OMV mit Umsatzeinbruch

Ein düsteres Bild hat Konzernchef Rainer Seele von der OMV gemalt. Das Unternehmen kämpfe mit Problemen an allen Ecken und Enden. Als Kernstück einer neuen Unternehmensstrategie soll Russland zur Schlüsselregion werden.

Der rasante Verfall des Ölpreises hinterließ beim Erdöl- und Gaskonzern tiefe Spuren in der Bilanz. Der Umsatz des Konzerns brach 2015 um 37 Prozent auf 22,527 Mrd. Euro ein. Der um Lagereffekte bereinigte Betriebsgewinn (CCS EBIT vor Sondereffekten) sank 2015 um 38 Prozent auf 1,39 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

OMV-Chef Rainer Seele (l.) und OMV-Vorstand David C. Davies (Finanzen, Solutions GmbH)

APA/Herbert Pfarrhofer

OMV-Chef Seele (l.) und OMV-Finanzvorstand David C. Davies

Die OMV bekommt den Absturz der Ölpreise vor allem im Geschäft mit der Suche nach und Förderung von Öl und Gas zu spüren. Insgesamt musste das teilstaatliche Unternehmen daher im vergangenen Jahr drei Milliarden Euro abschreiben. Inklusive dieser Belastungen verbuchte die OMV unter dem Strich einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 278 Millionen Euro im Jahr davor. Um gegenzusteuern, will das Unternehmen die Kosten weiter drücken und die Dividende kürzen.

Die Aktionäre sollen aber dennoch einen Euro Gewinnausschüttung je Aktie erhalten. Die Dividende wird zur gänze mit Fremdkapital finanziert. Langfristig will man die bisherige Dividendenpolitik beibehalten, 30 Prozent des Jahresüberschusses auszuschütten.

„In der jetzigen Form kein Erfolgsmodell“

„Die OMV ist in ihrer jetzigen Verfassung kein Erfolgsmodell. Wir geben schlichtweg zu viel aus“, sagte Seele. Vor allem die Kosten für die Suche nach Öl und Gas sollen in den kommenden zwei Jahren auf 300 Millionen Euro jährlich halbiert werden. Wichtigstes Ziel ist für Österreichs größten Industriekonzern der Einstieg in Russland. Sollte das geplante Tauschgeschäft mit dem russischen Energieriesen Gasprom scheitern, müsse das Unternehmen seine Strategie anpassen. Einen Plan B gebe es nicht, sagte Seele.

Grafik Miliardenverlust für die OMV

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Beteiligung an sibirischem Gasfeld geplant

Der teilstaatliche Konzern will sich mit knapp 25 Prozent an einem Teil des sibirischen Öl- und Gasfelds Urengoy beteiligen und bietet dem russischen Staatskonzern Gasprom im Gegenzug Unternehmensanteile an. Wie dieses Tauschgeschäft im Detail aussehen wird, ist weiterhin offen. „Die Due Diligence dauert noch mehrere Monate“, sagte Seele. Bisher hätten sich die Russen noch nicht geäußert, welche Teile der OMV für sie von Interesse wären. Vom politischen Umfeld will sich der Firmenchef nicht beeinflussen lassen. „Wirtschaftliche Aspekte sind für uns die vorrangigen Aspekte“, sagte Seele.

OMV Raffinerie

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Der Öl- und Gaskonzern macht schwere Zeiten durch

„Haben schwierige Jahre vor uns“

Darüber hinaus will der Konzern die Kosten drücken, indem er verstärkt im Nahbereich von bestehenden Ölfeldern investiert. Zudem sollen die Bohrungen dank modernerer Technik effektiver werden. Auch bei den Gesamtkosten will die OMV angesichts der mauen Aussichten noch einmal auf die Bremse treten. Nachdem zuletzt 200 Millionen Euro eingespart wurden, will das Unternehmen nun die Ausgaben um weitere 100 Millionen Euro über alle Bereiche kürzen.

„Wir haben schwierige Jahre vor uns, die Öl- und Gaspreise sind im Keller“, sagte Seele. Ein massiver Stellenabbau - wie das andere große Ölkonzerne angekündigt haben - sei aber nicht geplant. Angesichts des schwierigen Umfeldes ist für den OMV-Chef die Steigerung der Produktion „zweitrangig“. „Ziel sind im Schnitt 300.000 Barrel am Tag bis 2020 zu halten“, sagte Seele. Ende 2015 lag die Produktion bei 303.000 Barrel pro Tag.

Einbruch zeichnete sich schon länger ab

Die börsennotierte OMV wird derzeit doppelt gebeutelt. Durch den dramatischen Preisverfall bei Öl und Gas musste sie weitere 1,5 Milliarden Euro an Wertminderungen verbuchen. Zudem gibt es Produktionsstillstände in Libyen und im Jemen - mehr dazu in OMV muss weitere 1,5 Mrd. Euro abschreiben (wien.ORF.at; 29.1.2016).

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