Debatte über Ausländer als Opfer und Täter

Ein totes Au-pair-Mädchen, ein vergewaltigter Zehnjähriger: Jüngste Kriminalfälle haben die Diskussion über „kriminelle Ausländer“ wieder angeheizt. Ein Kriminalsoziologe sieht aber keine Verbindung von Kriminalität und Nationalität.

Der mutmaßliche Mord an einer 25-jährigen Studentin in Wien-Wieden dürfte geklärt sein. In der Schweiz wurde der gesuchte Gambier verhaftet. Der Mann dürfte in der Wohnung der Frau gewesen sein - mehr dazu in Totes Au-pair: Gambier verhaftet. Ein Zehnjähriger ist bereits am 2. Dezember 2015 in einem Hallenbad in Wien-Meidling vergewaltigt worden. Der mutmaßliche Täter, ein Flüchtling aus dem Irak, ist in Haft - mehr dazu in Bub in Hallenbad vergewaltigt: Täter geständig.

Es sind Fälle wie diese, in denen die Debatte über „kriminelle Ausländer“ hochkocht. Viele sagen, sie hätten den Eindruck, dass Straftaten zunehmen, an denen Asylwerber oder Flüchtlinge beteiligt sind. Das sei statistisch so nicht belegbar, betonte der Kriminalsoziologe Norbert Leonhardmair vom Wiener Zentrum für sozialwissenschaftliche Sicherheitsforschung am Freitag in „Wien heute“. Themen wie Kriminalität, Ausländer und Migranten dürften nicht undifferenziert aufeinander bezogen werden.

Studiogespräch mit Kriminalsoziologen

Norbert Leonhardmair vom Wiener Zentrum für sozialwissenschaftliche Sicherheitsforschung im Gespräch mit Elisabeth Vogel.

Ausländerfeindliche Straftaten nehmen zu

Ausländer sind nicht nur Täter, sondern auch Opfer von Kriminalität. Und das laut Verfassungsschutz immer öfter. Die Zahl der rassistischen Übergriffe hat sich im Vorjahr verdreifacht. In Österreich sind im Vorjahr mehr ausländerfeindliche Straftaten registriert worden als 2012, 2013 und 2014 zusammen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung zeigt sich angesichts dieser Entwicklung zunehmend besorgt.

Österreichs oberster Verfassungsschützer, Peter Gridling, sprach gegenüber dem ORF-Radio von einer zunehmenden Polarisierung. Meinungsäußerungen, wie sie früher nur an den extremistischen Rändern - ob links oder rechts - getätigt wurden, würden nun „auch in der Mitte aufgegriffen“ - mehr dazu in Ausländerfeindliche Straftaten nehmen zu (news.ORF.at)

197 Angriffe gegen Flüchtlinge

Da angesichts der stark steigenden Zahl an Asylwerbern mit einem Anstieg der Angriffe gegen Flüchtlinge gerechnet wurde, werden diese Straftaten seit dem Vorjahr extra erfasst. Die Zahl der Angriffe auf Asylwerber und Helfer sowie der Sachbeschädigungen bei Asylunterkünften sei dann von Quartal zu Quartal gestiegen.

Im ersten Quartal 2015 seien acht Fälle registriert worden, im zweiten 17, im dritten 77 und im vierten 95. Insgesamt wurden im Vorjahr somit 197 Fälle registriert - dazu kommen 323 fremdenfeindliche und rassistische Straftaten, wie Peter Gridling gegenüber dem Ö1-Morgenjournal sagte - mehr dazu in Mehr ausländerfeindliche Straftaten (oe1.ORF.at).