Wienerin in Brüssel: „Viele Sirenen“

„Geht’s euch eh gut?“ - Solche SMS hat eine 17-jährige Wienerin am Dienstag erhalten, die in Brüssel nahe der von einem Terror-Anschlag betroffenen U-Bahn-Station Maelbeek wohnt. Sie war gerade beim Übersiedeln, als die Bomben hochgingen.

Geschockt von den Terroranschlägen in Brüssel hat sich am Dienstagnachmittag eine 17-jährige Wienerin gezeigt, die seit November in der belgischen Hauptstadt wohnt. Sie habe sich mit ihrem Freund etwas außerhalb der Stadt befunden und in ihre Wohnung nahe der U-Bahn-Station Maelbeek zurückfahren wollen, wo eine der Bomben detoniert war, berichtete die 17-Jährige der APA in einem Telefongespräch.

Brüssel

ORF.at/Sophia Felbermair

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„Viele Sirenen gehört“

Die Jugendliche hatte in einem Vorort von Brüssel als Au-pair gearbeitet. Sie sei derzeit beim Übersiedeln und habe der Familie, wo sie beschäftigt war, das Auto zurückgebracht, schilderte die junge Auslandsösterreicherin. „Wir haben viele Sirenen gehört und Freunde haben plötzlich geschrieben: ‚Geht’s euch eh gut?‘“, sagte die 17-Jährige.

Auf dem Weg zurück in die Stadt wurde ihr und ihrem Freund gesagt, sie könnten die U-Bahn nicht benützen, weil es einen Bombenanschlag gab. „Wir haben einen Bus genommen, mussten aber im nächsten Ort wieder aussteigen.“ Es habe einen großen Verkehrsstau gegeben. Sie beschlossen daraufhin in den Wohnort ihres Freundes zu fahren. „Gott sei Dank haben wir noch einen Bus gefunden, der uns mitgenommen hat.“

„Das war schon ein Schock“

Die 17-Jährige verfolgte anschließend Nachrichtenvideos und sah dabei ihr bekannte Straßen in Brüssel. „Das war schon ein Schock“, sagte die Wienerin. „Meine Wohnung in Brüssel ist nur eine U-Bahnstation von der Station Maelbeek entfernt.“ Das sei erschreckend. „Hätten wir nicht heute etwas anderes zu tun gehabt, hätte es uns genauso treffen können.“

Bei der Festnahme des Paris-Attentäters Salah Abdeslam am vergangenen Freitag in Brüssel hatte sich die Wienerin in ihrer Wohnung befunden. „In zehn Minuten sind sieben Helikopter über die Wohnung geflogen.“ Danach habe sie von den Festnahmen erfahren. Bei großen Banken seien in den vergangenen Tagen Soldaten gestanden. „Man hat schon mitbekommen, dass die vorsichtig sind, aber anscheinend nicht vorsichtig genug“, sagte die 17-Jährige zu den Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt.

Nun wurde die höchste Terrorwarnstufe für ganz Belgien aktiviert. In Brüssel wurden die Bewohner aufgefordert das Haus nicht zu verlassen. An jeder Ecke steht ein Polizist und viele Sirenen sind zu hören, berichtete die Jugendliche, die Anfang April 18 Jahre alt wird.

Mindestens 30 Tote bei Terror in Brüssel

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich nach Angaben einer ihr nahestehenden Nachrichtenagentur zu den Anschlägen in Brüssel bekannt. Bei Explosionen im Flughafen und der Metrostation Maelbeek kamen am Dienstag mindestens 30 Menschen ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt - mehr dazu in news.ORF.at.

Schwarze Flagge über dem Rathaus, Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft: Die Wiener Parteien verurteilen den Terror von Brüssel, sprechen von einem Angriff auf Europa. Dass auch Wien Ziel wird, sei nicht auszuschließen - mehr dazu in Häupl: „Wien vor Terror nicht gefeit“ (wien.ORF.at).