Neue Debatte um Gesamtschule

Wiens Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) ist erfreut, dass in der ÖVP offenbar die Blockadehaltung zur Gesamtschule aufweicht. Die Stadt sei jedenfalls bereit, in ganz Wien die Gemeinsame Schule umzusetzen.

„Offensichtlich ist man sich in der ÖVP nicht mehr sicher, ob die alte Blockade-Haltung zur Gesamtschule das Richtige ist“, sagte Frauenberger in einer Aussendung, mit der sie auf Aussagen von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) von Samstag reagierte.

Konkret geht es um Modellregionen für gemeinsame Schulen und die geplante Begrenzung auf 15 Prozent der Schüler pro Bundesland. Ein Kompromiss könnte Vorarlberg gesamt zur Modellregion machen. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) greift diesen Vorschlag auf und will einen gemeinsamen Antrag, wonach die Bundesländer künftig selbst darüber entscheiden können, wie groß die Modellregionen sind - mehr dazu in Modellregion Schule sorgt für Diskussion.

Ganz Wien als Modellregion möglich

Laut Frauenberger sei die Stadt jedenfalls bereit, in ganz Wien die Gemeinsame Schule umzusetzen: "Auch im rotgrünen Regierungsübereinkommen haben wir uns dafür ausgesprochen, Modellregion zu werden“, sagte die Bildungsstadträtin. Wien würde eine Flexibilisierung der 15-Prozent Grenze begrüßen. Die Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sei die Schule der Zukunft. Mit ihrer späteren Bildungswegentscheidung sei sie für alle Kinder von Vorteil, so Frauenberger.

FPÖ: Besser andere Probleme lösen

Die Wiener SPÖ solle sich lieber um die 1.000 fehlenden Lehrer in Wien kümmern, als sich pausenlos ihren Gesamtschulphantasien hinzugeben, so der Jugendsprecher der FPÖ Wien, Maximilian Krauss. Katastrophale Ergebnisse beim Wiener Lesetest oder das schlechte Niveau an den Berufsschulen dürften Frauenberger offensichtlich egal sein, so Krauss.

Für ÖVP wäre dies ein „fatales Zeichen“

Klar gegen eine Flexibilisierung spricht sich Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel aus: „Mit der Begrenzung der Modellregionen auf 15 Prozent ist gewährleistet, dass das Gymnasium als beste aller Schulformen erhalten und damit die Wahlfreiheit für Eltern und Schüler gewährleistet bleibt. Davon darf es kein Abrücken geben.“ Er könne nicht verstehen, dass einzelne Bundesländer die paktierten Beschlüsse wieder in Frage stellen.

Gerade für Wien sei dies ein „fatales Zeichen, denn hier setzt Rot-Grün einzig und allein auf Ideologie und vergisst dabei jede Sinnhaftigkeit“, so Blümel. Er forderte ein Ende der Diskussionen. Die Beschlüsse der Bildungsreform seien „auf Punkt und Beistrich einzuhalten“.

Mitterlehner gegen Faymann-Vorstoß

Mitterlehner schränkte mittlerweile ein, dass er sich eine Flexibilisierung nur für Vorarlberg vorstellen kann. Zur Idee des SPÖ-Chefs, die Länder selbstständig über die Größe der entsprechenden Schulversuche entscheiden zu lassen, heißt es aus dem Büro des Vizekanzlers, dass das kein Thema sei - mehr dazu in news.ORF.at.

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