Das Pferd und die Waldheim-Affäre

Was hat ein trojanisches Holzpferd mit Kurt Waldheim und seiner Zeit als Offizier während des Zweiten Weltkriegs zu tun? Die Antwort gibt es im Wien Museum, wo am Abend Zeitzeugen anlässlich „30 Jahre Waldheim-Affäre“ diskutieren.

„Ich stelle fest, dass Kurt Waldheim nie bei der SA war, sondern nur sein Pferd“, so beschrieb der ehemalige Politiker Fred Sinowatz (SPÖ) 1986 die Affäre um die Mitgliedschaft bei der Sturmabteilung (SA) des damaligen Präsidentschaftskandidaten.

„Geister der Vergangenheit“

Kuno Knöbel, Mitbegründer des Vereins „Republikanischer Club – Neues Österreich“, entwickelte auf Basis dieser Aussage die Idee eines trojanischen Holzpferdes. Aus dessen Bauch sollten die Geister der Vergangenheit kriechen. Alfred Hrdlicka fertigte eine Skizze an und man baute das Pferd als Symbol für die Vergangenheitsbewältigung in Österreich.

Holzpferd als Begleiter bei Auslandsreisen

Das Pferd war schon mehrmals als Begleitung Waldheims bei seinen seltenen Auslandreisen und in Wien öffentlich zu sehen. Viele österreichische Persönlichkeiten, wie Gerhard Bronner, verewigten sich namentlich darauf. Jetzt wird das Holzpferd im Atrium des Wien Museums ausgestellt. Nach einer Diskussion über die Folgen der Ära Waldheim am 4. Mai 2016, dem 30. Jahrestags des ersten Wahlgangs zur Bundespräsidentschaftswahl 1986, wird es wieder abgebaut.

Veranstaltungshinweis:

Diskussionen im Wien Museum:

  • „Was hinter den Kulissen geschah“, 2. März um 18.30 Uhr
  • „Waldheim und die Folgen“, 4. Mai um 18.30 Uhr

Am 2. März findet die erste Veranstaltung zur Waldheim-Affäre im Wien Museum statt. Auch dieses Datum ist mit Bedacht gewählt: Am 2. März 1986 wurde jener profil-Artikel veröffentlicht, der die Affäre ins Rollen brachte. Bei der Diskussion „Was hinter den Kulissen geschah“ sprechen Zeitzeugen über die Abläufe im Hintergrund. Gesprächsteilnehmer sind der Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ), Waldheims Wahlkampfleiter Heribert Steinbauer (ÖVP) sowie der Historiker und Journalist Georg Tidl.

Papst Johannes Paul II. und Kurt Waldheim

APA/Robert Jaeger

Papst Johannes Paul II. war einer der wenigen Staatsgäste Waldheims.

Mitglied der SA und Offizier im Zweiten Weltkrieg

Vor Waldheims zweiter Kandidatur für das Bundespräsidentenamt, 1971 unterlag er Franz Jonas, veröffentlichte das Nachrichtenmagazin profil einen Artikel über die Kriegsvergangenheit des Politikers. Der im Bericht veröffentlichten Wehrstammkarte Waldheims war zu entnehmen, dass er Mitglied der SA und des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes war. In Folge weiterer Recherchen des Jüdischen Weltkongresses und amerikanischer Zeitungen wurde auch die Rolle Waldheims als Offizier im Zweiten Weltkrieg hinterfragt.

Die Kampagne Waldheims litt kaum unter den Anschuldigungen, viele Österreicher wählten ihn, dem ÖVP-Wahlslogan folgend, „jetzt erst recht“. Waldheim gewann und übte das Amt des Bundespräsidenten von 1986 bis 1992 aus. Die außenpolitischen Beziehungen Österreichs waren jedoch auf Jahre beschädigt. Waldheim durfte unter anderem nicht in die Vereinigten Staaten einreisen und viele andere Staaten verzichteten auf Einladungen - mehr dazu in Die Waldheim-Affäre und ihre Folgen (wien.ORF.at).

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