21er Haus würdigt Oswald Oberhuber

Eine große Personale im Wiener 21er Haus würdigt den 85-jährigen Künstler Oswald Oberhuber „erstmals in seiner Gesamtheit“, sagte Belvedere-Chefin Agnes Husslein-Arco bei der Eröffnung der Werkschau. Die Ausstellung läuft bis Ende Juni.

Der „liebe Ossi“ sei „eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit mit vielen Facetten“, schwärmte Husslein-Arco im 21er Haus. „Er hat mich als Künstler, Galerist, Rektor, Freund und Kurator immer begleitet.“ Nun sei es Zeit, sich bei Oberhuber für seine Selbstlosigkeit und Großzügigkeit zu bedanken: „Besser spät als gar nicht.“

„Renaissance-Kunstfürst“

Dass der in Meran geborene Universalist und „Renaissance-Kunstfürst“ (Husslein), der ein beliebter Universitätslehrer war und 1979-87 sowie 1991-95 als Rektor an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien für nachhaltige Reformen sorgte, am 1. Februar seinen 85. Geburtstag gefeiert hat, sei „für mich ein Zufall“, denn „ich bin keine Freundin von Geburtstagsausstellungen“, sagte die Museumsdirektorin.

Oberhuber

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Viel wichtiger sei es, dass die fast 300 Exponate umfassende Ausstellung Oberhuber „erstmals in seiner künstlerischen Gesamtheit“ darstelle: „Es zeigt beeindruckend sein Lebenswerk in all seiner Vielfalt.“

Das ist mit der von Luisa Ziaja und Alfred Weidinger gemeinsam mit dem Künstler kuratierten Schau tatsächlich beeindruckend gelungen: Zwischen von Oberhuber entworfenen Kleidern und der kleinen, 1949 entstandenen Skulptur „sehr heiter“ (Material: Beton auf Holzstock) betritt man ein helles und unglaublich vielseitiges Kunst-Universum.

Durch- und Ausblicke in der Ausstellung

Darin stößt man auf Archaisches zwischen Natur und Artefakt (darunter etliche Holz- und Tonskulpturen oder ein 1954 entstandener „Bodenabdruck“) ebenso wie auf Assemblagen und Collagen, Schrift- und Zahlenbilder, große Tucharbeiten und jede Form von Malerei und Zeichnung. Dazwischen immer wieder das charakteristische Oberhuber-Babyface der Selbstporträts.

Es sei eine Herausforderung gewesen, einen roten Faden durch „das sehr diverse und umfangreiche Schaffen“ dieses Künstlers zu legen, dessen Lebensmotto „permanente Veränderung“ sei, sagte Kuratorin Ziaja. Er sei einer der ersten informellen Künstler in Österreich gewesen, habe das Informel auf die Plastik ausgeweitet und sich später zum Figurativen weiterentwickelt.

Oberhuber

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Man habe versucht, die Ausstellung grundsätzlich chronologisch zu gliedern, „aber es ist bei ihm sehr viel parallel passiert“. Daher biete die Ausstellungsarchitektur immer wieder Durch- und Ausblicke.

Veranstaltungshinweis:

„Oswald Oberhuber“, Ausstellung im 21er Haus, Wien 3, Arsenalstraße 1, 9. März bis 26. Juni, Do-So 11-18 Uhr, Mi 11-21 Uhr.

„Kein inkohärentes Werk“

Die bis 26. Juni laufende Ausstellung räume mit einem verbreiteten Fehlurteil über Oswald Oberhuber auf, sagte Weidinger: „Es ist kein inkohärentes Werk!“ Es sei trotz aller Diversität eine gemeinsame „Handschrift, eine Sinnlichkeit, ein Spirit“ feststellbar, „den diese Werke ausstrahlen“. „Er ist einer der ganz Großen der Kunst und in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt worden.“

Die Ausstellung sei „ein erster Schritt, Oswald Oberhuber in der Kunstgeschichte wirklich zu verankern“. Dazu soll auch der umfassende Katalog beitragen, der mit vielen Interview-Passagen zu den wesentlichen Werkgruppen ein echtes Opus Magnum geworden ist.

Das Belvedere verfüge zwar - auch dank Schenkungen - über einige Arbeiten Oberhubers, habe aber nichts aus dem beeindruckenden Frühwerk des Künstlers, bedauerte Husslein-Arco: „Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“

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