30 Jahre Chelsea: „Lärm am Gürtel“

Das Chelsea ist eine Wiener Institution für Fans von Rock- und Punkmusik. Viele Bands haben hier das erste Mal vor Publikum gespielt. Das Lokal im früheren Rotlichtmilieu wird 30 Jahre alt - und kämpft mit der Drogenszene.

In der Anfangszeit spielten die Bands im Chelsea noch in einem Kellerlokal in der Piaristengasse direkt unter einem Wohnhaus. Nach Beschwerden von Anrainern musste das Lokal 1994 schließen - und zog in die ehemaligen Stadtbahnbögen: „Am Gürtel konnten wir Lärm machen“, erzählt Besitzer Othmar Bajlicz. Die Gegend entwickelte sich zu einem Fixpunkt in der Musikszene.

Chelsea 30 Jahre

ORF

Beinahe alle heimischen Bands haben irgendwann im Chelsea gespielt

Standort in ehemaliger Rotlichtgegend

Im Kellerlokal traten nationale und internationale Künstler wie die Toten Hosen auf. Campino, der Sänger der Band, erzählt auf Wien-Konzerten bis heute von den Auftritten im Chelsea. Zur Zeit der Eröffnung gab es in Wien nur wenige Orte mit regelmäßiger Live-Musik. Außer der Arena und der Szene Wien gab es wenig Konkurrenz für die Betreiber.

Das Chelsea eröffnete ein neues Spektrum mit täglich wechselnden DJs und Live-Veranstaltungen von heimischen Künstlern. Nach dem Umzug im Juni 1995 etablierte sich das Chelsea schnell wieder als Szenetreff. Der Gürtel sollte von einer Rotlichtgegend zu einer beliebten Ausgehmeile umgestaltet werden. Das Chelsea trug seinen Teil dazu bei. Anfangs existierten die beiden Szenen noch parallel, Reibereien hätte es laut Bajlicz dabei keine gegeben.

Kultlokal „Chelsea“ wird 30

Vor 30 Jahren hat das „Chelsea“ aufgesperrt, nach dem Standort Piaristengasse wird nun in den Stadtbahnbögen am Gürtel gefeiert.

Fest mit österreichischen Bands Ende Mai

1998 eröffneten in unmittelbarer Nähe das B72 und das Rhiz, die Konkurrenz habe nicht geschadet. Im Gegenteil, erklärt Bajlicz: „Das war eine Bereicherung für die Gegend, weil die Leute mehr Motivation hatten an den Gürtel zu kommen.“ Gleichzeitig startete der Gürtel Nightwalk, der jährlich Ende August stattfindet – mehr dazu in Gürtel wird zur Musikmeile.

Neben den Konzerten finden regelmäßig Fußballübertragungen statt - im Lokal selbst auf mehreren Leinwänden und Bildschirmen sowie während der Sommermonate auch im Bereich vor dem Lokal: „Je bedeutender das Spiel ist, desto besser sind wir besucht.“ Der Hauptfokus liegt jedoch klar auf den Konzerten.

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums feiern die Betreiber Ende Mai ein dreitägiges Fest, hauptsächlich mit österreichischen Künstlern, wie We Walk Walls oder Christoph und Lollo. Bandwünsche hat Bajlicz keine mehr: „Von der heimischen Szene haben schon alle hier gespielt. Auf dem Weg nach oben kommen sie alle im Chelsea vorbei. Manchmal auch auf dem Weg nach unten.“

Chelsea 30 Jahre

ORF

Die Drogenszene entlang der U6 stellt die Betreiber vor Probleme

Negative Entwicklung durch Drogenproblematik

Die Drogenszene entlang der U-Bahn-Linie U6 stellt die Betreiber vor ein neues Problem. „Wir sehen die Entwicklung sehr negativ. Schon allein die Atmosphäre ist ein Problem“, so Bajlicz. Man sei in Kontakt mit der Polizei und der Politik, es gebe regelmäßig Gespräche – mehr dazu in Suchtkoordinator: „Mehr Händler als Käufer“.

Auswirkungen auf seinen Club sieht der Geschäftsführer vor allem an Tagen, an denen keine Live-Konzerte oder Übertragungen großer Fußballmatches am Programm stehen: „Da denk ich mir: Die Leute kommen nicht mehr so gern in die Gegend, wo die Dealer sind.“

Im und direkt vor dem Lokal am Lerchenfelder Gürtel gäbe es laut Bajlicz keine Schwierigkeiten. Das wäre nicht zuletzt auf die Securitys zurückzuführen, die am Donnerstag, Freitag und Samstag vor dem Lokal stehen. Unterkriegen will man sich nicht lassen: „Wir sind nach wie vor voll in Fahrt.“

Links: