Notorischer Hochstapler erneut verurteilt

Ein notorischer Hochstapler, der seit über 40 Jahren sein Unwesen treibt und der mehr als 23 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht hat, ist am Freitag in Wien neuerlich als Betrüger verurteilt worden.

Der mittlerweile 68-Jährige kam im Wiener Straflandesgericht recht „billig“ davon: Er fasste dreieinhalb Jahre unbedingt aus. Er erbat Bedenkzeit, das Urteil ist damit nicht rechtskräftig. „So etwas wie Sie habe ich noch nie erlebt, dass man seit 1975 mit immer der gleichen Masche Betrügereien begeht“, erklärte Richterin Andrea Philipp zu Verhandlungsbeginn. Im Jänner 2011 war der Mann aus seiner bisher letzten Strafhaft entlassen worden. Zwei Jahre später wurde er wieder rückfällig.

Als Filmproduzent ausgegeben

Er habe in „einer Scheinwelt“ gelebt und sich „ein Lügennetz aufgebaut“, legte der mittlerweile 68-Jährige ein umfassendes Geständnis ab. Erst jetzt sei er „wieder wach geworden“, bis zu seiner Festnahme im August 2015 habe er seine „Lügengeschichten teilweise selbst geglaubt“.

Seine berufliche Karriere hatte der Angeklagte ursprünglich als Bankangestellter begonnen. Später habe er als Journalist gearbeitet, behauptete er vor Gericht. Zuletzt gab er sich unter einem falschen Namen als Filmproduzent aus und verteilte Visitenkarten, die ihn als Inhaber eines Studios namens „Pompeji Film“ mit Sitz in Sorrent am Golf von Neapel ausgab. Zumindest Letzteres war gelogen, wie der 68-Jährige einräumte.

Anzahlungen in eigene Tasche gesteckt

Bei Besuchen in diversen Wiener Gastrobetrieben hatte er regelmäßig erklärt, er sei auf „Motivsuche“ für einen Filmdreh. Den Lokalbetreibern sicherte er zu, dass ihr Restaurant durchaus als Drehort infrage käme, allerdings bedürfe es einiger „Verbesserungen“. So müsste der alte Fernseher ersetzt werden, und zufällig kenne er jemanden, der zum Einstandspreis ein hochwertiges neues Gerät beschaffen könne.

Die Anzahlungen verwendete der 68-Jährige für eigene Zwecke. Seiner Lebensgefährtin („Sie ist Künstlerin und Malerin“) sei es aufgrund einer Hepatitis-Erkrankung sehr schlecht gegangen, tischte der Angeklagte dem Gericht auf: „Für sie war es die Hölle, für mich das Fegefeuer. Wir konnten nicht mehr von dem Verkauf ihrer Bilder leben.“ Er habe sich daher in eine „Scheinwelt“ geflüchtet, um Geld zu beschaffen.

70.000 Euro Gesamtschaden

Je enger es finanziell wurde, desto mehr „G’schichterln“ servierte der 68-Jährige. Er sagte seinen Gesprächspartnern, teure Autos beschaffen zu können. Einige Kellner, die ihm in Restaurants das Essen servierten, lockte er mit angeblich besonders preiswerten Tablets und Smartphones. In einem Handyshop gelang es ihm sogar, einem Verkäufer drei Fernsehgeräte und drei Smartphones aufzuschwatzen und dafür 2.400 Euro zu kassieren. Auch Partnerbörsen machte sich der Mann zunutze, wo er einer Köchin 3.300 Euro abnahm, indem er ihr günstige Elektrogeräte schmackhaft machte.

Der Spuk hatte ein Ende, als der Hochstapler in einem Gasthaus im 18. Bezirk dem Wirt ein neues TV-Gerät einreden wollte. Diesem kam der Mann verdächtig vor. Er fotografierte ihn heimlich und schaltete die Polizei ein, wo man den Verdächtigen anhand des Bildes rasch identifizierte. Bis dahin hatte er einen Gesamtschaden von rund 70.000 Euro angerichtet. Das Gefängnis „bringe nichts“, erklärte der Angeklagte abschließend dem Schöffensenat: „Wenn Sie lange sitzen, kriegen Sie das gar nicht mehr mit. Das ist wie in einem Jumbo.“