Flüchtlingsquartier: Letzte Arbeiten

In Liesing laufen die letzten Arbeiten bei der Umwandlung eines Bürohauses in ein Flüchtlingsquartier. In den nächsten Tagen ziehen die ersten der maximal 750 Flüchtlinge ein. Die Bedenken der Anrainer sollen bald zerstreut werden.

Man wolle Vorurteile entschärfen, sagte Hausleiterin Gabrielle Segur-Cabanac von den Johannitern. Erste Gespräche habe es bereits gegeben. Weiter würden gerne geführt: „Wenn sich jemand informieren möchte, kann er natürlich vorbeikommen.“ Man sei bestrebt, eine „friedliche und gute Nachbarschaft“ zu leben. Und: „Unser Ziel ist es, dass man nicht merkt, dass wir da sind.“

Noch im März sollen die ersten Bewohner einziehen. Den Anfang machen rund 350 Menschen, wobei es sich vor allem um Familien handeln wird, wie es heißt. Betreut werden die Betroffenen bei Vollbelegung von 54 hauptberuflichen Mitarbeitern. Elf davon sind laut den Johannitern Sozialarbeiter. Eine ärztliche Betreuung wird im Haus ebenfalls angeboten. Maximal bis zu 750 Personen werden dort untergebracht - 500 werden von den Johannitern betreut, 250 vom Samariterbund.

Kleine Einheiten statt Großraumbüros

Acht Jahre lang wurde das Firmenobjekt nicht genutzt, das sei dem Interieur aber kaum anzumerken, hieß es. Man sei froh, dass man hier ein Objekt nach eigenen Bedürfnissen umgestalten könne, betonte Segur-Cabanac. So werden etwa die ehemaligen Großraumbüros umgebaut - zu kleinen, für die Unterbringung von Flüchtlingen geeigneten Einheiten. Die Bewohner schlafen in Zukunft vor allem in Sechs- bis Achtbettzimmern, in Räumen mit drei bis vier Stockbetten.

Der Eingang und das Foyer werden baulich nicht groß verändert. Denn sie erfüllen im Prinzip jenen Zweck, für den sie immer gedacht waren: Sie werden für die Anmeldung und Registrierung genutzt. Im Erdgeschoß werden zudem die Deutschkurse durchgeführt, auch der Speisesaal wird derzeit dort eingerichtet. Der Zutritt zur Unterkunft ist ausschließlich über den zentralen Eingang möglich. Ein Sicherheitsdienst wird die Anlage rund um die Uhr kontrollieren. Gesucht werden noch ehrenamtliche Helfer - also etwa Personen, die Kindern bei den Hausaufgaben zur Seite stehen und die für Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehen.

FPÖ veranstaltet Kundgebung

Die Zahl von 750 Menschen sei kein Richtwert, sondern eine Obergrenze, hieß es am Dienstag. Kritiker des Projekts äußerten die Befürchtung, dass mit deutlich mehr Personen gerechnet werden müsse. Wegen der Unterteilung in Zimmer und des Bedarfs an Aufenthalts- und Unterrichtsräumen sei das aber nicht möglich, hieß es. Geplant ist, die Unterkunft ein Jahr lang zu verwenden.

Zum Flüchtlingsquartier fanden im Februar zwei Bürgerversammlungen in Liesing statt, dabei nahmen Anrainer teilweise sehr emotionell gegen das Quartier Stellung - mehr dazu in Kein Zaun rund um Flüchtlingsquartier (wien.ORF.at; 13.2.2016) und Hacker: Großquartier besser als Obdachlose (wien.ORF.at; 17.2.2016).

Die FPÖ Liesing hat bisher 6.000 Unterschriften gegen das Quartier gesammelt, am 14. März veranstaltet die FPÖ in Liesing eine Kundgebung gegen die Asylpolitik in Wien - mehr dazu in FPÖ-Demo gegen Flüchtlingspolitik (wien.ORF.at; 24.2.2016).

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