„Schönheit für alle“: Josef Frank im MAK

Als Architekt, Möbel- und Stoffdesigner ist Josef Frank ein Außenseiter geblieben, der doch Akzente gesetzt hat. Das Museum für angewandte Kunst (MAK) widmet dem Vordenker der Wiener Moderne unter dem Titel „Against Design“ eine große Schau.

„Schönheit für alle“, das ist ein Slogan von Frank. In diesem Sinne gestaltete er ab den 1920er Jahren nahezu 200 Stoff- und Tapetenmuster. Für die damalige Zeit beschritt er neue Wege mit floralen Mustern, Blättern und satten Farben. Auch das Design seiner Möbel stellte sich gegen die strengen Formen des Bauhaus-Stils.

„Frank hat im wesentlichen jegliche Form von Standardisierung und Normierung abgelehnt. Er konnte sich darauf verlassen, dass im Wiener Kontext hervorragende Handwerker seine Entwürfe ausgeführt haben“, sagt Mitkurator Sebastian Hackenschmidt im Gespräch mit „Wien heute“. Er hat gemeinsam mit dem Architekten Hermann Czech die Ausstellung gestaltet.

Ideen in der Werkbundsiedlung realisiert

Empfangen werden die Besucher von einer Reihe von Sesseln, die Frank im Rahmen seiner Tätigkeit für seine gemeinsam mit Oskar Wlach gegründete Firma Haus & Garten entwarf. Eine weitere Insel versammelt ein Potpourri von Teetischchen, bevor die Ausstellung sich Franks eigenem Wohnumfeld und frühen Einflüssen widmet. Deutlich wird bei vielen Stücken Franks Bemühen um „sozial und kulturkritisch motivierte Zweckdienlichkeit, um Wohlbefinden, Wohnlichkeit und stilistische Vielfältigkeit“, wie es im Pressetext heißt.

Hermann Czech im Interview

Kurator der Ausstellung „Josef Frank. Against Design“ ist der österreichische Architekt Hermann Czech - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Ein zweiter Teil der Ausstellung wendet sich Franks architektonischem Schaffen zu, das sich in Wien vor seiner Emigration nach Schweden im Jahr 1933 abspielte und das er später in Skandinavien fortsetzte. Aufgerollt werden sowohl Pläne für Einfamilienhäuser und Villen als auch für größere Projekte. Als Architekt engagierte er sich schon früh für den sozialen Wohnbau in Wien und war ein glühender Verfechter der Siedlungsbewegung. 1930 gelang es ihm, seine Ideen in der Werkbundsiedlung zu verwirklichen.

„Frank hat aber auch - obwohl er anderer Ansicht war - ein paar hohe Geschoßbauten errichtet, aber ohne jegliche Monumentalität“, erklärt Architekt und Kurator Czech. Auf großen, von der Decke hängenden Raumtrennern widmet sich die Schau auch nicht realisierten (städtebaulichen) Interventionen, für die Frank als Mitdenker und Ideengeber engagiert war - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Qualitäts-Stoff: Der Designer Josef Frank

Von wegen IKEA - Josef Frank gilt in seiner Wahlheimat Schweden als der wichtigste Design-Revolutionär des 20. Jahrhunderts.

Entwürfe für Fantasieauftraggeber

Kurz bevor „Against Design“ schließlich Franks Wirken für das schwedische Möbelhaus Svenskt Tenn thematisiert, wird Franks Begriff des „Akzidentismus“ beleuchtet. Dabei regte der Architekt dazu an, die Umgebung so zu gestalten, als wäre sie durch Zufall entstanden. Zu sehen sind auch einige Entwürfe, die Frank in diesem Zusammenhang für nicht existente Fantasieauftraggeber schuf.

Ausstellungshinweis:

„Josef Frank: Against Design“ im MAK. 16. Dezember 2015 bis 3. April 2016. Katalog „Josef Frank: Against Design. Das anti-formalistische Werk des Architekten“, hg. von Christoph Thun-Hohenstein, Hermann Czech und Sebastian Hackenschmidt, Birkäuser Verlag Basel, 368 Seiten, 49,90 Euro.

Beinahe nicht realisiert werden konnten im MAK drei Stiegenaufgänge, die auf eine eigens geschaffene Galerie führen, da sie nicht der herrschenden Bauordnung entsprechen (eine davon stammt aus einem „Akzidentismus“-Haus). Ihre Benützung ist nun auf eigene Gefahr, ein paar Schritte auf den platzsparend und ästhetisch ansprechenden Treppen zahlen sich aber in jedem Fall aus, da man von oben einen guten Überblick über die Ausstellung bekommt.

Als weitere Ebene haben sich die Kuratoren vergleichbaren Ansätzen anderer Architekten gewidmet. Die Spanne reicht dabei vom Renaissance-Architekten Leon Battista Alberti (über den Frank seine Dissertation verfasste) über Adolf Loos, Josef Hoffman und Mies van der Rohe bis hin zu Rem Koolhaas.

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