Mord an Türsteher: 18 Jahre Haft

Ein 54-Jähriger, der im April 2009 einen Türsteher einer Disco in der Brigittenau erschossen und den Geschäftsführer schwer verletzt hatte, ist am Montag nicht rechtskräftig zu 18 Jahren Haft verurteilt worden.

Verteidiger Karl Bernhauser versuchte im Prozess herauszuarbeiten, dass die Bluttat in ursächlichem Zusammenhang mit einem schweren Autounfall stand, den sein Mandant einige Jahre vorher zu verantworten hatte. Dabei kam einer seiner besten Freunde ums Leben. Dem 54-Jährigen hätten seither Panikattacken zu schaffen gemacht, die der Anwalt mit der Schießerei in Verbindung brachte: „Aufgrund dieses traumatischen Erlebnisses hat er eine seelische Problematik entwickelt. Da setzt man Aggressionen frei, die man eigentlich gar nicht will und bereut.“

Sohn entschlug sich der Aussage

Zwei zu diesem Thema geladenen Zeugen konnten das allerdings nur bedingt bestätigen. Der Sohn des Angeklagten machte von seinem Schweigerecht Gebrauch und entschlug sich der Aussage. Der Bruder stellte fest: „Nach dem Unfall hat sich sein Wesen verändert. Er war nicht mehr derselbe Mensch wie vorher.“

Aufgrund heftiger Kopfschmerzen sei der 54-Jährige manchmal absichtlich „mit dem Kopf gegen die Wand gerannt. Der Sohn und die Schwiegertochter haben oft geweint. Sie haben gesagt, etwas stimmt nicht mit ihm“, gab der Zeuge zu Protokoll. Auf die inkriminierte Tat angesprochen, bemerkte der Bruder: „Wir wissen alle, dass er so etwas nie gemacht hätte, wenn er ein normaler Mensch wäre.“

Laut Gerichtspsychiater Siegfried Schranz war der 54-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig. Dass er aufgrund des Unfalls eine nachhaltige psychische Beeinträchtigung erlitten hätte, lasse sich aus den medizinischen Befunden nicht ableiten. Für den Gutachten bestanden „keine Zweifel“, dass beim Angeklagten Dispositionsfähigkeit und Diskretionsfähigkeit gegeben waren.

Rache für Discorauswurf des Sohnes

„Ich weiß nicht, was ich geben würde, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte“, sagte der 54-Jährige, ehe sich die Geschworenen zu Mittag zur Beratung über Schuld und Strafe zurückzogen. Der gebürtige Serbe hatte in Wien auf mehreren Baustellen als Kranfahrer gearbeitet und ein unauffälliges Leben geführt. Eines Nachts wurde allerdings einer seiner Söhne wegen ungebührlichen Benehmens aus dem „Club Viva“ in der Brigittenau gewiesen.

Ein 29 Jahre alter Türsteher soll dem jungen Mann, der gegen seinen Rausschmiss protestierte, ins Gesicht geschlagen und ihn dabei am Auge verletzt haben. Als der Vater davon erfuhr, „hat er Aggressionen entwickelt. Er hat sich dazu hinreißen lassen, da hinzugehen und die Tat zu vollbringen“, sagte Verteidiger Karl Bernhauser.

Der 54-Jährige begab sich zur Disco und wollte seinen Angaben zufolge den Türsteher, der zwei Wochen vorher seinen Sohn schlecht behandelt hatte, zur Rede stellen. Der Security-Mitarbeiter ließ sich jedoch auf keine Diskussionen ein. Anstatt abzuziehen, trieb sich der Angeklagte noch eine Weile vor dem Lokal herum, zog plötzlich eine Pistole (Kaliber neun Millimeter) und gab im Vorbeigehen aus einer Entfernung von zwei Metern acht Schüsse auf den Türsteher ab.

Täter stellte sich freiwillig

Der 29-Jährige hatte keine Überlebenschance. Er wurde fünfmal im Brustbereich getroffen. Zwei Projektile durchschlugen seinen Körper und drangen dem unmittelbar neben ihm stehenden Discobesitzer in Bauch und Oberarm. Eine Notoperation rettete dem 51-Jährigen das Leben, während der Türsteher noch im Krankenwagen seinen schweren Verletzungen erlag.

Dem Schützen gelang die Flucht. Nachdem in den Medien Fotos aus den im Eingangsbereich der Disco angebrachten Überwachungskameras veröffentlicht wurden und ein anonymer Hinweis auf die Identität des Täters einging, setzte sich der Mann in seine ursprüngliche Heimat ab. Dort lebte er unter falschem Namen jahrelang unbehelligt, ehe er im Sommer des vorigen Jahres nach Österreich zurückkehrte und sich freiwillig den Strafverfolgungsbehörden stellte - mehr dazu in Security erschossen: Schuldbekenntnis.