Alkoholkranke: Versorgung wird ausgeweitet

Seit Herbst 2014 setzt die Stadt bei der Behandlung Alkoholkranker auf ein neues Konzept. Das hat sich bewährt und wird daher nun ausgeweitet: Ab sofort werden 100 statt wie bisher 30 Menschen im Monat behandelt.

Ziel ist es, Abhängigen umfassende und maßgeschneiderte Hilfestellungen anbieten zu können - und zwar ohne die obligatorischen Zuständigkeits- oder Finanzierungsstreitigkeiten der beteiligten Stellen. Die Betreuung selbst reicht vom klassischen Entzug über die Berücksichtigung der Wohnsituation bis hin zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt - mehr dazu in Bessere Betreuung für Alkoholkranke.

Wer Unterstützung braucht, dem steht das Regionale Kompetenzzentrum (Gumpendorfer Straße 157, 1060 Wien) als erste Anlaufstelle zur Verfügung. In der Testphase wurden 500 Personen betreut. Nun wird das Angebot auf zusätzliche 3.200 Plätze bis Ende 2018 aufgestockt. Der Kreis der Anspruchsberechtigten werde zudem ausgeweitet, sagte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) am Freitag.

Mann mit Glas in der Hand

APA/dpa/Pleul

Das Programm wird auf 100 Behandlungen pro Monat ausgedehnt

Mehr Menschen anspruchsberechtigt

Ab sofort können rund 100 statt bisher 30 Neuaufnahmen pro Monat erfolgen, wie Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) sagte. Neu ist außerdem, dass nicht mehr nur WGKK-Versicherte Zugang zu dem Programm - es heißt offiziell „Alkohol 2020“ - haben. Dank neuer Partner sind nun so gut wie alle in der Bundeshauptstadt Versicherten anspruchsberechtigt.

Wiens Sucht- und Drogenkoordinator Michael Dressel bezifferte die Kosten allein für 2016 mit 6,7 Millionen Euro. Die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) trägt rund die Hälfte, die Krankenversicherungsträger und die Stadt kommen für je ein Viertel des Budgets auf.

Fokus auf ambulante Betreuung

Der Fokus liegt auf der ambulanten Betreuung. „Denn die Alkoholkranken sollen möglichst in ihrem familiären Umfeld bleiben und ihren Beruf weiterhin ausüben können“, erklärte Wehsely. Apropos Job: Mit an Bord ist nun auch das Arbeitsmarktservice. Die einzelnen Stellen können Personen mit Trinkproblematik an das Kompetenzzentrum verweisen.

Mit den Ergebnissen der Pilotphase zeigte man sich heute durchaus zufrieden. So hätten von den bisher betreuten Personen 16 Prozent die Behandlung abgebrochen. „Normalerweise haben wir bei Suchtkranken eine Abbruchquote von 25 bis 30 Prozent“, sprach Drogenkoordinator Dressel von einer „niedrigen Drop-out-Quote“.

In Wien gelten bis zu 75.000 Menschen als alkoholabhängig, wobei Männer mehr als doppelt so oft betroffen sind als Frauen. Weitere 135.00 bis 175.000 Personen weisen einen problematischen Konsum auf bzw. sind gefährdet, abhängig zu werden.

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