Burg-Doyenne Elisabeth Orth wird 80

Kammerschauspielerin und Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth feiert am Montag ihren 80. Geburtstag. Begehen wird sie ihn auf der Bühne - mit der Premiere ihres Lyrikprogramms „Neunundsiebzig plus eins“ im Akademietheater.

Die Geburtstagsvorstellung beginnt am Montag um 19.30 Uhr. „Texte fließen ineinander wie Träume, Zeitgenossen begegnen Klassikern, die Antike berührt die Gegenwart, Wehmut und Lächeln verschmelzen zu einem facettenreichen Bild“, heißt es in einer Ankündigung zum Lyrikabend. „Elisabeth Orth widmet sich der puren Dichtung, teilt ihre Freude am Spiel mit der Sprache. In ihrer Interpretation großer und kleiner Texte geht sie der Seele auf den Grund“ - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Elisabeth Orth

APA/Herbert Pfarrhofer

Elisabeth Orth liest aus ihrem Leben

„Hohepriesterin der Burg“

„Sie beeindruckt durch ihr außerordentliches künstlerisches Schaffen, ebenso wie durch ihr großes Verantwortungsbewusstsein und ihre Haltung. Dabei ist vor allem ihr Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen jegliche Form von Diskriminierung hervorzuheben“, hob Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) bei Orths Ernennung zur Doyenne hervor. Der einstige Burgtheater-Direktor Klaus Bachler nannte sie „bestimmende Lichtgestalt und Hohepriesterin der Burg“.

Cornelius Obonya und Elisabeth Orth bei Ehrung

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Elisabeth Orth mit ihrem Sohn Cornelius Obonya

Geboren wurde Orth am 8. Februar 1936 in Wien als älteste jener drei Töchter (neben Christiane und Maresa Hörbiger), die allesamt erfolgreich in die Fußstapfen ihrer prominenten Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger treten sollten. Adolf Hitler schickte ein Glückwunschtelegramm „zur Geburt des Stammhalters“. In ihrem Buch „Märchen ihres Lebens“ (1975) arbeitete Orth auch die NS-Vergangenheit ihrer Eltern auf. Sie selbst hatte sich der Bürde des großen Namens der Schauspielerdynastie Hörbiger entledigt und benutzt den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits.

Seit 1973 Ensemblemitglied des Burgtheaters

Nach ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar war sie unter anderem am Ulmer Theater engagiert, später auch an den Bühnen der Stadt Köln und am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964-68 und 1971). Seit 1973 ist sie festes Ensemblemitglied des Burgtheaters. Dazwischen war sie (1995-99) an der Berliner Schaubühne engagiert.

Kulturminister Josef Ostermayer, Elisabeth Orth, Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann

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Im Februar 2015 wurde Orth als Burgtheater-Doyenne geehrt

An der Burg brillierte sie unter anderem in Inszenierungen von Achim Freyer, George Tabori, Peter Zadek und Andrea Breth und beeindruckte stets mit ihrer Sprachkunst und der großen Wahrhaftigkeit ihrer Rollengestaltungen. In ihrer 60-jährigen Bühnenkarriere hat sie mit 76 Regisseurinnen und Regisseuren gearbeitet. Derzeit ist sie nicht nur in „die unverheiratete“, sondern auch in den beiden Schmiedleitner-Inszenierungen „Engel des Vergessens“ und „Die letzten Tage der Menschheit“ zu sehen.

Neben ihrem Bühnenengagement war die Schauspielerin, deren 1969 geborener Sohn Cornelius Obonya ebenfalls erfolgreicher Schauspieler wurde, auch für Film und Fernsehen tätig: So spielte sie in Michael Hanekes Zweiteiler „Lemminge“ (1978) wie 2004 an der Seite von Ruth Drexel in „Die Heilerin“. Im Kino war sie unter anderem in Klaus Maria Brandauers „Georg Elser - Einer aus Deutschland“ (1989) und in Stefan Ruzowitzkys preisgekröntem Heimatdrama „Die Siebtelbauern“ (1997) zu sehen.

Engagement gegen Antisemitismus

Aber auch abseits der Bühne erhob Orth immer wieder ihre Stimme und engagierte sich vor allem gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Zu ihren Auszeichnungen zählen der Große Hersfeld-Preis, die Kainz-Medaille, der Grillparzer- wie der Liselotte-Schreiner-Ring, die Wiener Ehrenmedaille und das Wiener Goldene Ehrenzeichen.

Maresa Hörbiger, Elisabeth Orth, Christiane Hörbiger bei Ehrung

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Elisabeth Orth (Mitte) mit ihren Schwestern Maresa (links) und Christiane Hörbiger (rechts)

„Aus euch wird nie was“, heißen ihre im Vorjahr im Amalthea Verlag erschienenen Erinnerungen Orths, die von „Presse“-Kulturredakteur Norbert Mayer aufgezeichnet wurden. Der Titel bezieht sich auf ein mahnendes Urteil der Mutter. In dem Buch gibt sie auch etwas über ihre drei Ehen Preis: Die erste mit einem Wiener Arzt „war nach sechs Wochen Geschichte“, die zweite mit einem jungen Schauspieler in Ulm „wohl mehr eine karitative Aktion denn eine Ehe“. Mit dem Schauspieler Hanns Obonya war sie zehn Jahre glücklich verheiratet, ehe er 1978 56-jährig starb.

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