Baubeginn auf Zieselgrundstück

Im September soll bei einem umstrittenen Wohnbauprojekt in Wien-Floridsdorf der erste Bauabschnitt mit 130 Wohnungen beginnen. Die bisher auf dem Areal in Stammersdorf lebenden Ziesel wurden „sanft umgelenkt“.

In den nächsten Tagen werde das bewilligte Baufeld frei gemacht, hieß es am Dienstag in einer Pressekonferenz des Bauträgers Kabelwerk mit Ziesel- und Landschaftsexperten. Die Ziesel von rund einem Drittel des Areals nördlich des Heeresspitals seien zum Grüngürtel des Marchfeldkanals „umgelenkt“ worden, auf der Baufläche sei kein einziger bewohnter Ziesel- oder Hamsterbau mehr dokumentiert.

Im Vorjahr stellte die Zieselexpertin Ilse Hofmann von der Universität Wien vier bewohnte Zieselbauten fest. „Von diesen vier gibt es heuer keine Spur. Entweder sind sie im Spätsommer abgewandert oder über den Winterschlaf verstorben. Derzeit ist höchstens ein Bau in dem betreffenden Bereich noch bewohnt, das wird sich in den nächsten Tagen herausstellen“, hieß es. Die Tiere beenden in diesen Tagen ihren Winterschlaf.

Bagger statt Ziesel

Monatelang ist um die Verbauung von Grünflächen beim Heeresspital in Stammersdorf diskutiert worden. Nun ist der Baubeginn fix.

Auch Schnecken umgesiedelt

Nicht nur Ziesel wurden umgesiedelt, auch Schnecken waren betroffen. „Häufig kommen sehr kleine Schnecken vor, einzelne Arten sind dabei wirklich sehr selten. Sie werden zu geeigneten Ausgleichsflächen gebracht“, sagte Thomas Knoll, Experte für Landschaftsplanung.

Dem positiven Bescheid der Naturschutzabteilung MA 22 entsprechend würden auf der Teilfläche die Grasnarbe und später Humus abgetragen. Danach werde Bauvlies aufgelegt. Im September sei Baubeginn für die ersten rund 130 Wohnungen, so der Bauträger.

Mehrkosten von zwei Millionen Euro

Nun setzt man auf die Fortsetzung des Projekts zur Zieselumlenkung. Die Pläne Knolls sehen „die Kernpopulation rund um das Heeresspital und die Erweiterung entlang des Marchfeldkanals“ vor: „Wenn uns das gelingt, dann ist die Population nicht auf der gleichen Fläche aber in ihrem gleichen Lebensraum erhaltbar. Das hoffen wir, aber wir wissen ehrlich gesagt nicht, ob uns das gelingt.“

Die Mehrkosten aufgrund der Bauverzögerung und der Tierschutzmaßnahmen lägen allein bei einer der fünf beteiligten Wohnbauvereinigungen bei rund zwei Millionen Euro, so Manfred Wasner, Geschäftsführer von Kabelwerk. „Aus heutiger Sicht rechne ich damit, dass wir auf drei Jahre verteilt bauen können. Im Frühjahr 2020 wäre dann die ganze Anlage besiedelt“, so Wasner gegenüber „Wien heute“. Eine der Kernauflagen sieht vor, dass nur mit 50 Meter Abstand vom künftigen Lebensraum der Ziesel gebaut werden darf.

Links: