Viele Betriebe ohne Registrierkasse

Seit 1. Jänner gilt die Registrierkassenpflicht. Ab Juli will die Finanz bei Verstößen strafen. Laut Wirtschaftskammer haben „bis zu 20.000 Wiener Betriebe“ noch keine Registrierkasse. Auch bei den Anbietern der Kassen wird es eng.

Vom Masseur über die Frisörin bis zur Pizzeria: Betriebe mit einem Umsatz von mindestens 15.000 Euro im Jahr - die Hälfte davon in bar - sind seit Anfang des Jahres von der Registrierkassenpflicht betroffen. Sie müssen für jeden Umsatz einen Beleg an die Kunden aushändigen. In den ersten drei Monaten des Jahres 2016 wollen die Finanzbehörden noch Gnade vor Recht ergehen lassen.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 8.1.2016, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

Wenn die Registrierkasse fehlt, wird der Unternehmer nicht gestraft, sondern beraten. Im zweiten Quartal wird weiter ein Auge zugedrückt, wenn der Unternehmer gute Gründe nennen kann, warum die Registrierkasse noch nicht in Betrieb ist. Erst danach werden fehlende Registrierkassen und Belege mit Strafen bis zu 5.000 Euro geahndet. Doch viele Betriebe seien noch nicht gerüstet, sagte Alexander Angerer von TIPOS-Kassensysteme gegenüber Radio Wien.

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Von der Registrierkassenpflicht sind Betriebe mit einem Umsatz von mindestens 15.000 Euro pro Jahr betroffen

Kassahersteller: „Noch sehr, sehr viele Anfragen“

„Wir haben noch sehr, sehr viele Anfragen. Wir kommen mit den Beratungsgesprächen da nicht wirklich nach. Wir haben die Termine teilweise im Februar, was die Beratung betrifft, dann muss es erst einmal zu einem Kaufabschluss kommen“, so Angerer. Daneben müsse man auch die Bestandskunden betreuen und Software-Updates machen. „Ich glaube nicht, dass jeder mit Ende Juni eine den Vorschriften entsprechende Kasse haben wird“, so Angerer.

Betroffen von der Registrierkassenpflicht sind nicht nur die großen Gruppen der Gastronomen und Handwerker, sondern unter anderem auch Ärzte, Taxifahrer, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Rechtsanwälte, Notare, Land- und Forstwirte und Apotheker sowie Lebensmittel- und Buchhändler.

„Bis zu 20.000 Wiener Betriebe“ noch ohne Kasse

Bei der Wiener Wirtschaftskammer gingen derzeit „pro Tag bis zu 200 Anrufe“ von Unternehmen ein. „Aufgrund der Vielzahl der Angebote - von der Handy-App über Websites bis zur Registrierkasse im Geschäft - sind die Unternehmer zum Teil überfordert“, sagte Jürgen Schmidt von der Wiener Wirtschaftskammer. Die Betriebe hätten auch sehr unterschiedliche Bedürfnisse. „Denn eine Frisörin braucht ein anderes System als zum Beispiel eine Pizzeria“, sagte Schmidt.

Finanz hofft auf 900 Mio. Euro

Die Finanz will durch die Registrierkassenpflicht Steuerbetrug einschränken und hofft auf zusätzliche 900 Millionen Euro an Steuereinnahmen.

Insgesamt fallen in Wien laut Wirtschaftskammer 60.000 Betriebe unter die Registrierkassenpflicht. Handelsketten und große Gastronomiebetriebe hätten aber schon vor Jahresbeginn über entsprechende Kassen verfügt. Damit waren rund 30.000 Betriebe übrig, die tatsächlich eine Registrierkassenlösung brauchen.

„Wir glauben, dass ein tatsächlich offener Bedarf bei 15.000 bis 20.000 Wiener Betrieben besteht, die nach wie vor keine Registrierkasse haben“, hieß es aus der Kammer. Allein bei den Wiener Kaffeehäusern und kleineren Gastrobetrieben würden noch „2.000 bis 3.000 Unternehmen ohne Kasse“ sein, schätzte der Spartenobmann Gastronomie, Peter Dobcak. Bei den Frisören habe in Wien von den insgesamt circa 1.600 Betrieben „vielleicht ein Drittel schon eine Kassa“, schätzte Innungsmeister Walter Grössinger.

Ausgenommen sind Geschäfte im Freien

Ausgenommen von der Registrierkassenpflicht und der Belegerstellung sind Geschäfte im Freien („Kalte-Hände-Regelung“), bei denen erst ab 30.000 Euro Jahresumsatz eine Kasse angeschafft werden muss. Das betrifft zum Beispiel Maronibrater, Fiaker und Betreiber von Schneebars. Sport- und Kulturvereine sowie Feuerwehrfeste müssen keine Belege ausstellen. Auch wer ein Privatzimmer mietet, braucht nicht auf einem Beleg zu bestehen. Automaten mit Kleinstgegenständen (unter 20 Euro Wert) müssen ebenfalls keinen Beleg ausdrucken.

Probleme auch in Niederösterreich und Salzburg

Die Registrierkassenpflicht macht sich in Niederösterreich etwa dadurch bemerkbar, dass immer mehr Heurigenbetriebe finanzielle Probleme bekommen. Die Investition in das mehrere tausend Euro teure Abrechnungssystem zahlt sich für viele Betriebe nicht aus. Die Konsequenz: Sie sperren zu - mehr dazu in Registrierkasse: Heurige sperren zu (noe.ORF.at).

In Salzburg klagen Taxilenker und Taxiunternehmen über hohe Investitionskosten und vermehrte Bürokratie. Viele bereits bestellte Registrierkassen könnten derzeit nicht geliefert werden. Aber auch die Kunden müssen sich erst an die Neuerungen gewöhnen - mehr dazu in Taxler klagen über Registrierkassen (salzburg.ORF.at).

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