Registrierkasse zwingt Greißlerin in die Knie

Sie ist in Wien eine der letzten einer aussterbenden Sparte: Greißlerin Leopoldine Plesch. Mit ihrem kleinen Laden versorgt sie ein paar tausend Menschen in Liesing. Das könnte nun mit der Registrierkassenpflicht ein Ende haben.

Seit mehr als 50 Jahren betreibt Plesch ihren Laden in der Karl-Schwed-Gasse. Immer noch fährt die 77-Jährige zweimal in der Woche um 4.30 Uhr zum Großmarkt, um Frischprodukte wie Milch, Käse und Wurst einzukaufen. Wie üblich sperrt sie täglich um 5.45 Uhr ihren Laden auf. Meistens sind auch schon erste Kunden da, die ihr auch gleich beim Ausladen helfen. „Morgensport“ nennt es einer von ihnen.

Greisslerin Registrierkasse

ORF

Leopoldine Plesch im ORF-Interview

Hilfe, die die 77-jährige Frau gerne annimmt. Doch nicht so leicht zu bewältigen wie das Einsortieren ihrer Ware ist für Leopoldine Plesch jetzt ein anderes Problem: die Registrierkassenpflicht. Beratung ist zwar angekündigt, Frau Plesch bleibt aber skeptisch: „Na ja, wir werden jetzt schauen, was da für Vorschläge kommen.“

„Das ist hier wie eine große Familie“

Ihre Kunden würden nicht nur der Nahversorgung nachtrauern, sollte Frau Plesch ihren Laden schließen: „Die gute Laune, Frau Plesch ist immer da, was wollen wir mehr, wir sind gut aufgehoben bei ihr“, sagt eine Kundin. Eine andere betont, dass Frau Plesch alles besorgt, was ihre Kunden benötigen.

Wiener Greißlerin gibt auf

Leopoldine Plesch überlegt, nach mehr als 50 Jahren ihr Geschäft zuzusperren.

„Ich weiß, dass mich die Leute hier brauchen. Sie können bis hierher gehen, und nicht mit dem Autobus fahren, und Auto haben die meisten sowieso keins mehr. Die älteren Herrschaften, sie brauchen mich und ich brauche die auch eigentlich, das ist hier so wie eine große Familie“, sagt Frau Plesch.

Wirtschaftskammer will helfen

Noch hat Leopoldine Plesch Zeit, sich eine neue Registrierkasse anzuschaffen. Tut sie das nicht, muss sie bis Ende des Jahres in Pension gehen. Das wäre sehr schade, betont eine Kundin, denn „wir haben sie alle sehr gern!“ Die Sparte Lebensmittelhandel der Wirtschaftskammer Wien will sich jedenfalls darum bemühen, gemeinsam mit der rüstigen Greißlerin eine Lösung zu finden, damit die Nahversorgung erhalten bleibt.