Mehr Unterstützung für Muslima

Mit seiner Studie zu Kindergärten in Wien sorgt der Islamwissenschaftler Ednan Aslan seit Monaten für Diskussionen. Nun lässt er auch mit der Forderung nach Gleichstellung von Mann und Frau aufhorchen.

Die Debatten über islamische Kindergärten - mehr dazu in Aslan: „Radikalität beginnt im Kindergarten“ - hätten zwar zu Polarisierungen geführt, so Aslan, „aber sehr viele türkische Familien, arabische Familien haben mich eingeladen, ob wir den Islam von bestimmten Organisationen hier in Österreich befreien können, dass sie über ihre eigene Religion selbständig reden wollen“, so Aslan gegenüber „Wien heute“.

Aslan, der am Islamischen Institut der Uni Wien beschäftigt ist, sieht sogar eine Chance, vor allem für die innerislamische Debatte, dass der Islam in Österreich neu geprägt werde und damit auch die Rolle der Frau in der islamischen Gesellschaft, die noch immer von der klassischen Lehre, der männlichen Auslegung des Koran ausgeht. In dieser Lehre werde die Frau nicht nur benachteiligt, sondern auch diskriminiert, so Aslan. Er fordert die volle Gleichstellung von Mann und Frau nicht nur im Alltag, sondern auch in der Religionsausübung.

Neue Organisation für Rechte der Frauen

Genau das meinen auch drei Frauen, die sich genau wie die deutsch-marokkanische Autorin Sineb El Masra für ein selbstbestimmtes Leben der Muslima innerhalb ihrer Religion einsetzen.

Emanzipation im Islam

ORF

Buchhinweis

El Masrar, Sineb: Emanzipation im Islam. Eine Abrechnung mit ihren Feinden. Herder, 320 Seiten, 25,70 Euro

Zwei der Damen sind im Alter von fünf beziehungsweise sechs Jahren aus der Türkei zugewanderte Gastarbeiterkinder: „Ich vergleiche den Koran manchmal mit Gsetzestexten. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass der Islam oder der Koran eine Emanzipation schon im Buch vorgibt, nur wird das leider in der sozialen Realität falsch ausgelegt“, sagt die Rechtsanwältin Nuray Tutus-Kirdere. In den vergangenen 20 Jahren sei der Islam „stark radikalisiert, politisiert worden (...) und das ist eine traurige Tendenz.“

Die Politikwissenschafterin Sirvan Ekici sagt, sie als Muslimin, die immer für ein selbstbestimmtes Leben eingetreten sei, müsse auch vorleben, „aber auf der anderen Seite müssen die Muslime, die hier leben, auch die Verbände, als Role Model zeigen, dass die Frau in unserer Gesellschaft gleichberechtigt ist und gleichberechtigt das Sagen auch in den Verbänden hat“, so Ekici.

Ziel ist, Rolle der Frau im Islam zu stärken

Die Diplomatin Gerti Tauchhammer nennt die kämpferischen Frauen in Tunesien als ihr Vorbild: „Ich fahre seit fast 20 Jahren nach Tunesien und ich habe eigentlich noch nie in einer so geballten Form emanzipierte Frauen erlebt wie dort.“ Frauen, die einfach laut und vehement ihre Einstellung vertreten und auch in der Gesellschaft mit beiden Beinen auf dem Boden stehen würden. Viele der Frauen seien akademisch gebildet, für Tauchhammer ein deutliches Zeichen dafür, dass die Demokratie in dem Land mehr Chancen hat als anderswo.

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„Wien heute“, 25.2.2016

In Wien ist eine liberale Moschee geplant, eine neue Organisation setzt sich für Rechte der Frauen ein.

Die drei Frauen haben sich zusammengeschlossen, um sich gemeinsam in einer neuen Organisation für die Rechte der Frau im Islam einzusetzen. Auch der Religionswissenschaftler Ednan Aslan hat Pläne. Er denkt an die Errichtung einer liberalen Moschee noch in diesem Jahr, in der Männer und Frauen beten und predigen - ganz im Sinne der Gleichberechtigung.

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