Immer mehr aufgelassene Gräber

Auf den Wiener Friedhöfen werden immer mehr Gräber zurückgegeben. Nicht, weil es keine Angehörigen mehr gibt, sondern weil die Grabmieten nicht mehr verlängert werden. Ein Trend, den es offenbar schon länger gibt.

Die Grabpreise seien gemäß der Inflationsrate erhöht worden, heißt es bei den Wiener Friedhöfen. Es habe aber auch einen Sonderfall gegeben - den sogenannten Haupttarif für bestimmte Gräber - der einen plötzlichen Kostensprung gemacht habe. „Das ist ein Relikt aus den 1950er und 60er Jahren. Da hat es zugewiesene Hauptfriedhöfe gegeben. Wenn man sich dort hat beisetzen lassen, dann hat man den Tarif zum halben Preis bekommen“, sagte Florian Keusch, Sprecher der Friedhöfe Wien.

Zentralfriedhof Wien

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Aufzulassende Gräber werden mit einem roten Kreuz markiert

550.000 Gräber in Wien

Dieser Spezialtarif sei eine lange Zeit nicht angehoben worden und dann stärker, über die Inflationsrate hinaus gestiegen, erklärt Keusch. Dadurch hätten sich in vielen Fällen die bisherigen Kosten um mehrere hundert Euro verdoppelt. Auf den Wiener Friedhöfen gibt es rund 550.000 Gräber. Jährlich würden aber immer mehr frei. Etwa am Zentralfriedhof würden viele Gräber aufgelassen. Neben das christliche Kreuz auf dem Grabstein, kommt dann ein aufgemaltes rotes Kreuz hinzu - als Markierung für die Arbeiter.

Es sei ein langsamer, aber stetig steigender Trend. „Vor zehn Jahren sind noch weniger Gräber zurückgegeben worden als heute“, sagt Keusch. Viele Familie hätten früher drei oder vier Gräber besessen und mittlerweile auf eines oder zwei reduziert. Dass der Grund dafür erhöhte Preise sein könnten, hält Keusch für nicht zutreffend. Zwischen 1996 und 2008 seien die Tarife nicht erhöht worden, der Trend zum Grabauflösen habe aber bereits früher eingesetzt.

Gräber mit Deckel teurer

Einen möglichen Zusammenhang könnte es mit der zunehmenden Zahl an Feuerbestattungen geben. Immerhin ein Drittel aller Österreicher will nach dem Tod verbrannt werden, was wesentlich günstiger ist als sich begraben zu lassen.

TV-Hinweis:

„Wien heute“ 16.3.2016, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

Gräber mit Deckel sind übrigens teurer, als die sogenannten Erdgräber. Denn auf den Wiener Friedhöfen soll möglichst viel Grünraum erhalten werden. Daher nutzen die Friedhöfe seit über 30 Jahren diesen Preisunterschied als „Steuerungsinstrument“, um Erdgräber zu fördern. Jeder könne sich aber selbst aussuchen, welche Oberfläche er möchte, wurde betont.

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