Musikalischer Weltenwandler Ivan Eröd ist 80

Auf die Welt kam Ivan Eröd am 2. Jänner 1936 in Budapest. 80 Jahre und zahlreiche Verwerfungen des 20. Jahrhunderts später ist Eröd mittlerweile Österreicher, Wiener und einer der renommierten Komponisten des Landes.

Eröds Bruder wurde ebenso wie seine Großeltern in Buchenwald und Auschwitz ermordet. Nach dem Scheitern des Volksaufstands in Ungarn 1956 entschloss sich der junge Musiker zur Flucht nach Österreich. „Im Grunde genommen bin ich sehr zufrieden. Ich hatte ein sehr glückliches Leben. Eigentlich ist alles gut gelaufen, wenn man von den ersten 20 Jahren absieht“, sagte Eröd in einem Interview mit der APA.

Eröd kam zunächst in ein Flüchtlingslager in Oberösterreich und riss nach einer Woche per Autostopp nach Linz aus. Dank eines US-Stipendiums konnte er bald an der Wiener Musikakademie seine musikalische Ausbildung wieder aufnehmen, die er in Budapest nicht hatte abschließen können. 1961 erhielt er sein Diplom in Klavier und Komposition.

Der in Ungarn geborene österreichische Komponist Ivan Eröd am Montag, 28. Dezember 2015, während eines Interviews in Wien

APA/Punz

Eröd: „Ich hatte ein sehr glückliches Leben“

Studienleiter an der Staatsoper

Ab 1962 war Eröd als Solokorrepetitor und Studienleiter an der Staatsoper tätig und erhielt in Folge Lehraufträge und Professuren an den Musikhochschulen von Graz und Wien, wobei unter anderen Georg Friedrich Haas oder Johannes Maria Staud zu seinen Studenten zählten. Sein eigenes kompositorisches Werk ist mittlerweile geprägt von freien, leichter zugänglichen Elementen im Feld der Tonalität, die sich der Einordnungen in die diversen Schulen entziehen. Von der Auseinandersetzung mit den Traditionen der schönbergschen Zwölftontechnik hat sich Eröd abgewandt.

Dabei scheut sich Eröd nicht, Jazzanklänge oder ungarische Volksmusik in seine eigene Tonsprache zu integrieren, die oft ein im heimischen Musikbetrieb seltenes Element aufweist: Humor. Auch im Musiktheater setzte Eröd wenige, dafür aber erfolgreiche Akzente, zuletzt mit dem Kinderwerk „Pünktchen und Anton“ nach Erich Kästner an der Wiener Staatsoper.

Das Komponieren, vor allem aber die Professuren und die häufigen Konzerte als Pianist ermöglichten es Eröd, mit Musik seinen Lebensunterhalt bestreiten und eine Familie zu gründen. 1969 heiratete er die französische Germanistin Marie-Luce Guy, das Paar bekam fünf Kinder. Darunter finden sich heute renommierte Musiker wie der gefeierte Bariton Adrian Eröd oder der RSO-Fagottist Leonard Eröd. Und die Familie wächst weiter. Mittlerweile zählt Eröd acht Enkel und einen Urenkel zu seinem Clan.

Zahlreiche Ehrungen und Preise erhalten

Zu Ungarn, dem Land seiner eigenen Kindheit, hat der vielfach ausgezeichnete Komponist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder intensiven Kontakt. Mittlerweile besitzt er die Doppelstaatsbürgerschaft - und ein zwei Autostunden von Wien entferntes Bauernhaus in Westungarn.

Darüber hinaus nennt Ivan Eröd auch zahlreiche Auszeichnung sein Eigen. Nach dem Österreichischen Staatspreis (1970) erhielt Eröd 1978 den Würdigungspreis der Stadt Graz, 1980 denjenigen des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst. Auf den Musikpreis der Stadt Wien (1986) folgten 2001 das Große Silberne Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

Uraufführung wird live auf Ö1 übertragen

Performative Ehrungen für den Jubilar gibt es natürlich auch rund um den 80. Geburtstag. Am 2. Jänner würdigt Ö1 Eröd ab 15.05 Uhr mit einem „Apropos Musik“ - mehr dazu in oe1.ORF.at. Am 10. Jänner folgt im Musikverein die Uraufführung seines „Tripelkonzert für drei Klarinetten und Orchester“ durch die Clarinotts und die Wiener Philharmoniker, die erstmals ein Eröd-Werk spielen. Ö1 überträgt hier live.

Am 17. Jänner ist im Grazer Palais Meran dann ein Konzert mit Violin/Klavier-Werken des Komponisten angesetzt. Und am 21. Jänner spielen in der Österreichischen Gesellschaft für Musik in Wien Sopranistin Anna Maria Pammer, Violinist Alban Beikircher, Pianist Senka Brankovic und Eröds Sohn Leonard am Fagott die Werke „Über der Asche zu singen“ und die Sonaten für Violine respektive Fagott und Klavier.