Schwarze Schafe bei Schlüsseldienst

Unter den Wiener Schlüsseldienst-Unternehmen gibt es laut Metalltechniker und Verein für Konsumenteninformation (VKI) einige schwarze Schafe. Schlösser werden unnötig aufgebohrt, zu hohe Rechnungen werden gestellt.

Als sich Horst Rauch kürzlich aus seiner Wohnung in Hietzing aussperrte, suchte er mit seinem Smartphone in Internet nach einem Schlüsseldienst. Er kontaktierte den ersten Unternehmer, den ihm eine Suchmaschine vorschlug. „Ich habe gedacht, das ist der Beste, aber das war nicht so“, erklärt Rauch gegenüber „Wien heute“.

Blankorechnung und Verspätung

Der Schlüsseldienst gab an, nach 30 Minuten zu erscheinen. Nach 90 Minuten war der Mitarbeiter schließlich da und ließ Rauch eine Blankorechnung unterschreiben. „Weil vorher darf er von seinem Chef aus nichts machen. Dann hat er circa zwei Minuten mit dem Schlüssel herumgetan und gesagt - man muss aufbohren“, so Rauch.

Horst Rauch

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Horst Rauch machte schlechte Erfahrungen mit einem Schlüsseldienst

Mehr als 500 Euro statt 175 Euro

Laut Aufsperrtechniker Johann Kauper, der auch für das Gericht arbeitet, hätte die Tür von Horst Rauch einfacher, zeitsparender, und damit kostengünstiger geöffnet werden können: „Das ist eine ganz einfache Wohnungstür, wie sie in Wien tausendmal vorkommt. Diese Tür hätte man öffnen können, sodass das Schloss und die Tür unbeschädigt bleiben.“ Kostenpunkt 150 Euro. Rauch zahlte jedoch 175 Euro allein für den Zylinder, mit Arbeitszeit, Zuschlägen machte die Rechnung insgesamt 565 Euro aus.

WKO: „Schlechte Erlebnisse in der Nacht“

Viele geprellte Kunden wenden sich an die zuständige Landesinnung der Metalltechniker (Wirtschaftskammer). Dort spricht man von einigen wenigen schwarzen Schafen in der Branche. Diese lassen jedoch das Beschwerdetelefon klingeln und füllen Aktenordner.

„Ich hab weinerliche Damen am Apparat, die in der Nacht zuvor eventuell ein schlechtes Erlebnis hatten, auch erpresst werden. Wir versuchen ja zwischen dem Konsument und unserem Mitglied zu vermitteln. Wir versuchen das Mitglied zu erreichen, aber das gelingt meistens bei diesen schwarzen Schafen nicht, weil keiner abhebt oder weil bei der Adresse keiner zum Anfinden ist“, so Susanne Neuwirth von der Landesinnung der Metalltechniker.

Schlüsseldienst

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Der VKI rät, sich einen Schlüsseldienst zu suchen, bevor man einen benötigt

KEO-Siegel laut VKI „kein Qualitätsunterschied“

Noch bevor der Schlüsseldienst gebraucht werde, sollte man einen parat haben, rät der Verein für Konsumenteninformation (VKI). „In keinem Fall sollte man eine Adresse auswählen, die bei der Internetsuche als erstes aufpoppt und wo nur eine Telefonnummer aufscheint. Wenn diese Nummer auch noch eine 0800er-Nummer ist, bitte Hände weg bzw. Vorsicht bei diesen Firmen“, so Christian Kornherr vom VKI. Eine Möglichkeit wäre auch, die Haushaltsversicherung anzurufen, manchmal ist die Türöffnung dabei in der Versicherung, oder es kann eine seriöse Firma empfohlen werden.

Sendungshinweis:

Wien heute; 19.3.2016

Auch die Landesinnung Wien der Metalltechniker empfiehlt mit dem Kuratorium für Einbruchsschutz und Objektsicherung (KEO) scheinbar seriöse Qualitätsbetriebe mit Siegel und Hotline. Doch auch hier entdeckte der VKI in einem Test schwarze Schafe. „Wir haben bei unserem Test auch Firmen dabeigehabt, die das KEO-Siegel tragen, wir haben hier leider keinen signifikanten Qualitätsunterschied feststellen können“, so Kornherr.

Wirtschaftskammer arbeitet an Standesregeln

Die Wirtschaftskammer möchte künftig korrupte Firmen gewerberechtlich aussperren. „Wir arbeiten an Standesregeln, wo wir als Wirtschaftskammer solche Fälle ahnden können“, erklärt Georg Senft, Innungsmeister der Metalltechniker. Bis dahin wird es Fälle, wie den von Horst Rauch, wohl weiterhin geben.

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