Pannenreiche KAV-Apothekenanlage verkauft

Nach scharfer Kritik des Stadtrechnungshofs hat der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) einen Abnehmer für sein Millionen Euro teures Medikamentenverteilsystem gefunden. Der Testbetrieb war eine einzige Pannenserie.

Das Verteilsystem „Unit Dose“ hätte - das Allgemeines Krankenhaus (AKH) ausgenommen - alle Gemeindespitäler und Geriatriezentren inklusive der Pflegewohnhäuser mit Medikamenten versorgen sollen. Ärzte sind mittels Laptop an das System angebunden und können vom Spitalsbett Medikamente verschreiben, „Unit Dose“ bereitet die Medikamente vor und verteilt sie.

Tablettenbox Spital

APA/Barbara Gindl

Statt Pflegepersonal sollte „Unit Dose“ Tablettenbox befüllen

Was international in einigen Krankenhäusern funktioniert, erwies sich in Wien als undurchführbar, die erhofften Logistik-Erleichterungen erfüllten sich nicht. Das Wiener Spitalssystem ist laut KAV zu komplex, aufgeteilt auf mehrere Standorte in der Stadt. Diesen Umstand hatte die vom KAV in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie jedoch nicht berücksichtigt.

Software nicht geeignet

Die Anlage inklusive Software wurde 2006 gemeinsam mit einem Wartungsvertrag in Auftrag gegeben und gekauft. Allein die Wartung kostete jährlich 140.000 Euro. 2007 ging die Anlage in Probebetrieb. Für Ärzte und Pflegepersonal erwies sich die Software als zu kompliziert. 2008 wurde der Probebetrieb der Software eingestellt.

2009 testete der KAV neue Software, 2010 wurde das komplette „Unit-Dose“-System, also die Verordnungssoftware und die Verteilanlage, auf einigen Krankenstationen ausprobiert. Auch dieser Test erfüllte die Erwartungen nicht.

Wartungsvertrag nicht gekündigt

2011 war für die Verantwortlichen im KAV klar, dass die Anlage nicht wie geplant im Jahr 2013 in Vollbetrieb geht. Offiziell wurde jedoch erst 2014 beschlossen, das „Unit-Dose“-System einzustellen.

Der Wartungsvertrag wurde aber nicht sofort gekündigt, er musste jährlich weiterbezahlt werden. Ein Umstand, den der Stadtrechnungshof im Jänner 2015 scharf kritisierte - mehr dazu in Medikamenten-Verteilung: Kritik an KAV.

Nun hat der KAV die Anlage ohne großes Aufhebens verkauft. Wie viel Geld das pannenreiche Medikamentenverteilsystem den Steuerzahler gekostet hat, gibt der KAV nicht bekannt. Wartungs- und andere Firmenkosten ergeben zumindest 600.000 Euro.

Petra Jezek, wien.ORF.at

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