Polizei: Weniger Anzeigen, höhere Aufklärung

Ein Rückgang bei den Anzeigen, dafür eine steigende Aufklärungsrate - das ist die Bilanz der Kriminalstatistik 2015. Im Bundesländervergleich verzeichnete Wien im vergangenen Jahr den höchsten Rückgang bei Strafanzeigen.

In Wien wurden im Vorjahr 195.098 Straftaten angezeigt. Das waren um 3,6 Prozent weniger als 2014. Die Wohnraumeinbrüche gingen um ein Fünftel auf 7.069 Fälle zurück, Kraftfahrzeuge wurden um 6,7 Prozent weniger gestohlen. Zunahmen gab es bei Gewaltdelikten, Wirtschaftskriminalität und Cybercrime, wie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in der Landespolizeidirektion mitgeteilt wurde.

„Wir haben eine Schallmauer durchbrochen“, sprach der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl von „sehr, sehr erfreulichen Entwicklungen“. Erstmals seit Beginn der elektronischen Zählung in der Kriminalstatistik sind in der Bundeshauptstadt weniger als 200.000 Anzeigen verzeichnet worden. Dieser Wert war zuletzt im Jahr 2001 erreicht worden.

Deutlich weniger Einbrüche

Die Aufklärungsquote stieg im Jahresvergleich von 34,7 auf 37,9 Prozent. Damit lagen die Ermittler in Wien jedoch weit von den Werten der Jahrtausendwende entfernt, als die Quote bei über 44 Prozent lag. Österreichweit wurde im Vorjahr ebenfalls eine Aufklärungsquote von 44 Prozent erreicht.

Die Zahl der Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäuser ging um 20,6 Prozent zurück. 7.069 Anzeigen bedeuteten etwas mehr als 19 Fälle pro Tag. Die Aufklärungsquote stieg von 6,2 auf 7,6 Prozent, berichtete der Leiter des Landeskriminalamts Wien, Josef Kerbl. Es sei anteilsmäßig auch häufiger beim Einbruchsversuch geblieben, was Kerbl auf verstärkte Präventionsarbeit sowie eine bessere Sicherung der Eigenheime zurückführte. 1.656 Kfz-Diebstähle gab es im Vorjahr in Wien, das waren 4,5 pro Tag.

Gespräch mit Kriminalsoziologen Arno Pilgram

Im „Wien heute“-Studio erklärt Arno Pilgram die Ursachen für die gestiegene Anzahl von Anzeigen gegen Asylwerber.

Anstieg bei Gewaltdelikten

Die Anzeigen wegen Gewaltkriminalität stiegen von 14.996 auf 15.928. Diese Zunahme ist hauptsächlich auf einen Anstieg der Anzeigen wegen leichter Körperverletzung zurückzuführen. Die Anzeigen wegen Delikten gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung erhöhten sich von 585 auf 624 Fälle.

Bei den vollendeten Tötungsdelikten hatte es 2014 mit neun Fällen einen langjährigen Tiefststand gegeben. Im Vorjahr stieg die Zahl der Anzeigen auf 20 Fälle an, was etwa im langjährigen Durchschnitt liegt. Die Aufklärungsquote steht seit dem Jahr 2010 bei 100 Prozent. Banküberfälle gingen im Jahresvergleich von 28 auf 21 Delikte zurück, 14 Taten wurden geklärt.

Sicherheitskonzept für Sommerbäder

Die Anzeigen wegen Cybercrime nahmen wegen eines Anstiegs beim Internetbetrug von 2.184 auf 3.178 Fälle zu. Bei der Wirtschaftskriminalität gab es im Vorjahr 18.000 Anzeigen nach 17.702 im Vorjahr.

Die Zahl der Asylwerber unter den Tatverdächtigen stieg von 4.434 im Jahr 2014 auf 6.494 im Vorjahr an. Gleichzeitig habe sich die Zahl der Asylanträge in Wien allerdings verzehnfacht, betonte Pürstl. Bei Sexualdelikten war unter Asylwerbern „statistisch signifikant kein Anstieg zu verzeichnen“, erläuterte der Landespolizeipräsident - mehr dazu in Polizei: „Gesteigerte Einsätze“ in Asylheimen.

Bezüglich der Wiener Sommerbäder solle es wegen aktueller Vorfälle allerdings kommende Woche eine Besprechung mit der Bäderverwaltung der Stadt zu einem möglichen Sicherheitskonzept geben - mehr dazu in Debatte über Ausländer als Opfer und Täter.

Subjektives Sicherheitsgefühl nicht hoch

„Bei Gesprächen an Stammtischen entsteht der Eindruck, dass das subjektive Sicherheitsgefühl nicht auf dem höchsten Niveau ist“, sagte Pürstl weiter. Das unterstrich auch Marc Bittner von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS), der anhand von Umfragen von stark zunehmenden Sicherheitsbedenken der Österreicher sprach. Die wieder gesteigerte „Aufklärungsquote sollte eigentlich Anlass dafür sein, die Zukunft positiver zu betrachten“, meinte der Experte.