem Kino, sondern auch mit den Produkten, die man isst“, so Hoffmann. Gar keine Nachfrage nach gesünderen Snacks gab es bisher im Kino der Lugner City, so Richard Baumgärnter, ein Mitarbeiter der Geschäftsführung: „Im Gegenteil: Der Pro-Kopf-Verzehr ist in den letzten drei Jahren kontinuierlich gestiegen.“ Auch hier gibt es vorrangig Popcorn, Nachos und Süßigkeiten.

In Programmkinos wird anders gesnackt

Im Apollo Kino in der Gumpendorfer Straße sind die Meinungen zu Kinosnacks recht eindeutig. „Gesundes würde mir überhaupt nicht taugen im Kino. Ich bin mehr der Schokolade-Typ“, sagt etwa Wolfgang, der gerade einen Kinogutschein als Weihnachtsgeschenk gekauft hat. „Es ist Tradition, im Kino was Fettiges zu essen. Das gehört für mich einfach zusammen“, sagt auch Johannes, der sich an diesem Abend für Nachos entscheidet. Maria und Romana wären zwar offen für gesündere Snacks und „schmuggeln auch oft Fruchtgummi zum Beispiel hinein“. Im Endeffekt sagen aber auch sie, dass sie dann doch meistens zu den klassischen Kinosnacks greifen.

Wie sieht es aber in Programmkinos aus? Georg Horvath arbeitet beim Stadtkino, zu dem auch das Filmhaus Kino Spittelberg gehört, „das sehr klein und versteckt ist“. Hier gibt es ein klassisches Kinobuffet von Popcorn bis Sportgummi. „Generell ist es aber so, dass sich die meisten ärgern, wenn jemand laut sein Getränk schlürft und an seinen Nachos nagt. Es ist bei uns ein anderes Filmerlebnis als bei Cineplexx. Bei uns konzentrieren sich die Menschen mehr auf den Film. Die meisten unserer Zielgruppe gehen also davor im Grätzl was essen oder snacken nach dem Film, wenn diskutiert wird.“

Veganes Popcorn und Bioschokolade

Im Votivkino und De France ist der Trend der Ernährungsumstellung merkbar. Daher stehen bereits alternative Produkte auf der Liste: „Popcorn ist bei uns vegan, das wird mit Kokosfett gemacht. Bio sind sonst die abgepackten Schokoriegel, wie Fairetta. Und auch der Wein ist bio“, so Doris und Eva, die an der Bar arbeiten. „Es kommt bei der Nachfrage aber stark auf den Film an, der gezeigt wird. Wenn eine kritische Umweltdoku läuft, dann greifen mehr Menschen zum Studentenfutter.“

Votiv Kino

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Im Votiv Kino gibt es auch Studentenfutter

Diese Einschätzung bestätigen auch zwei Kinobesucherinnen. So sagt Emina: „Es gibt Filme, da mag ich prinzipiell nichts essen, wenn es traurig ist oder dramatisch.“ Und die Französin Margot: „Ich möchte mich auf den Film konzentrieren, da stört das unentwegte Rascheln.“ Beide warten auf den Beginn der Dokumentation „Lampedusa im Winter“ über die Bootsflüchtlinge auf der kleinen Insel vor Italien.

Großhändler führen gesunde Produkte nicht

Für kleinere Kinos gestaltet sich eine Umstellung als schwieriger: Das Admiralkino in Neubau gehört zu den kleinsten Kinos in Wien mit circa 20.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr. Michaela Englert, die Geschäftsführerin, sagt: „Es gibt die Überlegung, Gesünderes am Buffet zu führen. Aber es scheitert bislang an der Durchführung. Es ist logistisch ein riesiger Aufwand für so ein kleines Kino. Die Großhändler führen die Produkte nicht. Das heißt, ich müsste die Biogummibärchen da kaufen, die vegane Schoko dort. Aber ich plane schon eine Umstellung auf ein gesünderes und nachhaltigeres Angebot.“

Lisa Rieger, wien.ORF.at

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