Republik kaufte Nachlass von Hans Hollein

Die Republik Österreich hat einiges in die Wege geleitet, um an den 2014 verstorbenen „Jahrhundertarchitekten“ Hans Hollein zu erinnern. Sie erwarb den Nachlass Holleins und rief erstmals einen Kunstpreis für Architektur ins Leben.

„Hans Hollein war ein Visionär, wie es ganz wenige gibt“, sagte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) am Freitag bei einer Pressekonferenz. Grundsätzlich sei es zwar nicht üblich, dass die Republik Nachlässe erwerbe - in diesem Fall sei die Frage aber „relativ leicht zu beantworten“ gewesen. Hollein habe nicht nur als Architekt, sondern auch als Designer, Theoretiker, Lehrender und in vielen anderen Funktionen weltweites Renommee erworben. Zudem habe es international „beträchtliches Interesse“ am Nachlass gegeben.

Aufarbeitung als „Jahrhundertaufgabe“

Insgesamt nimmt die Republik 700.000 Euro in die Hand. Für die Sammlungskooperation wurden dem Museum für angewandte Kunst (MAK) nun 250.000 Euro zur Verfügung gestellt, um den Ankauf zu tätigen. Weitere 120.000 Euro werden für die Digitalisierung aufgewendet. Die Aufarbeitung selbst, die vom Architekturzentrum Wien (AzW) durchgeführt wird, ist vorerst mit jährlich 100.000 Euro auf drei Jahre dotiert. Wie lange man letztlich dafür benötigen wird, lasse sich allerdings noch nicht abschätzen.

Hans Hollein

APA/Roland Schlager

Hans Hollein starb im April 2014 im Alter von 80 Jahren

„Der Nachlass umfasst 400 Europaletten“, so AzW-Direktor Dietmar Steiner. Das sei etwa das Zehnfache von sonst üblichen Mengen. „Hollein hat ein Jahrhundertwerk geschaffen, also wird auch die Aufarbeitung eine Jahrhundertaufgabe sein.“ Dass es nicht ganz so lange dauern wird, hofft jedenfalls die Tochter des Architekten, Lilli Hollein: „Wir sind in diesem Archiv aufgewachsen. Es handelt sich um das Lebenswerk meines Vaters. Dementsprechend ist heute ein großer und freudiger Tag.“

Erstmals Kunstpreis für Architektur

Die schiere Menge der Entwürfe, Modelle, Korrespondenzen und weiteren Schriften zeigt auch das Vertragswerk, das MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein zur Pressekonferenz mitgebrachte: zwei schwere, gebundene Bücher. „Aber nicht, weil es so schwierige Verhandlungen waren, sondern weil die Werkliste so lang ist“, sagte er. Die nächste große Hollein-Ausstellung plant das Haus innerhalb der kommenden fünf bis sechs Jahre.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und Lilli Hollein

APA/Herbert Neubauer

Kulturminister Josef Ostermayer und Lilli Hollein

Erstmals ausgelobt werden soll auch ein österreichischer Kunstpreis für Architektur. „Auf diesem Weg wollen wir das Andenken und die große Bedeutung Holleins bewahren und betonen“, so Ostermayer. Wie die weiteren Kunstpreise werde auch dieser mit 12.000 Euro dotiert sein. „Wir überlegen aber, ob wir die Kunstpreise vielleicht eine Spur anheben“, sagte der Kulturminister. Ab 2016/17 sind zudem jährlich zwei Forschungsstipendien vorgesehen, die auf sechs Monate angelegt und mit jeweils 6.600 Euro dotiert sind.

Lagerung in Depot in Wöllersdorf

Der Nachlass wird nun im AzW-Depot in Wöllersdorf gelagert und wissenschaftlich bearbeitet. „Wir stehen noch ein wenig unter dem materiellen Schock“, sagte Steiner. Um überhaupt alle Objekte unterzubringen, wurde das Depot erweitert.

Modell Haas Haus

APA/Herbert Neubauer

Ein Modell des von Hans Hollein geplanten Haas-Hauses

Für Steiner ist der Auftakt zur Hollein-Bearbeitung jedenfalls einer der letzten Höhepunkte in seiner Funktion als AzW-Chef, geht er doch mit Ende des Jahres in Pension. Am Mittwoch soll sein Nachfolger präsentiert werden. Mit der Entscheidung des Vorstands zeigte sich Steiner gegenüber der APA „sehr zufrieden“: „Ich würde mir wünschen, dass einige andere Personalentscheidungen in Österreich auch so gut ablaufen würden.“