Mit Vintage-Look in die Hotel-Bestenliste

Das Hotel am Brillantengrund versteckt sich hinter einer unscheinbaren Fassade, trotzdem zählt es für GEO Saison und New York Times zu den besten Hotels Europas. Die Einrichtung versetzt Gäste zurück bis in die 1950er Jahre.

Marvin Mangalino muss überlegen, wenn man ihn nach seinem Beruf fragt. Begonnen hat er ein Studium an der Filmakademie und arbeitete als Cutter: „Ich wollte Informationen verbinden, in welcher Form auch immer.“ Mittlerweile macht er das seit September 2010 als Geschäftsführer im Hotel am Brillantengrund in Neubau. Dort kümmert man sich nicht nur um Nächtigungsgäste, im Gebäude finden auch Veranstaltungen statt, und das Restaurant bietet philippinische Spezialitäten.

„Welterste Atmosphärenmarke“

Die Idee, ein Hotel zu eröffnen, kam eigentlich von einem Freund, Mangalino ging nur zu den Besichtigungen mit. Im Hotel am Brillantengrund hatte er dann aber auf den ersten Blick das Gefühl, dass das etwas Besonderes ist. Heute bezeichnet er das Hotel als „welterste Atmosphärenmarke“. Mangalino startete das Projekt, ohne Erfahrung als Hotelier zu haben. Wenn er heute in die Zeit zurückgehen könnte, würde er sich selbst vor dem Wahnsinn warnen, den die Arbeit mit sich bringt.

Hotel am Brillantengrund

Es ist unscheinbar aber eines der besten Hotels in Wien. Sogar die New York Times hat das Hotel am Brillantengrund schon empfohlen.

Entscheidungen trifft er immer auf die selbe Weise, ob es jetzt die Eröffnung des Hotels betrifft oder die Auswahl der vielfältigen Veranstaltungen und Ausstellungen: „Du spürst was, oder du spürst nichts. Wenn du nichts spürst, dann lass es!" Seit einigen Jahren gibt es jeden Winter eine Fotoausstellung in der Garagenbar. Die „Red Bull Music Academy“ hat schon zwei Mal im Neubauer Hotel stattgefunden, dafür baute man mehrere Zimmer für kurze Zeit in Studios um.

Hotel am Brillantengrund

Hotel am Brillantengrund

Die „Red Bull Music Academy“ fand bereits zwei Mal im Hotel statt.

Schlüsselübergabe im Club

Generell verbindet das Hotel viel mit der Künstlerszene. Musiker aus der ganzen Welt, wie Produzent Hudson Mohawke und Rapper Action Bronson, oder der Graffiti-Künstler ROA waren bereits in den liebevoll eingerichteten Zimmern zu Gast. Dabei findet die Schlüsselübergabe schon mal im Club statt, wie Mangalino lachend erzählt. Über die Clubszene schloss er auch die ersten Kontakte, mittlerweile kommen viele Künstler durch Mundpropaganda.

Neben den Kunstveranstaltungen bietet er auch „Master Classes“ an. In diesen geben Experten aus Grafik, Typographie und Illustration mehrtägige Workshops. Bis zu 30 Künstler aus der ganzen Welt können daran teilnehmen, zu den letzten Klassen kamen Menschen von allen Kontinenten.

Hotel am Brillantengrund

Hotel am Brillantengrund

Jedes Zimmer im Hotel am Brillantengrund ist anders eingerichtet.

„Etwas komplett anderes machen“

Was Mangalino schätzt, ist die „Herausforderung etwas komplett anderes zu machen“ mit dem Hotel. Das Ziel, Verbindungen zu schaffen, setzen er und sein Team auch bei der Flüchtlingshilfe um. Die Einnahmen der diesjährigen Fotoausstellung gehen zu 50 Prozent an ein „Cafe für Flüchtlinge“, das demnächst in der unmittelbaren Nachbarschaft entstehen soll. Dort soll eine Begegnungsstätte entstehen, in der Deutschkurse und Beratung geplant sind.

Hotel am Brillantengrund

Hotel am Brillantengrund

Die Garage wurde in eine Bar umgestaltet und dient für Veranstaltungen.

Die Holzdecke muss bleiben

Das Hotel am Brillantengrund schafft es immer wieder, scheinbar komplett unterschiedliche Elemente miteinander zu verbinden. Die Holzdecke im Restaurant, die laut Pachtvertrag so bleiben muss, wurde mit Möbeln bis aus den 50er Jahren und Recycling-Lampen verbunden. Was sich daraus ergibt, ist ein Durcheinander an Stilen, das in Wien wohl einzigartig ist. Für Mangalino entwickelte sich das Projekt schneller, als er anfangs erwartet hatte. Aber wie er selbst feststellt: „Kein Geschäft ist wie das Hotelgeschäft.“

Matthias Lang, wien.ORF.at

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