Wolfgang Purtscheller verstorben

Der Journalist und Autor Wolfgang Purtscheller ist im Alter von 60 Jahren in einem Wiener Krankenhaus verstorben. Purtscheller verfasste mehrere Bücher zum Thema Rechtsextremismus in Österreich.

Purtschellers politisches Wirken hatte neben dem Kampf gegen den Rechtsextremismus auch Bemühungen um die radikale Linke in Österreich als Schwerpunkt. In den 1980er Jahren war er eine der zentralen Personen der österreichischen Hausbesetzerszene, unter anderem bei der Besetzung der Häuser in der Ägidi- und Spalowskygasse in Wien-Mariahilf.

Wolfgang Purtscheller vor einem Prozess im Jahr 1997

APA/Herbert Pfarrhofer

Wolfgang Purtscheller im Jahr 1997

Der gebürtige Tiroler kam Mitte der 1970er Jahre nach Wien und verfasste unter einem Pseudonym unter anderem politische Analysen. Anfang der 1980er Jahre ging er zurück nach Innsbruck.

Kampf gegen Rechtsextremismus

Im Herbst 1987 war Purtscheller wieder in Wien und erlebte den Brandanschlag von Rechtsextremisten auf das besetzte Haus in der Ägidigasse und dessen gewaltsame Räumung im Sommer 1988 durch die Polizei mit. Immer mehr trat in der Folge der Kampf gegen den Rechtsextremismus in den Vordergrund, ebenso die publizistische Tätigkeit.

Purtscheller schrieb für den „Standard“, den „Falter“, „profil“ und „News“. Für das ZDF drehte er die Dokumentation „Das braune Netzwerk“. Ein zentraler Teil dieser Publikationen war immer das Aufzeigen von Querverbindungen zu im Parlament vertretenen politischen Parteien, insbesondere zur FPÖ. Und das bis zuletzt: Vor knapp einem Jahr saß Purtscheller bei einer Pressekonferenz auf dem Podium, bei der es um angeblich existenzbedrohende FPÖ-Klagen gegen Linksaktivisten ging.

Beteiligung an Zerschlagung der „VAPO“

In den meisten Fällen nutzte er für seine Publikationen Originaldokumente rechtsextremer Organisationen und versorgte in diesem Zusammenhang auch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) mit Material. Mit seinen Recherchen war er maßgeblich an der Aufdeckung und Zerschlagung der Strukturen der „Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition“ („VAPO“) und der Inhaftierung ihrer Führungskader beteiligt.

Umso mehr geriet er ins Visier von Rechtsextremisten, zumal er ab 1993 mehrere Bücher - „Aufbruch der Völkischen“, „Die Ordnung, die sie meinen“, „Die Rechte in Bewegung“, „Delikt: Antifaschismus“ (über den Briefbombenterror der Bajuwarischen Befreiungsarmee) und „10 Briefe für 10 Jahre“ (ebenfalls über den BBA-Terror) - veröffentlichte. 1995 zeichnete ihn das DÖW mit dem Willy und Helga Verkauf-Verlon Preis aus.

Im September 1994 geriet Purtscheller selbst in das Visier der Justiz, als er bei der Festnahme eines afrikanischen Asylwerbers zu intervenieren versuchte. Bei der Auseinandersetzung mit der Polizei wurde er schwer verletzt, bekam aber eine Anzeige wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und stand deshalb auch vor Gericht.

Rückzug aus der Öffentlichkeit

Versuche, Purtscheller selbst in die Nähe des rechtsextremen BBA-Anschlags von Oberwart mit vier Toten und des linksradikalen Anschlags von Ebergassing, bei dem zwei Urheber bei der versuchten Sprengung eines Strommasten ums Leben kamen, zu rücken, blieben letztlich erfolglos. Dennoch zog sich Purtscheller vorübergehend nach Mexiko zurück.

Nach seiner Rückkehr nach Wien hielt sich der Autor weitgehend aus der Öffentlichkeit, blieb aber aktiv und sammelte Informationen über rechtsextreme Bestrebungen, im Besonderen, seit die alten „VAPO“-Kader wieder aus dem Gefängnis waren und erneut versuchten, ein rechtsextremes Netzwerk aufzubauen.

Der Journalist stritt nicht nur mit Vertretern des Rechtsextremismus, auch im Lager der radikalen Linken hatte er zahlreiche Gegner. Purtscheller war unter anderem daran beteiligt, dass der Verkauf des besetzten Ernst-Kirchweger-Hauses durch die KPÖ an einen Käufer mit rechtsextremer Vergangenheit verhindert wurde.