Wagengruppen wieder auf Platzsuche

Ein Umzug wider Willen steht Wiener Wagenplätzen bevor: Bei den alternativen Lkw- und Wohnwagen-Siedlern in Neu-Marx läuft der Mietvertrag aus, bei jenen in der Seestadt Aspern wird die Dauerkundgebung nicht länger akzeptiert.

„Wir sind ein Wagenplatz und kein Wanderzirkus“, klagt die Wagentruppe Treibstoff. Erst vergangenen September mussten die zehn bis zwanzig Wagen nach einer Räumungsklage des Trabrennvereins ein Grundstück in der Krieau verlassen. Die Gruppe zog daraufhin auf ein Grundstück in die Karl-Farkas-Gasse in Landstraße - mehr dazu in Traber gegen Wohnwägen in der Krieau (wien.ORF.at; 12.6.2015).

Mietvertrag endet im März

„Die Voraussetzung dafür war, dass wir Ende März von dort wieder weg sind“, so eine Sprecherin der Wagentruppe Treibstoff gegenüber wien.ORF.at. So sieht es der Mietvertrag vor, der im Oktober zwischen der WSE Wiener Standortentwicklung GmbH, einem Tochterunternehmen der Wien Holding, und der Wagentruppe Treibstoff geschlossen wurde.

In Neu-Marx

Wagengruppe Treibstoff

Die Wagentruppe Treibstoff

Sanitäreinrichtungen fehlen am Gelände

Keine Freude mit der Gruppe hatte die FPÖ. „Dieses Grundstück ist kein Campingplatz und das Aufstellen von Wohnwagen eine eklatante Verletzung der Wiener Kampierverordnung und der Bauordnung“, erklärte FPÖ-Bezirksparteiobmann Dietrich Kops. „Die Besetzung bringe eine massive Müllproblematik mit sich. Darüber hinaus bestehe durch das Fehlen jeglicher Sanitäreinrichtungen auf dem Gelände akute Gesundheitsgefahr.“

„Keine Probleme mit den Mietern“

Laut Mario Scalet, dem Sprecher der WSE, gab es bisher aber keine Probleme mit der Wagentruppe. „Selbstverständlich bezahlt der Mieter auch eine entsprechende Miete. Zur Höhe geben wir keine Auskunft“, so Scalet. Die Wagentruppe suchte inzwischen um eine Verlängerung des Mietvertrags an.

„Wir sind nach wie vor mit der Stadt Wien in Kontakt, aber die Verhandlungen gestalten sich sehr schwierig“, so die Sprecherin. Seitdem es die Wagentruppe Treibstoff gibt, sucht sie nach einer längerfristigen Bleibe. „Wir werden immer nur geduldet und im besten Fall vertröstet.“ Die WSE möchte das Grundstück langfristig verkaufen, bis dahin stehen die Chancen für die Wagentruppe aber nicht schlecht: „Voraussichtlich wird es einen neuen Vertrag bis Sommer geben. Unterzeichnet ist dieser aber noch nicht“, so Scalet.

Wagentruppe Treibstoff Neu Marx

ORF/Matthias Lang

Laut der WSE gibt es keine Probleme mit der Wagentruppe Treibstoff

„Dauerkundgebung“ keine Dauerlösung

Zwei weitere Wagengruppen gibt es in Wien. Eine nennt sich Wagenplatz Gänseblümchen und ist derzeit in der Cassinonestraße in der Seestadt Aspern auf öffentlichem Grund stationiert. Dort demonstriert sie für die „Akzeptanz experimenteller Wohnformen“. „Wie uns jetzt gesagt wurde, wird unsere Dauerkundgebung aber nicht mehr lange akzeptiert. Wir werden wohl im Laufe des Jahres auf ein anderes Grundstück ziehen müssen“, so ein Sprecher der zehn Personen starken Gruppe gegenüber wien.ORF.at.

Bessere Aussichten gibt es für den Wagenplatz AKW Lobau in der Primavesigasse in der Donaustadt, er gilt als anerkannt und rechtlich abgesichert. „Da ändert sich so schnell nichts, da wir hier zur Miete stehen. Letztes Jahr haben wir sogar noch ein weiteres Grundstück dazu gemietet, da wir wachsen wollten und es nach wie vor viel Nachfrage nach Wagenleben gibt“, so ein Sprecher. Ende März möchte die Gruppe „10 Jahre Wagenplätze in Wien“ mit einer Aktionswoche feiern.

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