Lueger-Tafel versehentlich übermalt

An der Technischen Universität (TU) ist im Zuge der Fassadensanierung eine Gedenktafel für den umstrittenen ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger übermalt worden. Die Tafel soll nun eine Zusatztafel bekommen.

Für das 200-Jahr-Jubiläum der TU wurde die Fassade im Oktober „unter Hochdruck fertiggestellt“. Dabei habe die Fassadenfirma die Lueger-Gedenktafel versehentlich übermalt, bestätigte TU-Sprecherin Bettina Neunteufl gegenüber wien.ORF.at. Sie werde nun in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt (BDA) wiederhergestellt.

Lueger-Gedenktafel an TU versehentlich übermalt

ORF/Hubert Kickinger

Die übermalte Tafel soll wiederhergestellt werden

Zusatztafel über Gedenktafel

Zusätzlich soll darüber eine Acrylglastafel angebracht werden, die auch auf „Lueger als Antisemit“ eingeht, sagte Neunteufel. Die ursprüngliche Gedenktafel war im Oktober 1944 an der Ecke des Universitätsgebäudes angebracht worden, um auf den Geburtsort Luegers aufmerksam zu machen. Luegers Vater war an der TU „eine Art Hausmeister und hatte dort eine Dienstwohnung“, so Neunteufl.

Visualisierung Zusatztafel Karl Lueger

TU Wien

So soll die Zusatztafel aussehen

Derzeit gibt es in Absprache mit der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der TU einen ersten Rohentwurf für den Text der Tafel. Darin heißt es: "... Dabei hat er während seiner Amtszeit, wie schon während seines politischen Aufstiegs ab 1882, den Antisemitismus virtuos als Instrument eingesetzt und damit zur Entwicklung eines aggressiven, durch Hetze und Diskriminierung gegenüber Juden, aber auch Vertretern anderer Nationalitäten geprägten gesellschaftlichen Klimas und zur Verrohung der politischen Sprache beigetragen ..."

Der Text auf der Zusatztafel soll auf Deutsch und Englisch abgedruckt sein, nicht zuletzt, weil auch „viele Touristen“ vorbeikämen, sagte Neunteufel. Die TU will die Acrylglastafel noch im kommenden halben Jahr umsetzen. „Wir brauchen aber noch die Genehmigung des Bundesdenkmalamtes.“

Noch keine Zusatztafel für Denkmal am Stubenring

Lueger (1844-1910) gilt einerseits als wichtiger Kommunalpolitiker, andererseits als Mitbegründer des populistischen Antisemitismus. Der frühere Bürgermeister Wiens ist in Form von Denkmälern und Platzbenennungen noch einigermaßen präsent in der Stadt.

Lueger-Denkmal

APA/ Roland Schlager

Lueger-Denkmal am Stubentor derzeit ohne Zusatztafel

Noch keine Zusatztafel gibt es am Karl-Lueger-Denkmal beim Stubentor in der Inneren Stadt. „Man prüft derzeit noch wetterfestes Material“, sagte eine Sprecherin von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Den Text für die Tafel gibt es bereits seit Längerem, er stammt vom Zeithistoriker Oliver Rathkolb. Die Zusatztafel soll „innerhalb der nächsten Monate angebracht sein“, sagt die Sprecherin. Im Jahr 2012 wurde nach langer Debatte die prominente Adresse Dr.-Karl-Lueger-Ring, an dem auch die Universität Wien und das Burgtheater liegen, in Universitätsring umbenannt - mehr dazu in Lueger-Ring heißt nun Universitätsring.

Lueger-Denkmal mit Farbe beschüttet

ORF/Hubert Kickinger

Farbattacke auf Lueger-Denkmal beim Westbahnhof

Lueger-Denkmal mit Farbe beschüttet

Erst vor einigen Tagen wurde ein Lueger-Denkmal in der Nähe des Westbahnhofes Ziel von Vandalismus. Bisher Unbekannte beschütteten den Obelisken zwischen Innerer und Äußerer Mariahilfer Straße mit Farbe. „Wir wurden von einem Mitarbeiter eines Reinigungsdienstes darauf aufmerksam gemacht. Vom Täter oder den Tätern fehlt noch jede Spur“, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

Links: