Bundestheater dank Verkäufen konsolidiert

Dank Immobilienverkäufen und einer Anhebung der Basisabgeltung präsentieren sich die Bundestheater derzeit konsolidiert. Der scheidende Geschäftsführer Günter Rhomberg glaubt an eine ausgeglichene Bilanz bis 2018.

Die Immobilienverkäufe haben einen Umfang von voraussichtlich 40 Mio. Euro, die Basisabgeltung wurde um 14 Mio. Euro erhöht, wie Rhomberg bei der Vorstellung des Jahresberichts für 2014/2015 am Freitag ausführte. Der Gesamtertrag des Konzerns stieg im Wirtschaftsjahr 2014/15 (Stichtag 31.8.2015) um 9,6 Mio. Euro auf 236,6 Mio. Euro.

Mit der Veräußerung der Immobilien sei im Wesentlichen das Finanzloch bis zu der erst mit 1. Jänner 2016 schlagend gewordenen Anhebung der Basisabgeltung auf 162,9 Mio. Euro gestopft worden, hieß es. Das Jahres-Minus (6,5 Mio. 2013/14) konnte in einen Jahresüberschuss von 5,4 Mio. Euro gedreht werden. Der Eigendeckungsgrad ist von 36,1 auf 40,4 Prozent gestiegen.

Günter Rhomberg

APA/Roland Schlager

Günter Rhomberg präsentierte ein einen Jahresüberschuss

Verbesserte Lage kein „Zaubertrick“

Unabhängig davon ist man in der Bilanz nach den 28,4 Mio. Euro Bilanzverlust des Vorjahres mit einem Plus von 70.000 Euro „auf einem Null-Ergebnis gelandet“ (Rhomberg). Mit einer „Kapitalkonsolidierung“ durch Rückgriff auf eine in der Konzernbilanz vorhandene Gewinnrücklage von 40 Mio. Euro habe man die verbesserte Finanzlage auch in der Bilanz darstellen wollen.

Dies sei „kein Zaubertrick, sondern etwas, was jede GmbH macht“, und was man auch bereits früher machen hätte können, sagte Holding-Prokurist Othmar Stoss. Weil man im laufenden Jahr „auf Budgetkurs, ja sogar leicht im Plus“ liege (Rhomberg), geht man nicht davon aus, die verbliebenen 17,2 Mio. Euro antasten zu müssen, um heuer ausgeglichen zu bilanzieren.

Weniger Vorstellungen und weniger Mitarbeiter

Die Anzahl der Besucher der Bundestheater ist laut Jahresbericht von 1.339.314 auf 1.318.067 gesunken, die Karteneinnahmen sind allerdings von 49,9 Mio. Euro auf 51,6 Mio. Euro gestiegen. Die Anzahl der Vorstellungen ist ebenso gesunken wie die Anzahl der Mitarbeiter.

Die Kosten für die Mitarbeiter machen Rhomberg jedoch weiterhin Sorgen. Es habe zwar durch die Novelle des Bundestheater-Gesetzes samt Aufstockung der Basisabgeltung „eine große Vorleistung seitens der Öffentlichkeit sprich der Regierung gegeben“, doch „mein einziger Misserfolg war, dass man die Personalkosten nicht einmal zu einem gewissen Prozentsatz indexiert“.

Spätestens 2019/20 brauche man aufgrund der kollektivvertraglichen Erhöhungen zusätzlich rund 3,5 Mio. Euro jährlich - ansonsten werde man mit Sicherheit mit Schließtagen und Angebotsreduktionen rechnen müssen. „Denn es wird sich nicht ausgehen, und zwar in keinem Kulturunternehmen, das 60 bis 70 Prozent Personalkosten hat“, sagte Rhomberg. „Die Herausforderung bleibt. Ich plädiere für produktive Unruhe ab sofort.“

