Raubkunst: Versteigerung „im Kinsky“ gestoppt

Im Wiener Auktionshaus „im Kinsky“ ist eine für Dienstag geplante Auktion des „Herrenporträts“ vorerst gestoppt worden. Das Werk von Bartholomeus van der Helst aus dem Jahr 1647 war von den Nazis beschlagnahmt worden.

Zunächst sei man von französischen Behörden darum gebeten worden, dann kam eine Verfügung der Wiener Staatsanwaltschaft hinzu, erklärte Rechtsanwalt und Kinsky-Teilhaber Ernst Ploil im „Standard“ (Dienstagausgabe) den Stopp.

Ursprünglich stammt das Werk aus der französischen Sammlung Adolphe Schloss. Während die Erben seit Auftauchen des Bilds in Wien die Rückgabe fordern, versuchte Ploil von Anfang an, eine faire Lösung nach dem Washingtoner Abkommen zu finden, wie er am Dienstag im Gespräch mit der APA sagte. Da der Einbringer das Werk in „gutem Glauben“ erworben habe und bis zum Versuch, das Bild zu verkaufen, gar nicht gewusst habe, um welchen Maler und vor allem um welche Provenienz es sich handelt, bestehe rein rechtlich gesehen in Österreich keine Rückgabe-Verpflichtung.

Anwalt: Vorgehensweise „inakzeptabel“

Diese Vorgehensweise nennt der Schloss-Anwalt im „Standard“ inakzeptabel. Das Werk sei vor mehr als 50 Jahren in Frankreich und später auch bei Artloss als Raubgut registriert worden. Es wäre in der Verantwortung des jetzigen Besitzers gewesen, derlei zu überprüfen. Es nicht zu tun, lässt er gegenüber der Zeitung durchblicken, sei fahrlässig.

„Der Einbringer hatte damals keine Ahnung, was er da hat“, so Ploil zur APA. Das Werk habe keine Signatur enthalten. Worum es sich bei dem Bild handelt, habe erst eine Expertin des Auktionshauses ans Licht gebracht. Dennoch sollte das bei Interpol zur Fahndung ausgeschriebene Werk versteigert werden, der Erlös mit den Erben geteilt werden.

Auktionshaus will Bild nun später versteigern

Ploil habe monatelang mit dem französischen Erben-Anwalt korrespondiert, dieser Austausch sei jedoch „ärgerlich bis fruchtlos“ gewesen. Ende vergangener Woche habe er nochmals einen Brief des „uneinsichtigen Anwalts“ bekommen, den er beschlossen habe zu ignorieren. Fast zeitgleich kam jedoch ein Brief des französischen Kulturministeriums mit der laut Ploil „sehr vernünftigen Bitte, das Bild von der Auktion zurückzuziehen“. Dies habe man daraufhin im Auktionshaus beschlossen.

Am Montag sei noch ein Brief der Staatsanwaltschaft Wien mit einem Sicherstellungsbeschluss aufgrund eines Verfahrens gegen unbekannte Täter erfolgt. Man werde der Staatsanwaltschaft nun den Namen des Einbringers bekanntgeben, so Ploil. Dieser werde die Tatsache des Erwerbs in gutem Glauben dort bekräftigen, woraufhin der Sicherstellungsbeschluss laut Ploil aufgehoben werden könnte. Dann will man das Bild erneut zur Auktion freigeben. Im Zuge dessen hofft er, dass die französischen Behörden den Erbenanwalt „zur Raison bringen können“, um den Erlös im Anschluss aufzuteilen. Eine Naturalrestitution schließt Ploil weiterhin aus.

Sammlung in Hitlers Führerbau gelagert

Das Porträt war lange Zeit in der Sammlung des französischen Sammlers Adolphe Schloss beheimatet. Diese wurde 1943 bei seinen jüdischen Nachfahren beschlagnahmt: Während 49 Werke an den Louvre gingen, transportierte man 262 nach Deutschland, wo sie schließlich im Münchner Führerbau gelagert wurden und in weiterer Folge in das von Adolf Hitler geplantes Museum in Linz wandern sollten.

Bei der Plünderung des „Collecting Points“ verschwanden zahlreiche Kunstwerke, darunter auch jene aus der Sammlung Schloss. Seither sucht die Familie nach den Werken, einige konnten gefunden und restituiert werden.

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