Was junge Frauen in den Dschihad treibt

Tausende männliche Kämpfer sind nach Syrien in den Dschihad gezogen - zuletzt ist der Anteil der Frauen stark gestiegen: jeder zehnte Terrorkämpfer ist mittlerweile weiblich. Deren Motive unterscheiden sich oft nicht von jenen der Männer.

5000 ausländische Kämpfer gibt es in Syrien laut Schätzungen - rund zehn Prozent davon sollen Frauen sein. Laut Verena Fabris von der Wiener Beratungsstelle für Extremismus haben die Mädchen und Frauen oftmals das gleiche Interesse wie die Männer, die in den Krieg ziehen: Sie wollen einen Staat aufbauen. Die Frauen werden nicht selten per Soziale Medien rekrutiert, von ihnen wollen viele in Syrien islamistische Kämpfer heiraten.

Aus ähnlichen Motiven soll auch eine 17-jährige Schwedin mit somalischen Wurzeln auf dem Weg nach Syrien gewesen sein. Sie wurde in Wien verhaftet und steht nun vor Gericht - mehr dazu in 17-Jährige unter IS-Terrorverdacht: Prozess.

Dschihadisten als Idole

Doch nicht nur Heirat ist ein wesentlicher Grund für die Frauen, in den Dschihad zu ziehen. „Gleich viele Frauen geben an, in den Dschihad zu ziehen, um zu kämpfen“, so Fabris gegenüber dem ORF Wien. Religiöse Motive seien selten ausschlaggebend, vielmehr handelt es sich um eine dschihadistische Ideologie und nicht um den Islam.

„Dschihadkrieger werden wie Popstars gesehen, die Idole für viele Frauen sind. Der Islamische Staat wirbt damit - das sieht man auch an den Propagandavideos, die an westlichen Videos anleihen nehmen und oft mit R’n’B-Beats unterlegt sind“, so Fabris. Das erhöht die Popularität und bringt die Mädchen und Frauen dazu, nach Syrien zu reisen. „Die Anziehungskraft dieser Propaganda wirkt natürlich auch auf Männer.“

Deradikalisierung als langer Prozess

Fast 1.000 Anrufe wurden im vergangenen Jahr in der Beratungsstelle für Extremismus verzeichnet - mehr dazu in Extremismus-Hotline: Über 900 Anrufe. In vielen Fällen greifen Eltern oder Verwandte zum Hörer, weil sich ihre Kinder möglicherweise radikalisiert haben. So würden die Alarmglocken schrillen, „wenn zum Beispiel junge Frauen plötzlich einen anderen Freundeskreis haben, andere Musik hören und andere Kleidung tragen“, sagte Fabris.

Bei der Beratungsstelle werden nicht nur Telefonberatungen durchgeführt, sondern auch persönlich. „Die Deradikalisierung ist ein langer Prozess. Es gibt kein Wundermittel und die betroffene Person ist wieder deradikalisiert.“ Jeder Fall müsse einzeln geprüft werden, so die Expertin.

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