„Existenziell kritische Situation“ am Beginn

Rhomberg blickte am Freitag auf seinen Amtsantritt als Geschäftsführer am 1.9.2014 zurück, als er „eine existenziell kritische Situation, nicht nur für das Burgtheater, sondern auch für die ganze Gruppe“, vorgefunden habe. Ohne Realisierung hoher Beträge durch vom Eigentümer genehmigte Veräußerung von „nicht betriebsnotwendigem Vermögen“ wäre es nicht möglich gewesen, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. „Es gab dazu keine Alternative.“

Wenn der einzige noch ausständige (das im Innenhof des Hanuschhofes befindliche „Stöckl“-Gebäude betreffende) „Deal“ über die Bühne gegangen sein wird, „werden der Holding bis Ende des Wirtschaftsjahres 40 Millionen Euro zugeflossen sein“. Man hätte zwar noch „Tafelsilber“ zum Veräußern in Reserve , „hoffentlich müssen wir das nicht“.

Am Burgtheater seien rund vier Mio. Euro eingespart worden, bei der etwa für Ausstattungsbau zuständigen „Art for Art“-Tochter, seien rund zehn Prozent der Belegschaft abgebaut worden, da das Produktionsvolumen stark zurückgenommen wurde. „Das Schlimmste war aber der Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit. Ich glaube, dass mit dem heutigen Bericht vieles abgeschlossen werden kann.“

Ausgeglichene Budgets der Gesellschaften

Harsche Kritik setzte es indirekt an Rhombergs Vorgänger Georg Springer: „Die Holding ist in der Vergangenheit als Gruppe nicht stark geführt worden. Sie hat nicht gelebt, weder intern noch extern.“ Man habe „zu viele Aufsichtsräte“ gehabt, „viele die teilweise verantwortlich waren, aber niemanden, der ganz in der Verantwortung war“.

Als Erfolg wertete Rhomberg die Erhaltung des Kasinos am Schwarzenbergplatz als Spielstätte sowie die Verabschiedung ausgeglichener Dreijahresbudgets sämtlicher Gesellschaften im Oktober 2015: „Es gibt auf der ganzen Welt keine Theatergruppe, die auf drei Jahre hinaus eine gesetzlich gesicherte Zukunft hat.“

Die Arbeitsgerichtsverfahren des entlassenen Burgtheater-Direktors Matthias Hartmann und der früheren kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky seien weiterhin ruhend, in Kürze werde ein Vorbericht des Rechnungshofs erschienen, der Stantejskys Position wohl nicht stärken werde, mutmaßte Rhomberg - mehr dazu in Burgtheater: Ex-Finanzchefin legte Geständnis ab (wien.ORF.at; 14.11.2015).

Auslastung wird poslitiv bewertet

Der Staatsoper bescheinigte Rhomberg „nach wie vor eine unglaublich gute Auslastung“. Laut heute veröffentlichtem Geschäftsbericht der Saison 2014/2015 betrugen die Umsatzerlöse aus dem Kartenvertrieb die Rekordsumme von 34,27 Mio. Euro. Das Haus hatte 598.951 Besucher (2013/14: 603.692) und eine Sitzplatzauslastung von 99,02 Prozent.

Bei der Volksoper lobte Rhomberg die „Kontinuität des Erfolges“. In ihrem Geschäftsbericht wird eine Besucherzahl von 315.189 (2013/14: 311.781) und eine Sitzplatzauslastung von 81,69 Prozent ausgewiesen. Die Kartenerlöse betrugen 8,78 Mio. Euro. Das Burgtheater hatte seine Zahlen bereits veröffentlicht: Die Sitzplatzauslastung in der Saison 2014/15 betrug 81,5 Prozent (2013/14: 80,28 Prozent), insgesamt kamen 403.906 Besucher in das Burgtheater und seine Spielstätten - mehr dazu in Burgtheater erzielte 1,2 Mio. Euro Überschuss (wien.ORF.at; 12.2.2016).

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