OMV muss weitere 1,5 Mrd. Euro abschreiben

Die börsennotierte OMV wird derzeit doppelt gebeutelt. Durch den dramatischen Preisverfall bei Öl und Gas musste sie weitere 1,5 Milliarden Euro an Wertminderungen verbuchen. Zudem gibt es Produktionsstillstände in Libyen und im Jemen.

Die Wertminderungen im vierten Quartal 2015 betrafen Assets in Produktion und Entwicklung sowie Exploration. 400 Mio. von den 1,5 Mrd. Euro betrafen die Rumänien-Tochter Petrom. Dazu kommen Sonderaufwendungen von rund 300 Mio. Euro im Bereich Downstream. Die Abschreibungen basieren auf der Annahme, dass die Gaspreise weiterhin niedrig bleiben werden. Bereits im dritten Quartal drückten Abschreibungen von einer Milliarde Euro das Ergebnis - mehr dazu in OMV leidet unter weiter fallendem Ölpreis.

OMV Raffinerie

APA/Hans Klaus Techt

Der stark gesunkene Ölpreis belastet die OMV

Minus bei Produktionsmengen

Das Ölpreis-Unglück kommt für die OMV nicht allein: Wegen der Produktionsstillstände in Libyen und im Jemen ging auch die Produktionsmenge zurück. Im vierten Quartal 2015 wurden im Schnitt 309.000 boe/d (Barrel Öläquivalente/Tag) produziert, nach 318.000 im Schlussquartal 2014, das ist ein Minus von drei Prozent. Und auch das Raffineriegeschäft läuft nicht mehr so gut wie zuletzt. Die Referenz-Raffineriemarge der OMV ist gegenüber dem Vorquartal von 7,84 auf 5,90 Dollar/Fass gesunken.

Ölpreis innerhalb eines Jahres beinahe halbiert

Der durchschnittliche Brent-Ölpreis betrug im vierten Quartal 2015 43,76 Dollar (40,14 Euro), vor einem Jahr waren es noch 76,58 Dollar gewesen. Auch der Gaspreis sank im vergangenen Jahr kontinuierlich. Im Schlussquartal 2014 waren an der Gashandelsplattform CEGH im Durchschnitt noch 24,03 Euro erzielt worden. Zuletzt - im vierten Quartal 2015 - waren es nur noch 18 Euro.

Verlagerung der Produktion in Niedrigkosten-Länder

Für heuer rechnet OMV-Chef Rainer Seele mit keinem weiteren Abschreibungsbedarf, weil sich der Ölpreis auf 40 Dollar pro Fass erholen sollte, so die Annahme. 2017 soll der Preis auf 55 Dollar steigen, 2018 auf 65 Dollar und 2019 auf 70 Dollar.

OMV-Vorstandschef Rainer Seele

APA/Hans Klaus Techt

Rainer Seele will die Produktion in Niedrigkosten-Länder verlagern

Am 18. Februar will Seele eine neue Strategie für die OMV präsentieren - das Konzept „Fit for Fifty“ seines Vorgängers Gerhard Roiss greift bei einem Preis von unter 35 Dollar nicht mehr. Teil dieser Neuausrichtung wird eine Verlagerung der Produktion hin zu Niedrigkosten-Ländern sein. „Da denken wir spezifisch an Abu Dhabi, Iran und Russland“, sagte Seele am Freitag zur APA. Allerdings sei es noch zu früh, konkrete Öl- oder Gasfelder zu nennen, bei denen man Kooperationen anstrebe.

Leichtes Minus für OMV-Aktien

Als kurzfristige Maßnahme will Seele bei den Investitionen und im Bereich Exploration sparen, weil dort die größte Wirkung zu erzielen ist. Aber auch bei den bestehenden Aktivitäten will er die Produktionskosten senken. „Da habe ich große Sorgen und da müssen wir sehen, dass wir unsere Verträge nachverhandeln und dass wir die Kostenseite da runterbringen, das ist die erste und wichtigste Maßnahme.“

Die OMV-Aktien notierten zu Mittag mit einem Minus von 0,74 Prozent bei 23,32 Euro. Die Analysten von Barclays haben nach der heutigen Veröffentlichung des „OMV Trading Statement“ ihre Einschätzung für die Aktien mit „Underweight“ beibehalten. Das Kursziel bleibt ebenfalls unverändert bei 30 Euro. Die Ergebnisprognose je Aktie wurde von 3,44 auf 3,49 Euro angehoben. Die Analysten der Erste Group sind weniger optimistisch, sie haben schon am Donnerstag ihre Empfehlung für die Aktien der OMV von „Reduce“ auf „Sell“ gesenkt und das Kursziel von 22 Euro auf 20 Euro reduziert.

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