Falsche Kreditkarten: Haft für Juwelier-Betrüger

Ein 25-jähriger Brite wurde am Dienstag am Straflandesgericht rechtskräftig zu 15 Monaten unbedingter Haft verurteilt, nachdem er im vergangenen Herbst bei zwei Wiener Nobel-Juwelieren mit falschen Kreditkarten eingekauft hatte.

Einblicke in eine hoch professionelle Form von internationalem Kreditkartenbetrug hat der Prozess. Der Mann reiste am 26. September 2015 aus London an und suchte in Begleitung seiner Verlobten ein in der Innenstadt gelegenes Juweliergeschäft auf. Dort erstand er um knapp 27.000 Euro eine Rolex-Uhr.

Unmittelbar danach spazierte er in ein unweit gelegenes Geschäft und legte sich um rund 8.000 Euro einen weiteren Chronometer zu. Bezahlt wurde jeweils mit von American Express ausgestellten Kreditkarten, die - wie sich später herausstellte - allerdings gefälscht waren. Als der Mann am 28. November neuerlich nach Wien kam, um auf Einkaufstour zu gehen, klickten die Handschellen.

Schaden in Millionenhöhe

Wie sich in der Verhandlung herausstellte, handelte es sich bei dem 25-Jährigen um das Werkzeug einer Bande, die von London aus operiert und in ganz Europa ihr Unwesen betreibt. Wie ein als Zeuge geladener Vertreter von American Express erklärte, ist die kriminelle Vereinigung in der Branche als One-Day-Shopper-Bande ein Begriff.

„Uns sind zumindest 25 Personen bekannt, die im Auftrag von Hintermännern mit falschen Karten durch Europa geschickt werden“, sagte der aus Frankfurt angereiste Zeuge. Der Angeklagte sei auch in die Schweiz und nach Spanien entsandt worden: „Ihm wird alles in allem ein Schaden von 400.000 Euro zugerechnet.“ Insgesamt gehe der Schaden längst in die Millionen. „In der Vorwoche hatten wir sechs Fälle in Hamburg. Gestern gab es einen Zugriff in Köln“, legte der American Express-Vertreter dar.

Durch Drogensucht zum Betrüger

Im gegenständlichen Fall ging der Schaden auf Kosten der Bank of America. Deren Daten waren gestohlen und als Chips auf die falschen Kreditkarten gedruckt worden. Der 25-Jährige hatte von den Hintergründen keine Ahnung. Wie er dem Schöffensenat erklärte, hatte er sich aufgrund seiner Drogensucht auf die Flugreisen eingelassen: „Ich habe täglich zwei bis drei Gramm Kokain konsumiert. Am Schluss hatte ich Schulden von 14.000 bis 15.000 Pfund.“

Als ihm angeboten wurde, man werde ihm einen Teil der Schulden erlassen und ihn weiter mit Kokain versorgen, wenn er mit den Falsifikaten einkaufen gehe, habe er zugesagt: „Ich war ihnen ausgeliefert. Ich hatte keine andere Wahl.“

Weiterer Prozess in der Schweiz

Vor jeder Reise bekam der Angeklagte am Flughafen in London ein Ticket in die Hand gedrückt. Weitere Anweisungen erhielt er per SMS. Die Uhren und den Schmuck, den er sich vorlegen ließ, musste er fotografieren und sich den Kauf von seiner Kontaktperson - ein Mann namens Colin - absegnen lassen.

Zurück in London, wurden ihm die erworbenen Luxus-Artikel umgehend abgenommen. Neben den strafrechtlichen Folgen - nach Verbüßung der 15 Monate wird der Mann in die Schweiz abgeschoben, wo ihn der nächste Prozess erwartet - hat der Brite auch persönliche Konsequenzen erlitten. „Als meine Verlobte herausgefunden hat, was ich tue, hat sie sich von mir getrennt“, berichtete er dem Gericht.