Sportfachhandel: 50 neue Shops

50 neue Sportfachgeschäfte sind 2015 in Wien eröffnet worden. Grund dafür ist die Diskontstrategie des britischen Unternehmens Sports Direct, die sich nicht zu bewähren scheint, dafür aber Chancen für Spezialisten bietet.

Die Übernahme des Sporthändlers Sport Eybl/Sports Experts entwickelt sich für den britischen Diskonter Sports Direct zu einem finanziellen Debakel. Im vergangenen Geschäftsjahr schrieb das Unternehmen einen Verlust von mehr als 45 Millionen Euro. Der Umsatz ist um 40 Prozent geringer als in der Zeit vor der Übernahme. Als Gründe für diesen Einbruch gelten die Diskontstrategie, das Schließen von Filialen und der starke Schwund von Stammkunden.

Wanderer in der Wachau

NÖ Werbung/Herbst

Sportfachgeschäfte profitieren zunehmend vom Wandersektor

„Die Menschen, die nicht zu Sports Direct gehen, haben nicht aufgehört zu sporteln, sondern sind zu Spezialisten gegangen. Es ist jetzt der Spezialist, der wieder gefragt ist“, sagt Ernst Aichinger, Vorsitzender des Berufszweigs Sportartikelhandel der Wiener Wirtschaftskammer (WKW). Sports Direct selbst war gegenüber wien.ORF.at zu keiner Stellungnahme bereit.

Mehr Neukunden in Sportfachgeschäften

„Auch zu uns kommen viel mehr Kunden, seit es Sports Direct gibt. Unsere Kunden legen Wert auf ein ausgewähltes Sortiment und eine gute Beratung - deswegen kommen sie zu uns und gehen nicht zum Diskonter“, sagt auch Thomas Rettenwender, stellvertretender Geschäftsführer von Bergfuchs, Fachgeschäft für Berg- und Wandersport, in Neubau.

Auch Verkäufer Robert Gruber sagt, dass es bei Bergsport Schwanda in der Innenstadt deutlich mehr Neukunden gibt, „weil wir Spezialsachen führen, die es bei Sports Direct nicht gibt“. „Sport Eybl war zwischen den Spezialshops und den großen Läden. Man merkt bei uns, dass dieser ‚Missing Link‘ jetzt weg ist“, sagt auch ein Mitarbeiter vom Steppenwolf - die Outdoor-Insider in Neubau.

Kleine Wiener Sportgeschäfte boomen

Die großen Sporthandelsketten haben offenbar Umsatz-Probleme. Die kleinen Wiener Sporthändler erleben derzeit einen kleinen Boom.

Outdoor-Equipment immer stärker nachgefragt

Die Sportfachgeschäfte haben auch dem milden Winter getrotzt. „Skifahren ist nicht der einzige Wintersport. Alle Outdoor-Aktivitäten sind im Moment ein Megatrend, sei es Laufen, Wandern, Spazierengehen, Klettern oder Radfahren. Alles im Freien wird mit Begeisterung angenommen. Das ist nicht neu, aber es wird immer stärker“, so Aichinger.

Wandern, Laufen und Klettern statt Skifahren

„Wir haben diesen Winter auf jeden Fall gemerkt, dass sich das Geschäft verlagert hat. Wir haben wesentlich mehr Wanderschuhe und Wanderbekleidung verkauft. Das Geschäft ist also nicht weg, sondern hat sich verlagert“, sagt Gruber. Auch bei Bergfuchs wurden etwa mehr Wanderschuhe verkauft, weil die Schneelage das Skifahren nicht so zuließ: „Das hängt schon mit dem milden Winter zusammen“, so Rettenwender.

Die 50 neuen Sportgeschäfte, die 2015 in Wien eröffnet wurden, sind im Vergleich zu den Jahren zuvor „sehr viel“, so Aichinger. „Das sind nicht sehr große Geschäfte, sondern sehr kleine, die sich auf etwas spezialisieren, sei es Golf, Tennis oder Mountainbike“, so Aichinger. So hat auch Ilse Dippman Ende 2015 den WMNS running store in Neubau eröffnet. Die Organisatorin des Frauenlaufs wollte „ein Sportgeschäft nur für Frauen eröffnen. Ich denke, dass wir in diesem Segment einzigartig sind. Es ist das erste Laufgeschäft nur für Frauen in Europa.“

Frauen laufen vor dem MuseumsQuartier

Agentur Diener

Am 22. Mai findet der Frauenlauf in Wien statt

Dippmann merkt, dass nicht nur Wandern, sondern auch Laufen als Alternative zum Skisport gesehen wird. „Und gerade bei unserer Eröffnung Ende 2015 hat man gemerkt, dass viele Laufequipment gekauft haben als Vorbereitung für den Vienna City Marathon am 10. April und den Frauenlauf im Mai“, so Dippmann.

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